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Mitteilung vom 13.03.07

Presse-Infos | Der LWL

Plettenberger haben mit Tabakladen ein Stück Lokalgeschichte gerettet ¿ LWL kürt das Haus zum Denkmal des Monats

Plettenberg (lwl). Wer die bescheidene Doppelhaushälfte an der Wilhelmstraße Nr. 33 in Pletten-berg (Märkischer Kreis) mit seinen niedrigen Decken und der schmalen Stiege betritt, glaubt, die Zeit wäre um 1950 stehen geblieben. Mit seinem bescheidenen Komfort hatte das Haus eigentlich keine Zukunft mehr. Doch drei engagierte Plettenberger kauften es mit Ausstattung und Mobiliar und restaurierten das mittlerweile denkmalgeschützte Haus mit dem Tabakladen ¿Matta Heynes¿. Deshalb zeichnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Haus jetzt als Denkmal des Monats März aus.

¿Lars Niggemann, Dr. Peter Vieregge und Thomas Großheim haben das Haus als lebendes Ge-schichtszeugnis in seiner gewachsenen Umgebung erhalten. Das kleine Haus hätte man nur mit gro-ßem Verlust an historischer Substanz zeitgemäß umnutzen können. Die drei bekennenden Pletten-berger haben es samt Einrichtung liebevoll und behutsam gesichert und somit ein Stück Plettenber-ger Lokalgeschichte gerettet. Das ist ein absoluter Glücksfall für die Denkmalpflege¿, lobt LWL-Denkmalpfleger Dr. David Gropp.



Donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 12.30 Uhr öffnen die drei Eigentümer wie in alten Zeiten den Tabakladen. Die ebenfalls erhaltenen Wohnräume im Oberge-schoss bieten Zigarrenrauchern die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft zu frönen: ¿Diese Räume mit ih-rem etwas angestaubten Charme der 1950er Jahre dienen heute als Rauchersalons. Vielleicht kön-nen sie ja in Zukunft den aus öffentlichen Gaststätten vertriebenen Rauchern eine adäquate Herber-ge bieten ¿, so Gropp.

Zwischen den hohen Brandmauern der um 1900 entstandenen Nachbargebäude wirkt die Doppel-haushälfte noch kleiner, als sie ohnehin schon ist. Die übrigen Nachbarhäuser wurden ebenso wie die andere Haushälfte am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Opfer der Modernisierungswelle, als sich die Willhelmstraße zu einer städtischen Geschäftsstraße entwickelte. Von der guten Geschäftslage profitierte auch der Zigarrenmachermeister Curt Heyne, der im Erdgeschoss des Hauses einen klei-nen Laden einrichtete.

Im Obergeschoss wohnte seine Familie, unter dem Dach richtete Heyne den Tabak zu und wickelte die Zigarren. Die Ladeluke mit dem Lastenaufzug zeugt heute noch von den ehemaligen Wer-kstatträumen unter dem Dach. Das Geschäft lief gut, die Zigarren von Heyne waren beliebt. Als er mit nur 37 Jahren starb, übernahm seine Frau die Zigarrenproduktion, um sich und die sechs Kinder durchzubringen. Den schon geplanten Umbau des Hauses verhinderte nach dem Ersten Weltkrieg die einsetzende Inflation. Im Laufe der Zeit ersetzten Marken-Zigarren den Verkauf selbsthergestellter Ware.

1949 übernahm Martha Heyne das Geschäft von ihrer Mutter. Kurz danach wurde es zum letzten Mal modernisiert, so dass es jetzt den Charme der 1950er-Jahre ausstrahlt. Nur das große Schaufenster weist auf das Geschäft hin, das man durch den separaten und unscheinbaren Hauseingang erreicht. ¿Martha Heyne hat über 50 Jahre tagein, tagaus in ihrer an das Ladenlokal angrenzender Küche auf Kunden gewartet. Hier konnte sie sehen und hören, wenn jemand in den Laden kam und hinter den Verkauftresen treten, um den Kunden die gewünschte Ware zu verkaufen¿, so Gropp.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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