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Mitteilung vom 03.03.08

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Historiker haben im ¿Land der 1000 Berge¿ 1000 Berg- und Hüttenwerke nachgewiesen

Buch stellt Sauerland als mittelalterliche Montanregion vor

Meschede (lwl). Heute steht das Sauerland als ¿Land der 1000 Berge¿ für Ruhe und Erholung. Das gilt vor allem im Kontrast zum Ballungsraum Ruhrgebiet, der vor wenigen Jahrzehnten noch das wichtigste Industrie- und Montangebiet der Bundesrepublik war. Vor rund 500 Jahren war das noch genau umgekehrt: Vor der industriellen Revolution ging es im heutigen Ruhrgebiet beschaulich zu, während das Sauerland seit dem frühen Mittelalter als wichtiges Montanrevier die Rohstoffe für Werkzeuge und Waffen lieferte. Die Historische Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälische Heimatbund erforscht seit 2001 den Bergbau im Sauerland. Aus dieser Arbeit ist eine Übersicht entstanden, die die LWL-Kommission und der Heimatbund jetzt unter dem Titel ¿Berg-, Hütten- und Hammerwerke¿ als Buch herausgeben.

Die Forscher der LWL-Kommission und des Westfälischen Heimatbundes haben für die Zeit vor 1815 rund 1000 Pingen (kleinere Gang- und Tagebau-Bergwerke), Gruben und sonstige Bergwerke im kölnischen Sauerland (heute Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis, Kreise Olpe, Soest, Paderborn) nachgewiesen. ¿Zu Spitzenzeiten produzierten um 1600 im Sauerland etwa 40 Hüttenwerke Eisen, Kupfer und Blei, die hier von über 120 Hammerwerken weiterverarbeitet wurden¿, ordnet Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Vorsitzender der Historischen Kommission, die Bedeutung des Sauerlandes als Montanrevier der vorindustriellen Zeit ein. ¿Im 16. und 17. Jahrhundert hatte der Bergbau im Sauerland die größte Bedeutung und war europaweit sehr geschätzt.
Obwohl nicht ganz so groß wie der Harz, das Erzgebirge und der Schwarzwald, war das Sauerland eines der wichtigen deutschen Bergreviere.¿ Bereits im 12. und 13. Jahrhundert seien hier außerdem eine der Grundlagen für die Hanse gelegt worden, so der Historiker weiter.

Seit dem frühen Mittelalter haben Bergleute in sauerländischen Gruben und Schächten Erze geför-dert. Das Eisen wurde für Metallwerkzeuge aller Art benötigt, Kupfer für Kanonen und Waffen, Blei für die Salinenproduktion am Hellweg. Zunächst in Rennfeueröfen, später in Hütten- und Hammerwerken an den Bächen und Flüssen verarbeiteten Hüttenwerker und Schmiede die Erze.

Das Buch ¿Berg-, Hütten- und Hammerwerke¿ stellt die Geschichte des Bergbaus in 29 Orten des ehemaligen Herzogtums Westfalen dar. Dazu haben die Autoren Reinhard Köhne und Wilfried Reininghaus archäologische Funde sowie Akten und Urkunden aus 40 Archiven ausgewertet. Die Autoren stellen die strukturellen Veränderungen seit 800 dar, sowie die Auswirkungen des Bergbaus auf die Siedlung und Gesellschaft, die Montanpolitik der Kölner Kurfürsten und die Geschichte der Berg- und Hüttenleute.

Folgende Orte werden ausführlich dargestellt:
Arnsberg, Bestwig, Brilon, Eslohe, Hallenberg-Kirchhundem, Marsberg, Medebach, Meschede, Olsberg, Schmallenberg, Sundern, Winterberg (alle Hochsauerlandkreis)
Attendorn, Drolshagen, Finnentrop, Lennestadt, Olpe, Wenden (alle Kreis Olpe)
Balve, Meinerzhagen-Valbert, Menden, Neuenrade-Affeln (alle Märkischer Kreis)
Anröchte, Ense, Möhnesee, Rüthen, Rüthen-Kallenhardt, Warstein (alle Kreis Soest)
Wünnenberg-Bleiwäsche, Büren/Ringelsteiner Wald (beide Kreis Paderborn)

Wilfried Reininghaus/Reinhard Köhne:
Berg-, Hütten- und Hammerwerke

im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit
Aus der Reihe: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XXII A
Geschichtliche Arbeiten zur Westfälischen Landesforschung, Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Gruppe
637 Seiten, 41 Abbildungen und acht Karten
Münster: Aschendorff Verlag
ISBN 978-3-402-15161-7; 69,00 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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