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Mitteilung vom 18.08.06

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Westfälischer Denkmalpreis an Ute und Günter Fischer - Im ältesten Gebäude des Dorfes ein jüdisches Tauchbad entdeckt und erhalten

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Soest/Kalletal (lwl). Den mit 7500 Euro dotierten Westfälischen Preis für Denkmalpflege erhalten in diesem Jahr Ute und Günter Fischer aus Kalletal-Lüdenhausen (Kreis Lippe), die sich beispielhaft für den Erhalt eines Fachwerkkottens an der Bösingfelder Straße eingesetzt haben. Das hat jetzt die Jury beschlossen, in der auch die Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vertreten sind. Der von der Sparkasse Soest gestiftete Preis wird alle zwei Jahre an Privatleute verliehen, die sich beispielhaft dafür einsetzen, dass ein schützenwertes Baudenkmal erhalten bleibt.

¿Mit der Rettung des Hauses haben Ute und Günter Fischer nicht nur einen Glanzpunkt im Ortsbild gesetzt, sie haben auch einen bemerkenswerten Beitrag zur Erhaltung und Pflege des kulturellen Erbes geleistet. Ein zusätzlicher, durchaus nicht zu erwartender Glücksfall ist es, dass das Haus durch seine teilweise öffentliche Nutzung in besonderer Weise in das dörfliche Leben integriert werden konnte¿, lobte die Jury.

Das Ehepaar nahm sich gerade noch rechtzeitig des ältesten erhaltenen Hauses des Dorfes an. Die Tage des laut Inschrift auf dem Torbalken 1684 von Henrich Kufus und Elisabeth Silker errichteten Kottens schienen schon gezählt zu sein: Das direkt an der Straße gelegene Haus hatte lange leer gestanden, das Mauerwerk war feucht, die Statik bedroht. Bei der Sanierung machten die Eigentümer einen sensationellen Fund: Im zugeschütteten Keller fanden sie ein gemauertes Becken, das über eine Treppe von der Diele aus erreichbar war. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass das Becken ein jüdisches Tauchbad, eine so genannte Mikwe für rituelle Reinigungen ist. Bauspuren lassen vermuten, dass es sogar noch älter als das Haus selbst ist. ¿Damit steht der Kotten in Lüdenhausen zumindest in Ostwestfalen einzigartig da. Denn jüdisches Kulturgut hatte währen des Nazi-Terrors kaum eine Überlebenschance. Sicher sind später auch einige Becken unerkannt zerstört worden¿, so LWL-Denkmalpflegerin Dr. Ursula Quednau.

Die Mikwe, die vom Grundwasser und durch eine Rinne von einem nahe gelegenen Bach bewässert werden konnte, kann heute durch eine Glasplatte im Dielenboden betrachtet werden. Um das Tauchbad öffentlich zugänglich zu machen, öffnen die Eigentümer mittwochs von 15 bis 18 Uhr und nach telefonischer Anmeldung unter 05264 657799 oder 0170 3337975 die als Galerie genutzte Diele für Interessierte.

Auch das übrige Haus haben Ute und Günter Fischer in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Denkmalpflege und den LWL-Denkmalpflegern saniert und schonend für eine moderne Nutzung als Wohnhaus und Galerie hergerichtet. Damit das historische Raumgefüge aus Wirtschafts- und Wohnteil wieder deutlich wurde, haben sie dabei auch nachträgliche Einbauten entfernt.

¿Kalletal-Lüdenhausen hat mit der Sanierung des Fachwerkkottens ein gutes Stück Geschichte zurückgewonnen: Ein traditionelles Bauernhaus berichtet vom dörflichen Leben im 17. Jahrhundert, die Mikwe dokumentiert, dass es zumindest 1684, vielleicht auch schon früher, jüdische Mitbewohner gegeben hat, während schriftliche Quellen erst 1707 hier eine jüdische Familie bezeugen¿, lobt Quednau.

Die Verleihung des von der Sparkasse Soest gestifteten Preises findet am 20. September um 11 Uhr im Soester Rathaus statt.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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