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Mitteilung vom 09.03.06

Presse-Infos | Der LWL

Laudatio der Vorsitzenden der Landschaftsversammlung, Frau Maria Seifert, zur Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold an Frau Marlene Lubek in der Sitzung der Landschaftsversammlung am Donnerstag, 9. März 2006

Bewertung:

Sehr geehrte Frau Lubek,
meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Damen,

die heutige Landschaftsversammlung ist schon eine ganz besondere. Nicht nur haben wir heute ¿ neben der Verabschiedung des Haushaltes ¿ einen neuen Direktor des Landschaftsverbandes gewählt. Nein, dieser Tag ist auch aus einem weiteren Grund ein ganz besonderer¿ für Sie, liebe Frau Lubek, und die Landschaftsversammlung: Ich habe heute die Ehre und Freude die höchste Auszeichnung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold, zu vergeben.

Der LWL ehrt mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold Persönlichkeiten, die sich in außergewöhnlicher und auszeichnungswürdiger Weise Verdienste um den Landschaftsverband Westfalen-Lippe, um Westfalen-Lippe und vor allem die Menschen der Region erworben haben.

Dies trifft in vollem Umfang zu auf Frau Marlene Lubek, unsere langjährige Kollegin, engagierte Mitstreiterin und Freundin:
25 Jahre lang hat sie ihre Talente, ihr fundiertes Wissen und Können in die Arbeit der Landschaftsversammlung, in unser ¿Westfalenparlament¿, eingebracht.


Darum darf ich sicher in Ihrer aller Namen sagen:
Frau Lubek hat für Westfalen-Lippe - für die Menschen ¿ mit Herz, Sinn und Verstand und dem ihr eigenen Humor gearbeitet.
Ihr tatkräftiger und unermüdlicher Einsatz und ihre herausragenden Leistungen verdienen besondere Anerkennung und Wertschätzung.

Gern würde ich heute alle Stationen des umfassenden kommunal- und gesellschaftspolitischen Engagements von Marlene Lubek aufgreifen und benennen.
Doch wie schnell könnte es beim Blick auf 25 Jahre geschehen, dass dem einen oder anderen gerade ihr wichtigen Detail nicht die erwartete Beachtung geschenkt würde.
Ich möchte deshalb auf die wesentlichsten, uns allen bekannten Arbeitsfelder von Frau Lubek eingehen.

25 Jahre der ehrenamtlichen kommunalpolitischen Tätigkeit in der Landschaftsversammlung ¿ das ist für sich betrachtet schon beachtlich.

In Zeiten, in denen es ¿in¿ ist, Politik und Politiker in Frage zu stellen, werden nur wenige nachvollziehen können, was es konkret bedeutet, über so viele Jahre ehrenamtliche Aufgaben zu übernehmen.

Den Impuls zu ihrer kommunalpolitischen Tätigkeit hat Marlene Lubek von ihrem Mann erhalten, den ich an dieser Stelle gerne persönlich begrüßt hätte, der aber heute leider nicht bei uns ist:

Herbert Lubek war bereits seit 1948 in der SPD aktiv. Er motivierte und unterstützte seine Frau von Beginn ihres Kennenlernens an immer wieder, politisch tätig zu sein.
Marlene Lubek entschloss sich aber erst Ende der 1960er Jahre in die SPD einzutreten.
Damit war der Grundstein und die Grundausrichtung ihres politischen Engagements gelegt.
Ausschlaggebend ¿ so hat Marlene Lubek mir selbst einmal erzählt ¿ war für sie die aus damaliger Perspektive geradezu revolutionäre Diskussion um die sich stark verändernde Stellung der Frau in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der 1960er Jahre.

Einige von Ihnen werden es wissen: Marlene Lubek beschäftigte sich bereits während ihres Lehramtsstudiums intensiv mit der Rolle der Frau in der Literatur und überlegte zeitweilig auch, dieses Thema in den Fokus einer Promotionsarbeit zu stellen.

Doch die Lebensplanung und der tatsächliche Verlauf entwickelten sich ¿ wie bei vielen Frauen - anders: In den 1960er Jahren stand zunächst einmal die Familienarbeit mit den beiden jungen Töchtern im Mittelpunkt.

Parallel dazu absolvierte Marlene Lubek ein Aufbaustudium, um ihre Qualifikationen als Lehrerin für Deutsch, Englisch, Musik und evange-lische Religion zu vertiefen.

Während die ältere Tochter bereits in den Kindergarten ging, nahm sie die jüngere mit in den Hörsaal. Heute ist das ein vertrautes Bild, damals war eine studierende Frau mit einem Kind an der Uni eher ungewöhnlich.

Frauen- und bildungspolitische Themen haben Frau Lubek spätestens von dieser Zeit an nicht mehr losgelassen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht bis heute ganz oben auf der Tagesordnung.
1975 dann entschied sich Marlene Lubek auf kommunaler Ebene politisch aktiv zu werden.

Sie ist seit dieser Zeit im Kreistag Paderborn und arbeitet dort konstruktiv vor allem im Bereich der Schul-, Sozial- und Kulturpolitik mit.
Darüber hinaus ist sie seit vielen Jahren bis heute Vorsitzende des Schulausschusses sowie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion.

1981 wurde Frau Lubek zum ersten Mal in die Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe entsandt. Im Schul- und auch im Gesundheits- und Krankenhausausschuss hat sie von Beginn ihrer Mitarbeit an eigene Ideen einbringen und Akzente setzen können.

Ein besonderes Anliegen war Marlene Lubek die Begleitung und Mitgestaltung des Strukturwandels in der Behandlung, Betreuung und Versorgung psychisch kranker Menschen.

Die in den zurückliegenden 30 Jahren gerade auch von der Politik beeinflussten und erzielten Fortschritte im Bereich der Psychiatrie können sich sehen lassen.
Mit umfassenden finanziellen, baulichen und personellen Veränderungen ist es gelungen im Bereich der Westfälischen Kliniken das Ziel des Auf- und Ausbaus eines psychosozialen Netzwerkes zu realisieren.
Der LWL-Psychiatrieverbund mit seinen 95 Einrichtungen an 27 Standorten, in denen rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind, stellt sicher, dass wir durch die dezentrale Anbindung vor Ort nah bei den Bürgerinnen und Bürgern sind und gleichzeitig ein erstklassiges Netzwerk von Spezialisten anbieten können.
Frau Lubek hat an in diesem Prozess der grundlegenden Umgestaltung und umfassenden Verbesserung des Leistungsangebotes für die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Westfalen-Lippe mit Ihren Ideen und ihrem Know-how mitgearbeitet.

Von 1991 bis 1999 hat sie als Vorsitzende des Gesundheits- und Krankenhausausschusses besondere Verantwortung übernommen.
So setzte sie sich im Ausschuss in dieser Zeit für die konsequente Fortsetzung der Enthospitalisierung der nicht mehr auf eine Krankenhausbehandlung angewiesenen Patientinnen und Patienten ein.

Der Ausbau des ambulant betreuten Wohnens war und ist bis heute der zentrale Ansatzpunkt, um Menschen, die eine Unterstützung zum selbstständigen Wohnen brauchen, den Lebensraum zu geben, den sie wünschen.

Frau Lubek hat hieran sowie an den Themen Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Gerontopsychiatrie mit vollem Elan mitgearbeitet.

Meine sehr geehrten Herren, meine Damen,

wie wichtig ihr die persönlichen Belange der Patientinnen und Patienten in den Westfälischen Kliniken sind hat Marlene Lubek auch als langjährige Vorsitzende der Beschwerdekommission deutlich gemacht. Sie wollte und will ¿ wie sie selbst sagt ¿ ¿immer an den Menschen dran bleiben¿.

Genau das tat und tut sie auch durch ihre Mitarbeit im Schulausschuss, dem sie seit 1981 ununterbrochen angehört und dessen Vorsitzende sie seit 1999 bis heute ist.
Ihr Einsatz für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen ist Frau Lubek ein besonderes ¿Herzensanliegen¿.

Als Pädagogin und Lehrerin weiß sie aus jahrelanger beruflicher Praxis, was es heißt, erfolgreiches Lernen zu ermöglichen und dabei den Schülerinnen und Schülern Freude am Lernen zu vermitteln.
Da war es keine Frage, dass Marlene Lubek sich von Anfang an persönlich für die Integration benachteiligter Schülerinnen und Schüler stark machte.

Während ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Sonderschullehrerin lag ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer schulischen Arbeit in der sonder-pädagogischen Förderung von gehörlosen und schwerhörigen Kindern und Jugendlichen.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie dabei gesammelt hat, bringt sie auch heute als Fachfrau gewinnbringend in die Arbeit des Schul-ausschusses ein.

Die Chancen moderner Techniken zu nutzen, um Handicaps auszugleichen und selbstständig leben zu können, das unterstützt Frau Lubek am Lernort Schule.
Dabei hat sie eines klar im Fokus: Insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen ist das Erlernen des Umgangs mit neuen Medien nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem der Weg, um später weitestgehend unabhängig und selbstbestimmt leben zu können.
Die Westfälischen Schulen sollen und wollen dazu ihren Beitrag leisten. Dafür setzt sich Frau Lubek mit aller Kraft ein.

Im Zuge der Schulentwicklungsplanung gestaltete Marlene Lubek für den Bereich der Westfälischen Schulen neben der Neuordnung der Beschu-lung behinderter Kinder auch die Verbesserung des Überganges von der Schule in den Beruf mit.

Eines darf nicht unerwähnt bleiben:
Ihr Engagement im LWL-Schulausschuss verknüpfte Marlene Lubek immer mit Praxisarbeit vor Ort.
Noch bis vor fünf Jahren erteilte Frau Lubek Kindern mit Migrationshintergrund Förderunterricht, um ihnen den Zugang zur deutschen Sprache zu erleichtern. Sie war an Hauptschulen, aber auch an Sonderschulen, den heutigen Förderschulen, tätig.

Und einen letzten Aspekt möchte ich noch ansprechen:
Nachdem Marlene Lubek bereits von 1996 bis 1999 zweite stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung war, ist sie seit Dezember 2004 erste stellvertretende Vorsitzende und unterstützt mich bei der Wahrnehmung der anfallenden Aufgaben. In den letzten 1 1/2Jahren habe ich Marlene Lubek noch besser als humorvolle und ideenreiche Mitstreiterin schätzen gelernt.

Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Damen,

bei der Vorbereitung meiner Laudatio zum heutigen Ehrentag habe ich mich gefragt: Wie ist ein so breit gefächertes und zeitintensives ehrenamtliches politisches Engagement wie das von Frau Lubek möglich?

Ohne die uneingeschränkte breite Unterstützung durch ihren Mann Herbert und ihre Kinder hätte sie bestimmt nicht so viel Zeit, ein so hohes Maß an Kraft und an Intensität in die ehrenamtliche Arbeit investieren können.

Meine Herren, meine Damen,
gestatten Sie mir in das vertraute ¿Du¿ zu wechseln,
liebe Marlene,

sich in der Wahrnehmung ehrenamtlicher Aufgaben getragen zu wissen von vertrauten Menschen ist eine wichtige Quelle der Kraft, für die man dankbar sein muss und die hilft, einmal gesetzte Ziele zu erreichen.

Du, liebe Marlene, hast durch deine Familie unterstützt, mit Mut, Kraft, vielen guten Ideen und stets mit einer Portion Humor in den zurück-liegenden 25 Jahren deiner parlamentarischen Tätigkeit in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe Herausragendes geleistet.

Für diese langjährige Arbeit für Westfalen-Lippe, für die Menschen, wirst du nun mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold ausgezeichnet.

Ich darf dir jetzt Medaille und Verleihungsurkunde aushändigen.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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