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Mitteilung vom 26.10.07

Presse-Infos | Kultur

Vom Blauen Reiter und freien Linien

LWL-Landesmuseum zeigt die Entwicklung vom Jugendstil zum Expressionismus

Bewertung:

Münster (lwl). Das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster präsentiert vom 25. November 2007 bis zum 17. Februar 2008 in einer umfassenden Ausstellung mit über 200 Exponaten die allseits bekannte Kunst des ¿Blauen Reiters¿ (Kandinsky, Marc, Klee) und der ¿Brücke¿ (insbesondere Kirchner) in einem neuen Zusammenhang. Erstmals werden im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) mit der Ausstellung ¿Freiheit der Linie ¿ Von Obrist und dem Jugendstil zu Marc, Klee und Kirchner¿ die Ursprünge des Expressionismus im Münchner Jugendstil um 1900 aufgezeigt. In einer Serie stellt der LWL ausgewählte Exponate der Ausstellung vor.

Gemeinsames Thema der ausgestellten Kunstwerke ist die Bewegung. In Kunsthandwerk und Architektur, in Bildern und Skulpturen gestaltete der Jugendstil ausdrucksvolle lineare Bewegungen, die bereits durch ihre bloßen Verläufe Empfindungen darstellen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Wirken des Bildhauers, Kunstgewerblers und Lehrers Hermann Obrist (1862¿1927) in München. Bereits vor 1900 verselbständigte er lineare und rhythmische Bewegungen zu abstrakten und ausdrucksgeladenen Formen.

Der Almanach ¿Der Blaue Reiter¿ war ein Gründungsmanifest der Moderne. 1911 verfasste Wassily Kandinsky zusammen mit Gabriele Münter und August Macke jenen Sammelband mit Künstlertexten, die vor allem auf eines forderten: dass Kunst nicht in der Nachahmung von Natur besteht.

Der Russe Kandinsky hatte seit 1896 in München Kunst studiert. Besonders interessierte ihn das neue Kunstgewerbe des Jugendstils, das sich von ¿alten Mustern¿ abwandte und fast abstrakte Ornamentformen schuf. Der ¿neue Stil¿ verwendete starke und schwungvolle Linien und erreichte damit eine überzeugende Einfachheit, die Kandinsky als ¿Wiedergeburt¿ der Malerei und als Beginn einer ¿großen Kunstepoche¿ ansah. Für ihn war Kunstgewerbe genauso wichtig wie Malerei. Daher hielt er auch engen persönlichen Kontakt zum Begründer des Münchener Jugendstils, Hermann Obrist.

Im Almanach ¿Der Blaue Reiter¿ hob Kandinsky hervor, eine Linie diene nicht nur der Konturierung, sondern könne auch als ¿rein malerisches Mittel¿ verwendet werden und durch ihre Kurvenintensität ¿Kräfte¿ sichtbar machen. In frei verlaufenden Bahnen führte Kandinsky die Linie über das Bild. Das erinnert deutlich an Hermann Obrist und den Jugendstil.

Für den Umschlag des Almanachs ¿Der Blaue Reiter¿ schuf Kandinsky mehrere Entwürfe, die geradezu lehrbuchartig darstellen, wie Linien als ¿dynamische Energien¿ auf den Betrachter wirken. Eine angenehm ruhige Schlängellinie läuft im unteren Bildraum herab und kreuzt eine eher bedrohlich aufsteigende Welle. Rechts oben zielt eine weit geschwungene Linie nach unten und umspielt die Strahlen einer sonnenartigen Form. Links oben ¿zischt¿ ein breiter, rotbrauner Streifen nach oben, der den Eindruck von Kraft und Schnelligkeit vermittelt. Der angedeutete Umriss eines galoppierenden Reiters verstärkt dieses Aufwärtsstreben.

Kandinsky schuf mit diesem Entwurf ein Werk ¿reiner Formkunst¿, das ganz offensichtlich Anregungen des Münchener Jugendstils aufnimmt. Er befreite die Linie vom Gegenstand, so dass sie in ihren abstrakten Verläufen Gefühle wie Sanftheit, Bestimmtheit oder Verspieltheit vermitteln konnte. Damit wurde der Jugendstil zum direkten Vorläufer abstrakter Kunst.



Pressekontakt:
Claudia Miklis, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Telefon: 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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