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Mitteilung vom 29.02.08

Presse-Infos | Kultur

Dreimaliger Denkmalbau, doppelter Denkmalsturz

Vortrag über Friedrich Wilhelm im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

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Witten (lwl). Mehr als 150 Jahre lang waren die Verdienste des Grafen Friedrich Wilhelm von Reden im Ruhrgebiet fast vergessen. Anders in Oberschlesien, der zentralen Wirkungsstätte des Industriepioniers ¿ die dortigen Schlotbarone setzten ihm 1853 in der Stadt Königshütte im deutsch-polnischen Grenzgebiet ein Denkmal. Zu einem Vortrag über die sehr wechselvolle Karriere dieses Reden-Standbilds lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Mittwoch, 5. März, in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten ein. Der Vortrag von Dr. Thomas Parent beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Im 20. Jahrhundert wurde von Reden unter dem Einfluss eskalierender Spannungen von nationalbewussten Polen mal als Vorkämpfer des Deutschtums beargwöhnt, mal als brutaler Ausbeuter der Bergarbeiter verurteilt, mal als imperialistischer Kriegshetzer diffamiert. Die Nationalsozialisten hingegen missbrauchten das Andenken Redens als Legitimation fragwürdiger Besitzansprüche im "deutschen Osten". In einem vergifteten Klima von Unverständnis und Nationalhass wurde das Reden-Denkmal 1939 gestürzt, 1940 wieder aufgestellt,1945 erneut demontiert und mit Ausnahme des Bronzekopfes als Altmetall verkauft. Die Wende von 1989 ermöglichte in Oberschlesien ein starkes Interesse der polnischen Bevölkerung an der ehemals deutschen Geschichte ihrer Region. Ein neues Reden-Denkmal konnte 2002 auf dem Hüttenplatz von Chorzow, dem ehemaligen Königshütte, feierlich enthüllt werden, nun als Symbol für polnisch-deutsche Völkerverständigung im Vereinten Europa.

In seinem Vortrag hinterfragt Thomas Parent zunächst die Funktion historischer Denkmäler und geht anschließend auf die wechselvolle Karriere des Reden-Denkmals von Königshütte ein. Der Bildvortrag steht im Zusammenhang mit einem Forschungsschwerpunkt zur deutsch-polnischen Geschichte im Industriezeitalter, den das LWL-Industriemuseum seit mehreren Jahren verfolgt.
Im Vorfeld des Vortrags besteht ab 18 Uhr die Möglichkeit zum Rundgang durch die Ausstellung "Im Auftrag seiner Majestät - Die Reise des Oberbergrats Friedrich Wilhelm von Reden von Oberschlesien ins Ruhrtal".

Weitere Veranstaltungen der Vortragsreihe:
19.03.2008
Friedrich Wilhelm von Reden und der schlesische Eisenkunstguss. Vortrag von
Dr. Idis B. Hartmann, Oldenburg.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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