Mitteilung vom 22.11.06
Presse-Infos | Der LWL
Passend zum Einzug der Büros zeichnet der LWL das ehemalige Schmitmannsche Haus als Denkmal des Monats aus
Menden (lwl). In nur zehn Monaten haben Manuela und Peter Hoppe das ehemalige Schmitmann-sche Haus aus dem Jahr 1571, das auch als ¿altes Rathaus¿ in Menden (Märkischer Kreis) bekannt ist, saniert und für die Nutzung als Bürogebäude umgebaut. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeichnete das Haus zum Einzug am Dienstag (21.11.) als Denkmal des Monats November aus. ¿Die Sanierung dieses vielschichtigen Gebäudes, das hinter seinen Oberflächen viel mehr Geschichte verbirgt, als auf den ersten Blick zu vermuten ist, ist ausgesprochen gut gelungen. So blieb zum Beispiel das wohl älteste Stück Schieferdeckung Westfalens erhalten und ist im offenen Dachstuhl sichtbar¿, begründet LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Seifen die Auszeichnung.
Die Stadt Menden verkaufte das Gebäudes im Dezember 2005 an die heutige Eigentümerin Manuela Hoppe, die schon im Vorfeld gemeinsam mit ihrem Mann Peter Hoppe und zusammen mit ihren
Architekten, Hans-Georg Simon und Stephan Voß aus Menden, erste Gespräche mit der Denkmalpflege über notwendige Erhaltungsmaßnahmen und die geplante Sanierung dieses Denkmals führte.
Die Aufgabe, dem Denkmalschutz bei der Sanierung dieses Gebäudes angemessen Beachtung zu schenken, sahen alle Beteiligten als Chance, hier ein beispielhaftes Projekt zu realisieren. Seifen bezeichnet die Sanierung als sehr anspruchsvoll, da die gesamte innere Holzkonstruktioen, das heißt fast alle Deckenbalken und zahlreiche Dachbalken wie auch einige Fachwerkwände gründliche saniert und statisch stabilisiert werden mussten.
Laut einer Inschrift im Türsturz (¿Has aedes fiere fecit Betru Schmitmann anno 1571¿) ließ Petrus Schmitmann das Haus am Kirchplatz 4 neben der St. Vincenzkirche 1571 als zweigeschossigen verputzten Bruchsteinbau erstellen, der ein mit Schiefer eingedecktes Dach besaß. ¿Das Haus diente möglicherweise nicht nur als Wohnhaus sondern auch als Gerichtsgebäude. Denn der Er-bauer und die nachfolgenden Generationen im 17. Jahrhundert waren Richter und haben mehrfach das Amt des Bürgermeisters bekleidet. Im Keller des Hauses befindet sich ein kleiner Raum, der als Gefängniszelle gedient haben könnte¿, erklärt Seifen. Nachdem das Haus von den beiden großen Stadtbränden 1652 und 1663 weitgehend unbeschadet geblieben war, ließ Johann Wilhelm Schmitmann das Haus 1715 erweitern und umbauen. Dabei erhielt es die heutige Giebelfassade zum Kirchplatz, das auffällige Portal und ein höheres Dach. ¿Darunter blieb die alte Dachkonstruktion und ein Teil des ursprünglichen Schieferdaches erhalten und war in den letzten 300 Jahren so bestens vor Witterungseinflüssen geschützt. Dachdeckung aus Schiefer konnte im 16. Jahrhundert nur für besonders repräsentative Bauen gewählt werden. Diese wohl älteste erhaltene Schiefereindeckung ist einzigartig ¿, freut sich Seifen.
1849 kaufte die Stadt Menden das Haus bei einer Zwangsversteigerung und stellte darin Räume für das Amtsgericht zur Verfügung. In den folgenden Jahren waren in einigen Räumen des Hauses außerdem die höhere Stadtschule untergebracht, später das Rathaus, die Sparkasse und noch einmal das Amtsgericht. Nach 1923 vermietete die Stadt das Ober- und das Dachgeschoss an den christlichen Gewerkschaftsbund, im Erdgeschoss richteten die Stadt und der katholische Borromäusverein eine Bücherei ein, die hier bis 1990 ehrenamtlich betrieben wurde. Zuletzt nutzte auch die Musikschule einige Räume des Gebäudes.
Beim aktuellen Umbau wurden einige Leichtbauwände entfernt, die keinen Denkmalwert hatten. Auf diese Weise gelang es, für die neue Nutzung angemessen große Räume zu schaffen. Um den Eingangsbereich besser nutzen zu können, wurde auch in Absprache mit den LWL-Denkmalpflegern eine Fachwerkwand aus dem Umbauphase von 1715 um einige Meter verschoben. Die wenig zum Haus passende Treppe, die in den 1970er Jahren eingebaut worden war, wurde durch eine großzügigere ersetzt. Kleinere Reste von älterem Putz und Anstrichen erhielten die Bauherren unter dem neuen Putz. Über dem Erdgeschoss konnte eine Dielenlage mit breiten Eichenbrettern aus dem 16. Jahrhundert erhalten werden, die nun als Deckenuntersicht den Besprechungsraum prägen.
Damit die künftigen Büroräume hell genug sind, ersetzte das Architekturbüro die alten kleinen Dachgauben durch dreiseitig verglaste Gauben und schuf anstelle der ehemaligen Putzhaut für das Fachwerk am Giebel eine transparente Glashaut. ¿So werden die Räume nicht nur heller, die neue Außenhaut schützt die reparierte und zum Teil erneuerte Fachwerkkonstruktion auch vor Witterungseinflüssen¿, freut sich Seifen über die Lösung, die Denkmalpfleger, Eigentümer und Archi-tekt gefunden haben.
Erhalten blieb auch die historische Holztür von 1715, die so umgebaut wurde, dass sie moderne Anforderung an Dichtigkeit und Kälteschutz erfüllt. ¿Das Gebäude präsentiert eindeutig seine neuen Seiten und schmückt sich selbstbewusst mit seiner alten zu bewahrenden Substanz¿, so Seifen.
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