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Mitteilung vom 18.03.08

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LWL-Volkskundler suchen Fotos:

Rollen, Werfen, Kippen: vom Spiel mit bunten Ostereiern

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Münster (lwl). Seit Wochen stehen die Ostereier in allen Farben in den Geschäften. Ihrer Bestimmung nach werden sie an den Feiertagen meist umgehend verspeist. ¿Das war aber nicht immer so¿, weiß Sonja Böder von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). ¿Noch im vorigen Jahrhundert spielten die Leute zu Ostern auch mit den hartgekochten Eiern.¿ Obwohl diese Spiele weit verbreitet waren, besitzen die Volkskundler davon kaum Bildmaterial. Deshalb bitten sie Fotobesitzer um Mithilfe.

Eier picken, ticken, bixen oder auch kippen: Beim wohl bekanntesten spielerischen Zeitvertreib zu Ostern werden Eier aufeinander gestoßen. Der Spieler, dessen Ei zerbricht, verliert. Die Regeln variieren dabei nur in Details. Meist stand ¿ wie in Bönen (Kreis Unna) ¿ dem Gewinner das Ei zu, ¿ohne dass die Hergabe immer im Ernst gefordert wurde¿, so eine Quelle des Archivs für Westfälische Volkskunde. Natürlich kursierten Tipps für besonders harte Eier, die im Wettstreit einen Vorteil verschafften. Überlanges Kochen oder das Einlegen der Eier in Pferdemist galten als wirkungsvolle Rezepte.

Bevorzugte Treffpunkte für die Osterspiele waren Hügel, für die sich Namen wie Poasche- oder Osterberg einbürgerten. Die Jugend aus Rheine (Kreis Steinfurt) kam am Osterabend auf dem Eierberg zum Eierpicken zusammen. An einigen dieser Stellen verkauften Händler Süßigkeiten und andere Leckereien.

Oft fanden die Spiele auf Wiesen statt. Nicht nur in Iserlohn-Obergrüne (Märkischer Kreis) war das Eierrollen der Renner: Es siegte, wessen Osterei am schnellsten einen steilen Wiesenhang hinunter rollte. Beim Eierwerfen entschied entweder der weiteste Wurf, wie in Hörstel-Bevergern (Kreis Steinfurt), oder aber der höchste. ¿Den Aufschlag musste das Ei überleben, sonst kam es für den Gewinnerwurf nicht in Frage. Zerbrochene Wurfgeschosse verspeisten die Teilnehmer sogleich¿, so Böder augenzwinkernd.

Großer Beliebtheit erfreute sich auch der Eierlauf, der bei Kindern sportlichen Ehrgeiz weckte. In Freudenberg-Alchen (Kreis Siegen-Wittgenstein) standen Mädchen und Jungen hingegen auf einem Steilhang und warfen die Eier im hohen Bogen in eine leicht sumpfige Wiese.

Überhaupt ist aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein ein besonders kreativer Umgang mit Ostereiern überliefert. Für das ¿Osterhäuschen¿ wurde aus mehreren Haselruten ein etwa 20 Zentimeter hoher Bogengang hergestellt und mit Moos gedeckt. An den beiden Ausgängen bildeten in die Erde gesteckte und mit Moos umkleidete Haselstöckchen halbkreisförmige Vorhöfe. ¿Davor knieten die Kinder und rollten sich die Eier durch den Tunnel zu¿, erläutert die LWL-Volkskundlerin.

In Kreuztal-Littfeld gingen Kinder ¿in die Ameisen¿: ¿Wenn die Farbe eingezogen war, rieben die Kleinen die bunten Eier mit einer Speckschwarte ein. Am Nachmittag kamen die Eier in einen Ameisenhaufen, wo sie von Tannennadeln und den Insekten umschlossen lagerten. Durch die ätzende Säure der Ameisen erhielten die Ostereier verzierende Muster¿, sagt Böder.

Während mit den Eiern fast ausschließlich Kinder spielten, taten Erwachsene beispielsweise dies: ¿Am ersten Ostertage zog der Bauer mit Alt und Jung nach seiner Weide und dann wurde dort Ballschlagen geübt¿, heißt es in einem Bericht aus Espelkamp-Isenstedt (Kreis Minden-Lübbecke). Oft war es das einzige Mal im Jahr, dass Erwachsene zum Ballspielen zusammen kamen. In Halle (Kreis Gütersloh) endete das Spiel gewöhnlich mit dem ¿Holskenball¿, einem traditionellen Tanzabend.

Ein Osterfest ohne Osterspiele? Für lange Zeit war das undenkbar. Dennoch existieren im Bildarchiv der Volkskundlichen Kommission kaum Fotos dazu. Die LWL-Volkskundler freuen sich daher sehr über die Zusendung von Bildmaterial. Weitere Informationen erhalten Sie bei Christiane Cantauw unter der Telefonnummer 0251 832-4404.



Pressekontakt:
Martin Holzhause, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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