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Mitteilung vom 31.03.08

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Geschichte zum Anfassen

Historisches Römerschiff setzt noch im Frühjahr erstmals die Segel

Bewertung:

Hamburg. 2000 Jahre nach der historisch bedeutsamen Varusschlacht, auch bekannt als ¿Schlacht im Teutoburger Wald¿, steuert wieder ein Römerschiff über Lippe und Ems. Wissenschaftler und Studierende der Universität Hamburg, die Werft Jugend in Arbeit e.V. Hamburg-Harburg sowie das Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Haltern lassen dieses Szenario Wirklichkeit werden.

Das 16 Meter lange und fast drei Meter breite Schiff zieht jedoch anders als damals nicht in den Krieg. Stattdessen geht es im Sommer auf eine monatelange, friedliche Reise. Während seiner Fahrt auf Donau, Rhein, Lippe, Ems und Weser kündigt das Römerschiff ein besonderes Ausstellungsprojekt an: ¿IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht.¿

Projektpartner
Partner des Ausstellungsprojektes sind der LWL, die Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH ¿ Museum und Park Kalkriese, der Landesverband Lippe sowie der Kreis Lippe.

Drei Museen an Originalschauplätzen im westfälischen Haltern, im niedersächsischen Kalkriese und in Detmold (Kreis Lippe) beleuchten unter diesem Titel im kommenden Jahr unterschiedliche Facetten des historischen Ereignisses im Jahr 9 nach Christus.

Die Kooperationspartner des Ausstellungsprojektes IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht, die Universität Hamburg sowie die Werft Jugend in Arbeit e.V. haben das über 200.000 Euro teure Schiffsprojekt finanziert.

Der Fahrplan
Der Tag, an dem sich das vier Tonnen schwere Holzschiff zur Erfüllung seiner Mission auf den Weg begibt, rückt langsam näher. In Hamburg findet am 30. Mai die Taufe statt. Zuvor stellt das Kriegsschiff bereits seine Seetauglichkeit und Manövrierfähigkeit unter Beweis. Im Sommer geht das Schiff zum Beispiel in Rheine (11.-13.7.), Nijmwegen (22.-24.8.) und Bonn (29.8.-31.8.) vor Anker. Als weitere Stationen sind u.a. Magdeburg, Mainz, Ingolstadt oder auch Hannover geplant.

Der Startschuss für den Baubeginn fiel im Januar 2007, als das Schiff auf der Harburger Werft von Jugend in Arbeit e. V. auf Kiel gelegt wurde. Zwei Bootsbauer, 17 Studierende und drei Bootsbaulehrlinge arbeiteten seitdem an der Fertigstellung des Schiffes. Als Vorlage für den Bau dienten den Schiffbauern und Studierenden des Seminars für Alte Geschichte zwei römische Schiffwracks, die man im Jahr 1986 in der Nähe des Legionslagers bei Oberstimm unweit von Ingolstadt entdeckte und 1994 barg.

¿Der Befund, nach dem wir uns richten, stammt zwar aus der Zeit um 100 nach Christus, doch die Bauweise von Militärschiffen dieser Größenordnung wird zur Zeit des Varus kaum anders gewesen sein¿, stellt der Hamburger Professor Dr. Christoph Schäfer fest. Bei den Wracks handele es sich um die am besten erhaltenen Funde römischer Kriegsschiffe.

Schäfer leitet die Gruppe von Geschichtswissenschaftlern, die gemeinsam mit dem LWL-Römermuseum in Haltern das Römerschiff in Originalgröße rekonstruieren. ¿Wir haben mit ihm einen erfahrenen Seebären gewonnen, den nicht nur seine private Passion des Segelns für das Projekt prädestiniert¿, spielt Dr. Rudolf Aßkamp, Leiter des LWL-Römermuseums, auf Schäfers frühere Beteiligung am Nachbau eines spätantiken Kriegsschiffes in Regensburg an.

Archäologisches Experiment
Wie leistungsstark und manövrierfähig solche Schiffe waren, ist nicht bekannt. Dies soll in einem archäologischen Experiment ermittelt werden. In diesem Sinne dient das Projekt auch dazu, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Die Fertigstellung des frühkaiserlichen Schiffstypus soll eine Lücke in der experimentellen Schiffsarchäologie schließen.

Testfahrten auf dem Ratzeburger See sollen Mitte April zu Auskünften über Geschwindigkeiten oder Beschleunigungsverhalten führen. Anhand der ermittelten Geschwindigkeiten lassen sich Vermutungen über die Strecken anstellen, die diese römischen Schiffe vor 2000 Jahren am Tag bewältigen konnten. Die Manövrierfähigkeit der Flussfahrzeuge wird sowohl unter Einsatz der 20 Ruderer als auch unter Segel erprobt. ¿Wir wollen wissen, wie hoch man mit dem Schiff an den Wind gehen kann¿, erklärt Schäfer.

Außerdem wollen die Historiker und Archäologen herausfinden, wie lang es dauert, eine Crew für ein solches Kriegsschiff seetauglich zu machen. Von den Antworten auf diese Fragen erwartet sich das Team von Wissenschaftlern neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Etablierung der römischen Herrschaft auf germanischem Boden.

Für den Bau des Schiffes lieferte das Museum für Antike Schifffahrt in Mainz die grundlegende archäologische Studie und stellte ein Modell zur Verfügung, an dem sich die Konstrukteure auf der Harburger Werft orientieren konnten. Die Materialien für den Schiffbau kamen aus Lippe: Dazu zählt zum einen das Eichenholz für das Spantgerüst, einschließlich 700 gedrechselter Holznägel, die das Schiff zusammenhalten. Hinzu kommt Lärchenholz für Planken und Mast sowie Fichte für die Riemen. Das Holz lieferte der Landesverband Lippe aus seinem 16.000 Hektar großen Waldvermögen.

Wie bei den Römern vor 2000 Jahren benutzen die Schiffbauer auch diesmal die Nut- und Federbauweise. Kreissäge und Bohrmaschine kamen damals allerdings nicht zum Einsatz. ¿Wir können zum Glück neben den antiken Techniken zur Rekonstruktion moderne Hilfsmittel verwenden, die Konstruktion des Rumpfes entspricht aber genau dem antiken Vorgänger¿, so Schäfer.

Pressekontakt: Frank Tafertshofer oder Martin Holzhause Telefon: 0251 591-235, Gisela Söger, Tel. 05468 9204-17, gisela.soeger@kalkriesevarusschlacht.de und Katrin Winter, Tel. 05231 9925-28, winter@imperium-konflikt-mythos.de

Weitere Informationen: https://www.imperium-konflikt-mythos.de



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Frank Tafertshofer oder Martin Holzhause, Telefon: 0251 591-235, Gisela Söger, Tel. 05468 9204-17, gisela.soeger@kalkriesevarusschlacht.de und Katrin Winter, Tel. 05231 9925-28, winter@imperium-konflikt-mythos.de
presse@lwl.org



Anlagen:
Anlage 1: Skizze Römerschiff.pdf



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