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Mitteilung vom 13.10.06

Presse-Infos | Der LWL

Vom Mini-Ding zum Mega-Dong
Glocken-Ausstellung im LWL-Industriemuseum Henrichshütte

Bewertung:

Hattingen (LWL). ¿Die Glocke ist ein umgedrehter Eimer¿, meint Glocken-Experte Hans Drescher. Wer etwas mehr über Glocken und ihre Geschichte wissen möchte, ist beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) richtig. ¿Glock auf! ¿ von Gießern, Glocken und Geläute¿ heißt die Ausstellung, die ab Freitag, den 20.Oktober im Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte zu sehen und natürlich auch zu hören ist (bis 7. Januar 2007).

Leni Meinecke, stellvertretende Bürgermeisterin Hattingens, und Nachtwächter Ulli Manske eröffnen die Ausstellung um 18 Uhr. Nach einem Rundgang mit dem westfälischen Glockenexperten Claus Peter zeigt der Film ¿Soli Deo Gloria¿ die Arbeit in der Gießerei Petit & Edelbrock in Gescher.

Ein Guss-Stück, aber keines wie jedes andere: Glocken begleiten den Menschen von der Wiege bis zur Bahre, führen ihn durch Tag und Jahr, schützen und mahnen ihn. Manche Glocken begleiten unsere heiligsten Momente, andere zeigen uns Profanes, ja Banales an. Glocken sind bei den Menschen. Und jetzt sind sie auch im LWL-Industriemuseum.

Rund 200 Exponate sind zu sehen, zusammengetragen von Kiel bis Karlsruhe, von Köln bis Berlin, darunter auch spektakuläre Objekte wie etwa der Glockenklöppel der Erfurter ¿Gloriosa¿ von 1497. Sie gilt als die Glocke mit dem ultimativen Klang, als die ¿Mutter aller Glocken¿. Allein der Klöppel wiegt so viel wie ein Kleinwagen und ist 2,5 Meter lang. Bienenkorb- und Zuckerhut-Glocken sind zu bewundern, aber auch Kuhglocken, Sechstage-Rennen-Glocken oder Glocken, die gar keine sind: Käse- und Dunstglocken finden sich hier ebenso wie Glockenrock und Saugglocke. Filme wie die ¿Glocken-Maus¿ oder ¿Bochumer Gussstahl-Glocken¿ sind zu sehen, Glocken aus Westfalen und ganz Europa zu hören.

Glocken-Geschichte(n)
Seit viertausend Jahren ¿glockt¿ es auf der Welt: Zum Lobe eines höheren Etwas, ob von dieser oder einer anderen Welt. Um Glück zu locken und Unglück zu vertreiben. Um Menschen ein Zeichen zu geben. Oder einfach nur, weil es so hübsch klingt. Die ersten Glocken läuten wohl in China. Den ers-ten Christen gelten Glocken als heidnischer Tand. Tatsächlich werden die ¿tintinnabulae¿ nicht nur zu kultischen Zwecken genutzt. Die römischen Legionäre schmücken das Zaumzeug ihrer Pferde mit Glöckchen. Überhaupt nutzen die Menschen in der Antike Glocken für sehr praktische Dinge. Sie warnen bei Gefahr, zeigen Marktzeiten an, signalisieren das Öffnen der Thermen oder den Beginn von Versammlungen. Sie dienten als Haus-, Tür- und Tischglocken, werden bei Totenfeiern genauso wie bei der Behandlung von Kranken eingesetzt. Das römische Standard-Glockenmodell ist ein Massen-Produkt.

In den nächsten 1500 Jahren mausert sich dieses Mini-Ding zu einem wahren ¿Mega-Dong¿: Haushoch ist die Zarenglocke. Geborsten liegt sie hundert Jahre in ihrer Gießgrube. Keine bekannte Technik vermag sie zu heben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird sie dann im Kreml auf einem Podest präsentiert. Dort überdauert sie alle Systeme. Ihr Auftrag ist, groß zu sein, nicht zu läuten.

¿Glocken spielen die Begleitmusik zur Entwicklung unserer Kultur¿, meint Museumsleiter Robert Laube. Stab, Bibel und Glocke bildeten die Ausrüstung der christlichen Mission in Deutschland. Glocken ordneten die Welt des Mittelalters und geben ihr Nachricht: Von Geburt und Tod, Krieg und Frieden, Freude und Leid. Glocken gedeihen im Frieden und werden im Krieg zu Kanonen umgeschmolzen. Stahl-Glocken läuten die Industrialisierung ein. Glocken rufen die Jugend der Welt ¿ zu Olympia, zu den Waffen, zum Friedensgebet.

Und auch heute läuten die Glocken manch spannende Geschichte ein: Ist Glockengeläut ein Stück Religionsfreiheit oder gesundheitsschädlicher Krach? Wie rufen andere zu Gebet und Versammlung, wenn nicht mit Glocken? Wie sehen die Glocken eigentlich ¿vor Ort¿ aus? Was lebt heute noch im Glockenturm? Und was passiert mit den Glocken, wenn die Kirche geht?

Die Ausstellung ¿Glock auf! - Von Gießern, Glocken und Geläute¿ folgt den Glocken durch diese Geschichten und Geschichte. Sie zeigt, wie Glocken entstehen. Sie führt uns zu ihnen in Kirchen und Glockentürme. Und sie zeigt mit einem Augenzwinkern, wo wir überall ¿Verglocktes¿ finden. Fundorte hierfür sind Mode, Sport, Mathematik, Musik, Film, Medizin, Sex ... Wie gesagt: Glocken sind bei den Menschen.

Begleitprogramm:

Freitag, 20. Oktober, 18 Uhr
¿Einläuten¿ der Ausstellung
Eröffnung Leni Meinecke, stellv. Bürgermeisterin, und Nachtwächter Ulli Manske
Begrüßung Robert Laube, Museumsleiter
Einführung Andrea Hubert, Kuratorin
Rundgang mit Glockenexperte Claus Peter
Filmvorführung ¿Soli Deo Gloria - Glockenguss in Gescher¿

Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr
Vortrag von Claus Peter ¿Kulturgeschichte der Glocke¿, Eintritt frei

Freitag, 10. November, 9 ¿ 16 Uhr
Glocken-Exkursion nach Gescher
Glockengießerei Petit + Gebr. Edelbrock und Westf. Glockenmuseum
Mindestteilnehmerzahl 15 Personen
Kosten: ca. 15 Euro für Bus und Eintritte

Freitag, 24. November, 20 Uhr
Vortrag von Claus Peter ¿Geschichte der Glockenherstellung¿, Eintritt frei

Samstag, 9. Dezember, 10 Uhr
Exkursion St.-Georgs-Kirche
Kirchenführung (max. 20 Pers.)
Turmführung zu den St.-Georgs-Glocken (max. 10 Pers. auf eigene Gefahr)
Anmeldung unter 02324 9247-140
Turmbesichtigung auf eigene Gefahr
Treffpunkt Kirchplatz, Hattingen
Teilnahme gegen Spende

Freitag, 22. Dezember, 18 Uhr
¿Süßer die Glocken nie Klingen¿
16 Uhr Film ¿Peter Pan¿ mit Glöckchen
18 Uhr Konzert ¿Handglockenchor Gescher¿
20 Uhr Vortrag Claus Peter ¿Glocken in der Liturgie
Eintritt frei

Samstag, 30. Dezember, 20 Uhr
Glocken-Filmnacht
¿Der Glöckner von Notre Dame¿
¿Andrej Rubljow¿
Eintritt frei

Freitag, 5. Januar, 18 Uhr
Finissage ¿Ausläuten¿
¿Ausläuten¿¿ mit dem Männergesangsverein Westfälische Gussstahlglocke 1906 Bochum und Film-vorführung ¿Hochwürden Don Camillo¿, Eintritt frei

¿Glock auf! ¿ Von Gießern, Glocken und Geläute¿
Sonderausstellung 20.Oktober 2006 bis 7.Januar 2007

Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte Hattingen
Werksstraße 31-33, 45527 Hattingen
Tel. 02324 9247-140, https://www.henrichshuette.de



Pressekontakt:
Robert Laube, Museumsleiter, Tel.: 023249247-0 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel.: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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