Mitteilung vom 30.08.06
Presse-Infos | Der LWL
LWL kürt älteste Segelfliegerschule zum Denkmal des Monats: Steinernes Dokument für die Gleichschaltung der Segelsportvereine
Meschede (lwl). Die westfälische Luftfahrtgeschichte hat an mindestens 170 Standorten Spuren hinterlassen, denkmalgeschützte Gebäude mit Verbindung zur Luftfahrt gibt es aber nur sehr wenige. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt die älteste erhaltene Segelfliegerschule Westfalens in Meschede-Schüren (Hochsauerlandkreis) zum Denkmal des Monats August gekürt.
Da nach dem Ersten Weltkrieg der Versailler Vertrag den Motorflug in Deutschland weitgehend verboten hatte, wichen die Flugbegeisterten auf den Segelflug aus. Die in den 1920er Jahren einsetzende Flugbegeisterung erreichte 1932 schließlich auch das sauerländische Meschede: Kurz nach der Gründung des Luftfahrtvereins Sauerland im Juli 1932 entstand im November des gleichen Jahres die Segelfluggesellschaft Meschede-Schüren und mit ihm die erste Baracke auf dem Fluggelände, die heute aber nicht mehr erhalten ist.
Der junge Verein bestand nicht lange: Direkt nach der Machtübernahme der NSDAP wurde 1933 die Ausbildung der Segelflieger zum Staatsziel. Hermann Göring ließ die alten Vereinsstrukturen auflösen, statt Hobbyfliegerei stand jetzt die vormilitärische Ausbildung im Vordergrund.
In dieser Zeit wurde das heutige Fluggelände in Meschede-Schüren ausgebaut: Der Reichsarbeitsdienst planierte das Gelände und errichtete in der Zeit zwischen 1934 und 1938 das heute noch erhaltene Schulgebäude. ¿Die Segelflugschule ist also nicht nur ein seltenes Denkmal der westfälischen Luftfahrt, es ist gleichzeitig auch ein wichtiges steinernes Zeitdokument, das an die Gleichschaltung der Flugsportvereine erinnert¿, so LWL-Denkmalpfleger Christian Hoebel.
Die Segelflugschule ist ein zweigeschossiges Bruchstein-Gebäude mit einem Satteldach und zwei Flügelbauten. Das Erdgeschoss schmiegt sich rückwärts in den Hang, die Fenster sind mit Sandstein gerahmt. Das Baumaterial hat die Reichsbahn zur Verfügung gestellt, es stammt von abgebrochenen Bahnhallen in Schwerte (Kreis Unna) und im benachbarten Bestwig.
Eine vergleichbare Segelfliegerschule gab es in Westfalen nur in Lüdinghausen-Borkenberge (Kreis Coesfeld). Doch das von dem bekannten Industriearchitekten Schupp zeitgleich geplante ¿Haus Gelsenkirchen¿, das ebenfalls aus wiederverwendetem Material bestand, wurde 1945 von der Wehrmacht gesprengt.
Noch deutlich älter als die Segelfliegerschule ist die im Sauerland bekannte Geschichte des ¿Floigenkaspars¿ aus Schmallenberg (Hochsauerlandkreis): Kaspar Hamm-Jostgans (3.9.1811 ¿ 14.3.1867) war ein nicht sehr erfolgreicher Bildhauer. ¿Um 1835 hatte er die Idee, seine Einnahmen zu verbessern, indem er flog. Dazu klebte er sich Federn an den Körper und eine große flache Wanne an jeden Arm. So ausgerüstet wollte er von der Bodenluke seines Hauses starten. Doch der Versuch endete in dem darunter liegenden Misthaufen und mit drei gebrochenen Rippen. In seiner Umgebung nannte man ihn deshalb seitdem Floigenkaspar oder Fliegenkaspar. Heute erinnert ein Gedenkstein auf dem alten Schmallenberger Friedhof an ihn, so Hoebel.
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos