Mitteilung vom 07.01.08
Presse-Infos | Kultur
Die Grausamkeit der Orchidee
LWL-Landesmuseum zeigt abstraktes Ornament von Macke
Münster (lwl). Das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster präsentiert bis zum 17. Februar 2008 in einer umfassenden Ausstellung mit über 200 Exponaten die allseits bekannte Kunst des "Blauen Reiters" (Kandinsky, Marc, Klee) und der "Brücke" (insbesondere Kirchner) in einem neuen Zusammenhang. Erstmals werden im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit der Ausstellung "Freiheit der Linie - Von Obrist und dem Jugendstil zu Marc, Klee und Kirchner" die Ursprünge des Expressionismus im Münchner Jugendstil um 1900 aufgezeigt. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate der Ausstellung vor.
Gemeinsames Thema der ausgestellten Kunstwerke ist die Bewegung. In Kunsthandwerk und Architektur, in Bildern und Skulpturen gestaltete der Jugendstil ausdrucksvolle lineare Bewegungen, die bereits durch ihre bloßen Verläufe Empfindungen darstellen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Wirken des Bildhauers, Kunstgewerblers und Lehrers Hermann Obrist (1862-1927) in München. Bereits vor 1900 verselbständigte er lineare und rhythmische Bewegungen zu abstrakten und ausdrucksgeladenen Formen. Zu den ausgestellten Werken gehört auch das ¿Ornament¿ von August Macke.
August Macke hatte 1904 sein Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie begonnen, das hauptsächlich im Abzeichnen von verstaubten "Gipsklamotten" bestand. Ein Jahr später belegte er zusätzlich die Abendklasse der Kunstgewerbeschule und war begeistert: Man könne alle Techniken ausprobieren, Ornamente entwerfen, lebende Goldfische zeichnen, "überhaupt alles mehr Leben", wie Macke an seine Freundin Elisabeth Gerhardt in Bonn berichtete.
Die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule wurde damals von dem Gestalter und Architekten Peter Behrens geleitet, der kurz zuvor zum Kreis der Münchner Jugendstilkünstler gehörte. Entsprechend verrieten die Schülerarbeiten den Einfluss des Jugendstils. Von Macke hat sich aus dem Jahr 1905 ein "Ornament" erhalten, das aus fließenden Parallelstreifen besteht und einem Schmetterling ähnelt.
An seine Freundin Elisabeth schrieb Macke, wie er in der Kunstgewerbeschule so ein abstraktes Ornament entwickelte: er nahm eine Orchidee und drang im Geiste in deren Formen ein, die sich dabei mit allen möglichen fantastischen Vorstellungen aufluden: "Ich sage Dir, wenn man so jeden Abend eine rätselhafte Orchidee in die Hand bekommt und in die Wunder dieser Formen eindringen kann, die so indisch sind und aus denen bald der Schimmer der Nacht, bald das Glitzern der Wasser und bald die Grausamkeit eines Weibes lauert..."
Der junge Macke erlebte bei seiner Begegnung mit den bewegten Linien des Jugendstils zum ersten Mal die Ausdruckskraft reiner Formen. Später nahm er noch viele andere Anregungen auf, aber immer war für ihn entscheidend, "eine starke lebendige Empfindung zu gestalten". Ausdrücklich kam es ihm nicht darauf an, die Natur nachzuahmen, sondern durch die besondere Spannung von Farben, Linien und Flächen eine "Bewegung im Beschauer zu erregen".
Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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