Mitteilung vom 18.05.06
Presse-Infos | Der LWL
Denkmalpfleger: Putz und Farbe schützen Denkmäler am besten vor Wetter
Soest (lwl). Im Mittelalter waren fast alle Kirchen verputzt oder gestrichen, so dass man das eigentliche Baumaterial wie Sand- oder Kalkstein nicht sehen konnte. Viele Denkmalpfleger sähen es gerne, wenn in Zukunft wieder mehr Natursteinfassaden hinter Putz oder Schlämme verschwinden würden. ¿Oft ist das ein gutes Mittel, um den Verfall der witterungsanfälligen Natursteinfassaden zu verlangsamen. Damit schützt man nicht nur die kostbare Bausubstanz, man verlängert auch die Renovierungsintervalle und spart dadurch Geld¿, begründet Dr. Dirk Strohmann, Denkmalpfleger beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) diesen Wunsch. Unter dem Titel ¿Außenhaut und Innenleben¿ treffen sich am Freitag und Samstag (19./20.Mai) 270 Denkmaleigentümer, Denkmalpfleger, Architekten und Mitarbeiter von öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen auf Einladung des LWL und der Stadt Soest. Beim 2. Westfälischen Tag für Denkmalpflege in Soest geht es nicht nur mit der Erhaltung von Natursteinfassaden, sondern auch um die Restaurierung von Wandmalereien und des Inventars von Baudenkmälern wie Altären, Bildern und Statuen.
Die meisten der über 2000 denkmalgeschützten Kirchen in Westfalen sind aus Naturstein gebaut. Bis ins 19. Jahrhundert trugen viele ein Schutzkleid aus Putz oder Farbe. Doch dann kam es in Mode, diese Außenhaut zu entfernen, um den Naturstein sehen zu können. ¿Wind, Wetter und Umwelteinflüsse machen die empfindlichen Fassaden jedoch zu Dauer-Pflegefällen. Putz oder Schlämme können helfen, doch leider verändern sie das vertraute Erscheinungsbild der Kirchen sehr. Deshalb lösen entsprechende Pläne in der Öffentlichkeit oft erbitterten Widerstand aus¿, so Strohmann. Putz und Schlämme seien aber kein Patentrezept, das man auf jede Naturstein-Kirche anwenden könne, sondern man in jedem Einzelfall entscheiden müsse.
Wie die Fassaden, so braucht auch die innere Haut ständige Pflege. Das gilt vor allem, wenn sie mit wertvoller Wandmalerei geschmückt ist: ¿Wandmalerei, die auf den Innenputz gemalt ist, befindet sich genau an der Nahtstelle von Außen- und Innenklima. Aufsteigende Feuchtigkeit, Salzausblühungen und der Befall mit Mikroorganismen sind nur einige der komplexen Schäden, die hier auftreten können. Kommt es soweit, ist die Restaurierung sehr teuer. ¿Deshalb lohnt es sich für Eigentümer besonders, rechtzeitig vorzusorgen beginnende Schäden zu untersuchen und die Ursachen abzustellen¿, rät Restaurator Beat Sigrist, Experte für Wandmalerei im LWL-Amt für Denkmalpflege.
Eine ganz andere Gefahr droht selbst den beständigsten Ausstattungsstücken von Kirchen: Liturgische Neuorientierungen oder die Aufgabe und Umnutzung von Gotteshäusern lassen sie überflüssig werden. So will beispielsweise das Bistum Essen 96 Kirchen aufgeben, von denen rund ein Drittel unter Denkmalschutz stehen. In den Bistümern Münster und Paderborn ist die Situation weniger brisant, hier gibt es auch noch keine Listen von Kirchen, die aufgegeben werden sollen. ¿Doch auch in Westfalen gibt es solche Tendenzen. Das zeigen zum Beispiel die Umnutzung der katholischen Bonifatiuskirche in Münster zum Verlagshaus und der evangelischen Martinikirche in Bielefeld zum Restaurant. Was soll in solchen Fällen mit dem Kircheninventar geschehen? Wie kann man dem drohenden Kunst- und Kulturverlust vorbeugen?¿, nennt Restaurator John Farnsworth vom LWL-Denkmalamt Fragen, mit denen sich die Teilnehmer des Denkmaltages beschäftigen.
Zum Programm des Denkmaltages gehört auch ein Konzert auf der ältesten spielbaren Orgel der Welt in der evangelischen Andreaskirche in Soest-Ostönnen mit ihrem großen gotischen Pfeifenbestand. Außerdem unternehmen die Teilnehmer Exkursionen zu Baudenkmälern in Soest, Dortmund, Salzkotten (Kreis Paderborn) und Paderborn.
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
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