LWL-Newsroom

Mitteilung vom 17.01.08

Presse-Infos | Kultur

Erlebte Bewegung: Ernst Ludwig Kirchner

LWL-Landesmuseum zeigt die Entwicklung vom Jugendstil zum Expressionismus

Bewertung:

Münster (lwl). Das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster präsentiert bis zum 17. Februar in einer umfassenden Ausstellung mit über 200 Exponaten die bekannte Kunst des ¿Blauen Reiters¿ (Kandinsky, Marc, Klee) und der ¿Brücke¿ (insbesondere Kirchner) in einem neuen Zusammenhang. Erstmals werden im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit der Ausstellung ¿Freiheit der Linie - Von Obrist und dem Jugendstil zu Marc, Klee und Kirchner¿ die Ursprünge des Expressionismus im Münchner Jugendstil um 1900 aufgezeigt. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate der Ausstellung vor. Der führende Künstler der Expressionistengruppe "Brücke", Ernst Ludwig Kirchner, hat nie Malerei studiert. Er war gelernter Architekt. Im Winter 1903/04 unterbrach er seine Ausbildung in Dresden, um in München die Ausdrucksmittel des "Jugendstils" zu studieren.

Kirchner besuchte in München die Privatschule von Hermann Obrist, dem Propheten des neuen Stils, und lernte bei ihm "Akt" und "Komposition". Obrist verurteilte das stumpfsinnige Abzeichnen und forderte: "Die Schüler sollten nichts, gar nichts abzeichnen, was sie nicht gefesselt hat." Sie zeichneten Pflanzen, Wurzeln oder abstrakte Ornamente, bei denen eine Kurve auf die andere folgte. ¿Das Auge gerät in Bewegung, und der Betrachter empfindet das Wachsen, das Sich-Winden und das schnelle Hervorschießen einer Linie als Ausdruck des Gefühls¿, erklärt Dr. Erich Franz, Kurator am LWL-Landesmuseum.

Die Schule von Obrist verband angewandte und freie Kunst; man lernte auch das Figurenzeichnen auf neue Art. Die Akte bewegten sich, sie spielten Ball oder veränderten ihre Stellung, und in 20Minuten musste die Zeichnung fertig sein. Ein genaues Nachzeichnen, Modellieren und Schattieren war dabei nicht möglich. Schnelle Striche wurden zu Zeichen für die Bewegung der Körper. Später hat Kirchner zusammen mit seinen Künstlerfreunden solche "Hieroglyphen" von bewegten Figuren in sogenannten "Viertelstundenakten" geübt.

Ein gutes Jahr nach dem Münchner Aufenthalt gründete Kirchner im Juni 1905 in Dresden zusammen mit Heckel, Schmidt-Rottluff und Bleyl die Künstlergruppe "Brücke". Der Ausdruck der Gefühle durch Bewegung wurde zu ihrem Programm: "Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt." Im gleichen Jahr entstand Kirchners Holzschnitt "Entführung" aus der Folge "Zwei Menschen". Das Bild zeigt einen nackten Mann, der ein widerstrebendes Mädchen davonträgt. Über dieser realistischen Darstellung sieht man ein abstraktes Jugendstilornament: Aus einer statischen Form bricht plötzlich ein kurviger Linienschwung hervor. Die Form erzeugt eine Bewegung des Auges, die der Betrachter als "Ausdruck" verspürt. Später hat Kirchner seine realistischen Darstellung direkt mit den linearen Augenbewegungen verschmolzen. Die Linienschwünge steigerten die Motive. Damit führte Kirchner den Grundsatz von Obrist weiter: "Kunst ist gesteigertes Leben."

Pressekontakt: Claudia Miklis, Telefon 0251 5907-168, claudia.miklis@lwl.org
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235, presse@lwl.org

Achtung Redaktionen:
Das Bild und den Text finden Sie zum Download im Internet unter https://www.lwl.org ("Presse", "Presse-Infos").

Der LWL in schnell:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 35 Förderschulen, 19 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten deutschen Hilfezahler für behinderte Menschen erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 100 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.





Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos