Mitteilung vom 21.02.08
Presse-Infos | Kultur
¿Salon Frauenbilder¿ im LWL-Industriemuseum
Frauenrechtlerin Hedwig Dohm in Szene gesetzt
Witten (lwl). Lange vor Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer gab es in Deutschland Streiterinnen für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Im 19. Jahrhundert war Hedwig Dohm (1831-1919) eine der wichtigsten Wegbereiterinnen der Frauenemanzipation. Der Berliner Literatin und Journalistin ist der nächste ¿Salon Frauenbilder¿ gewidmet, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag, 28. Februar, von 17 bis 19 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall nach Witten einlädt.
Überschrieben ist der Nachmittag mit einem Zitat von Hedwig Dohm: "Aber - ich soll ein wahres Weib sein?!". Unter dieser Überschrift stellen die Expertinnen Nikola Müller und Isabel Rohner aus Köln, die an einer Gesamtausgabe des Dohmschen Werkes arbeiten, das vielseitige und faszinierende Werk der Vor- und Querdenkerin vor und geben Einblicke in das Leben der Autorin. Durch den Abend führt als Moderator und in den Rollen prominenter ¿Anti-Feministen¿ wie Friedrich Nietzsche oder Georg Groddeck der Kölner Schauspieler Gerd Buurmann. ¿Betrachtet man heute Frauenrechte und Geschlechterverhältnisse weltweit, so führt die spannende Präsentation des Trios Brisanz und Aktualität der Äußerungen Hedwig Dohms und ihres Mottos ¿Mehr Stolz ihr Frauen!¿ deutlich vor Augen¿, so Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum, die die Veranstaltungsreihe initiiert hat.
Hedwig Dohm
Hedwig Dohm wuchs als ältestes Mädchen unter 17 Geschwistern in Berlin auf. Ihre - im Vergleich zu den Brüdern - schlechte Ausbildung an einer Mädchenschule gilt als wesentlicher Motor für ihre Forderung nach gleichen Ausbildungschancen. 1853 heiratete sie den Autor Ernst Dohm; fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor. Durch den Ehemann, der für das Satireblatt Kladderadatsch arbeitete, bekam sie Kontakt mit der geistigen Elite der Berliner Gesellschaft. Sie selbst begann erst ab 1870 zu schreiben, war aber von da ab ungeheuer produktiv. Bis zu ihrem Tod im Alter von 88 Jahren veröffentlichte Hedwig Dohm zahlreiche Romane, Novellen, Essays und über 80 Aufsätze, Rezensionen, Polemiken und andere gesellschaftskritische Artikel.
Viele ihrer streitbaren Veröffentlichungen entstanden in Auseinandersetzung mit bekannten Kapazitäten der Zeit wie Virchow, Nietzsche und Maupassant. Thomas Mann, den Mann ihrer Enkelin Katia, nannte sie einen "gottverdammten Antifeministen". All ihre Publikationen hatten ein Ziel: Die rechtliche, soziale und ökonomische Chancengleichheit für Frauen zu erreichen. Bereits 1873 forderte sie das Wahlrecht für Frauen, das ihnen im Deutschen Reich erst 1919 zugestanden wurde. Als in den 1880er Jahren der radikale Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung erstarkte, schloss sich Hedwig Dohm der Gruppe an. Die Hauptausdrucksform für ihr feministisches Engagement blieben aber ihre Schriften.
Hedwig Dohm, die heute nur noch wenigen bekannt ist, war um die Wende zum 20. Jahrhundert eine vielbeachtete und anerkannte Schriftstellerin. Zu ihrem Tod 1919 erschienen in ganz Deutschland zahlreiche Nachrufe in Zeitschriften und Tageszeitungen, die ihr Werk würdigten.
Hintergrund: Salon ¿Frauenbilder¿
Die Veranstaltungsreihe des LWL-Industriemuseums ist ein spezielles Angebot insbesondere - aber nicht ausschließlich - für Besucherinnen. In entspannter Atmosphäre werden Kurzvorträge, Lesungen, Bilder, Literatur ¿ oder auch Kochrezepte ¿ angeboten. Das Gehörte und Gesehene soll Anregungen für Gedanken- und Informationsaustausch, für kritische Diskussionen und Analysen bieten. Damit die Sinne nicht zu kurz kommen, wird jeder Salon begleitet von passender Musik, Getränke und Gebäck gehören ebenfalls zum Angebot. Die Auswahl der Portraits orientiert sich am Themen- und Zeitspektrum des Museums.
Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich, es wird nur der normale Museumseintritt erhoben (2,40 ¿ pro Person).
Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos