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Mitteilung vom 10.05.07

Presse-Infos | Der LWL

Jetzt geht die Party richtig los: Hausbar, Käseigel und Ordnungsverfügung - LWL-Wanderausstellung zur Kulturgeschichte der privaten Feiern

Lüdinghausen (lwl). Wen lade ich ein? Was biete ich zu essen und zu trinken an? Und welche Musik passt am besten? Die Fragen, die sich ein Gastgeber vor einer mehr oder weniger spontanen Party stellt, sind immer wieder die gleichen. Doch die Antworten haben sich in den letzten 60 Jahren sehr verändert. Das zeigt die Wanderausstellung ¿Heut¿ laden wir uns Gäste ein¿, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in acht westfälischen Museen präsentiert, anhand von 200 Exponaten von der Einladungskarte über Ratgeberliteratur und Partygeschirr bis hin zur Hausbar aus den 1950er Jahren. Erste Station der Ausstellung ist das Münsterlandmuseum Burg Vischering in Lüdinghausen (13. Mai bis 10. Juni).

Über ein Jahr lang hat LWL-Ausstellungsmacherin Anke Wielebski Suchaufrufe gestartet, in Partykellern gestöbert, Bowle-Schalen begutachtet, Einladungskarten studiert und Interviews geführt. Dabei haben ihr viele Menschen in ganz Westfalen geholfen und ihr nicht nur viele Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt, sondern ihr auch Fotoalben gezeigt und viele Party-Geschichten erzählt. Dabei hat Wielebski herausgefunden, was in welcher Form zubereitet auf Partys gegessen und getrunken wurde, wie die Westfalen gefeiert haben und dass sie gar nicht immer zum Lachen in den (Party-) Keller gegangen sind. Ergebnis ihrer Arbeit ist eine Ausstellung, die ¿einen intimen Blick durchs Schlüsselloch auf ganz individuelle Lebengeschichten erlaubt und schlaglichtartig die Geschichte des privaten Feierns in Westfalen erhellt¿, so die Ausstellungsmacherin.

Die Ausstellung startet in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre und endet in der Gegenwart. Nach einem kurzen Einblick in die Lebensumstände der unmittelbaren Nachkriegszeit gilt für die frühen 1950er Jahre: ¿Man benimmt sich wieder.¿ Eine Fülle von Ratgebern zeugt von dieser weit verbreiteten Einstellung. Dabei weist beispielsweise 1954 ein Ratgeber der jugendlichen Gastgeberin klar ihre Rolle zu: ¿...jeden einzelnen deiner Gäste glücklich zu machen, und zwar den ganzen Menschen, nicht nur den Magen mit der bewussten Torte, nicht nur das Herz mit vielen guten Worten, nicht nur den Geist mit brillanter Unterhaltung, sondern alles miteinander.¿ Während nur zwei Jahre später ein weiteres Buch rät, der Mutter eine Kinokarte zu schenken, ¿als Dank für die Hilfe, aber gleichzeitig auch als freundschaftlicher Stups, weil man alleine feiern möchte¿, sagt ein peppig aufgemachtes Buch 1979 überraschender Weise, man könne von den Eltern nicht verlangen, dass ¿sie ins Kino gehen, wenn die Party steigt. Sie sollen zwar nicht die ganze Zeit mitfeiern, aber als gute Geister im Hintergrund können sie dir helfen, mit unvorhergesehen Situationen fertig zu werden¿. ¿Hier schlagen sich wohl Erfahrungen mit aus dem Ruder gelaufenen Party der 1970 Jahre nieder¿, vermutet Wielebski.

In den 1950er Jahren ging es nicht nur um das Benehmen, auch die wirtschaftlichen Fortschritte wirkten sich auf die Feierkultur aus: ¿In dieser Zeit kam eine schier unglaubliche Menge von Gebrauchsgegenständen für Partys auf den Markt: Salzstangenhalter, Serviettenhalter, Abbieteschalen, Gläsersets, Cocktailspieße und das Ganze in sehr bunten Formen und Farben¿, so Wielebski.

Mit dem steigenden Wohlstand in den 1960er Jahren rückte das Essen immer mehr in den Mittelpunkt der Party. Dabei empfiehlt die zeittypische Kochbuchliteratur den Gastgebern vor allem das kalte Büffet. ¿Das hat sich bis heute kaum verändert¿, hat Wielebski festgestellt. ¿Es galt zu zeigen was man hat, dazu bediente man sich auch gerne neuer Formen der Bewirtung mit Fondue oder Ra-celette.

In den 1970er Jahren gingen die Westfalen dann zum Feiern in den Keller: Die kleine Hausbar im Wohnzimmer genügte den Ansprüchen nicht mehr, bei vielen Neubauten der 1960er und 1970er Jahre wurde die Kellerbar gleich mitgeplant. ¿Die Vorteile liegen auf der Hand: Lärm, Rauch und die Feierreste werden aus dem unmittelbaren Wohnbereich verbannt¿, erklärt Wielebski. Diese Entwicklung schlägt sich natürlich in besonderen Einrichtungsgegenständen wie Erdnuss-Spendern und besonderen Tapeten nieder.

¿Ein bisschen Spaß muss sein!¿ oder ¿Let¿s Party¿, tönte es in den 1980er Jahren durch die Partykeller. Jetzt stand die Musik im Vordergrund. Je nach Musikgeschmack animierten Stimmungslieder, Party-Sound oder Feten-Hits zum Mitsingen und -tanzen. Die immer leistungsstärkeren Musikanlagen sorgen dann allerdings auch für die eine oder andere Störung ruheliebender Nachbarn. Das thematisiert die Ausstellung in Form von Anzeigen und Bußgeldbescheiden. Doch bevor die in der Ausstellung gezeigten Anzeigen kommen, gilt es am ¿Tag danach¿ mit dem Kater fertig zu werden. Dazu präsentiert die Ausstellung einige Tricks und Mittelchen und räumt mit einigen Vorurteilen auf. Beispielweise mit dem wirkungslosen ¿Stützbier¿, das besagt, dass man mit dem Getränk weitermachen soll, mit dem man aufgehört hat.

Neben einer Fülle an Gebrauchsgeschirr und Partyutensilien zeigt die LWL-Ausstellung Schallplatten, CDs, Kofferplattenspieler, Einrichtungsgegenstände für die Kellerbar und Hilfsmittel für die Zubereitung eines kalten Büffets. Zahlreiche Kochbücher, Ratgeber für die richtige Gestaltung einer Feier und Privatfotos von Feiern ergänzen die Sammlung.

Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog erschienen, der die Themen der Ausstellung vertieft. Er ist für 12,-- Euro an der Museumskasse erhältlich oder kann unter wma.info@lwl.org bestellt werden. Außerdem bietet das LWL-Museumsamt für Westfalen ein museumspädagogisches Programm an: Jüngere Besucher können in der Ausstellung ihren Kindergeburtstag feiern, für Erwachsene gibt es ebenfalls spezielle Programme.

Heut¿ laden wir uns Gäste ein¿
Kulturgeschichte der privaten Feiern nach 1945

Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen
Münsterlandmuseum Burg Vischerin, Lüdinghausen
13. Mai bis 10. Juni
Öffnungszeiten: täglich außer montags 10 bis 17.30 Uhr

Weitere Ausstellungsstationen:

Stadtmuseum Gütersloh
17. Juni bis 2. September 2007

Medizin- und Apothekenhistorisches
Museum Rhede
9. September bis 4. November 2007

Westf. Schieferbergbau und Heimatmu-
seum Holthausen, Schmallenberg
11. November 2007 bis 6. Januar 2008

Mindener Museum für Geschichte,
Landes- und Volkskunde
12. Januar 2008 bis 9. März 2008

Bauernhaus Museum, Bielefeld
16. März 2008 bis 11. Mai 2008

Herman-Grochtmann-Museum, Datteln
18. Mai 2008 bis 13. Juli 2008

Stadtmuseum Brakel
20. Juli 2008 bis 14. September 2008



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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