Mitteilung vom 10.01.06
Presse-Infos | Der LWL
LWL stellt im Portal ¿Westfälische Geschichte¿ neue Erkenntnisse über alte Dorfkirchen ins Internet
Westfalen (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat sein Internet-Portal ¿Westfälische Geschichte¿ um ein Thema erweitert: Unter der Adresse http://www.kirche-und-kirchhof.de haben Historiker und Studierende der Abteilung Westfälische Landesgeschichte an der Universität Münster zahlreiche Seiten ins Internet gestellt, auf denen sich Historiker vor allem aber interessierte Laien darüber informieren können, welche heute längst vergessene Bedeutung Dorfkirchen und Dorf-friedhöfe im Alltag der Menschen hatten. Auf der Website, die in Kooperation mit dem Internet-Portal ¿Westfälische Geschichte¿ des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte beim LWL und der Stiftung Westfalen-Initiative entstanden ist, sind neben Forschungsergebnissen auch zeitgenössische Quellen und Bilder aus verschiedenen Territorien des alten Westfalens, etwa aus den Bistümern Münster und Paderborn oder dem Tecklenburger Land zu finden.
¿Gerade jetzt zur Weihnachtszeit laden Kirchen und Friedhöfe zur Besichtigung und zum Verweilen ein. Von ihren früher sehr vielfältigen Nutzungen sind nur noch Gottesdienst und Totengedenken übrig geblieben. Auch das Aussehen hat sich verändert. Das Kircheninnere des 17. Jahrhunderts war durch eine Ansammlung ramponierter Altäre und Bilder, verstreuter Bänke und durch Schmutz und Dreck gekennzeichnet. Erst als sich nach dem Dreißigjährigen Krieg Konfessionskirchen etablierten, kamen Licht und Sauberkeit sowie kunstvolle Altäre und Kanzeln in die Dorfkirchen¿, erklärt Prof. Dr. Werner Freitag vom Historischen Seminar der Universität Münster.
Und auch der Kirchhof veränderte sich. Vor 1648 sei er Ort der Lebenden und der Toten gewesen: Versammlungsplatz, Ort des Wirtshauses, Wohnort der Dorfarmen, Weide für Kühe und Schweine und eben auch Ort der Totenruhe im Grab und im Beinhaus. Auch hier hätten Kirchenobrigkeiten und die Pfarrer vor Ort vermeintliche Missstände beseitigt, um einen sauberen und ordentlichen Platz für die Beerdigungen und die Totenruhe herzustellen, so der Historiker weiter.
Geschichtsstudenten der Universität Münster haben die Hintergründe, die dazu führten, dass sich das Aussehen und die Funktion von Dorfkirchen und Dorfkirchhöfen so stark verändert haben, in einem Seminar unter Leitung von Prof. Freitag erforscht und im Rahmen einer Schreibwerkstatt beschrieben. In Kooperation mit dem Internet-Portal "Westfälische Geschichte" haben sie die Ergebnisse online umgesetzt. Dr. Marcus Weidner, Projektleiter des Portals beim LWL-Institut für Regionalgeschichte, hat die Internet-Präsentation gemeinsam mit Benjamin Hagemann von der Uni Münster konzipiert und die Texte und Bilder aufbereitet.
¿Die Texte sind fachwissenschaftlich fundiert, aber sie sind im Stile von Nachrichten und Hintergrundberichten geschrieben, so dass sie auch für interessierte Laien leicht verständlich sind¿, verspricht Weidner. Gisbert Strotdrees, Redakteur des Landwirtschaftlichen Wochenblattes und in Westfalen bekannt als Autor mehrerer historischer Darstellungen, vermittelte in der Schreibwerkstatt den Studierenden das nötige journalistische Handwerkszeug. Parallel zur Schreibwerkstatt fand ein wis-senschaftliches Kolloquium zu ¿Dorfkirchhöfen¿ statt. Zwei Doktoranden erforschen derzeit umfassend die ¿Dorfkirchhöfe in Westfalen im Zeitalter der Konfessionsbildung¿ (Jan Brademann, Sonder-forschungsbereich 496 ¿Symbolische Kommunikation¿; Philipp Dotschev, Graduiertenkolleg ¿Gesellschaftliche Symbolik des Mittelalters¿).
Die Schreibwerkstatt versteht sich auch als Pilotveranstaltung für die neuen Studiengängen B.A./M.A. Diese Studiengänge fordern von den Universitäten die Vermittlung von ¿fachnahen Schlüsselqualifikationen¿. Darunter werden nicht nur Praktika verstanden, sondern auch die Vermittlung und Präsentation von fachwissenschaftlichen Erkenntnissen in der Öffentlichkeit, sei es im Museum, sei es in Printmedien und eben auch im Internet.
Das Internet-Portal (https://www.westfaelische-geschichte.de) stellt seit Ende 2004 Inhalte zur Westfälischen Geschichte zur Verfügung und bietet im Rahmen von Kooperation an, Projektarbeiten oder Forschungsergebnisse zu integrieren, um sie besser zugänglich zu machen.
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
Links:
http://www.westfaelische-geschichte.de
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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