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Mitteilung vom 10.11.05

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Blättern durch 300 Jahre Geschichte
LWL-Industriemuseum stellt neuen Führer zur Zeche Nachtigall vor

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Witten (lwl). Außen ist er schwarz wie Kohle, innen prall gefüllt mit Informationen und mehr als 400 zum großen Teil farbigen Abbildungen: der neue Museumsführer des Westfälischen Industriemuseums Zeche Nachtigall. Am Donnerstag (10.11.) wurde das 256 Seite starke Buch im Wittener Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vorgestellt.

¿Zeche Nachtigall¿ ¿ so der Titel - gibt in kompakter Form einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Bergwerks und die Folgenutzung des Geländes von der ersten Erwähnung im Jahr 1714 bis zur Museumseröffnung im Mai 2003. Weitere Kapitel widmen sich den einzelnen Ausstellungsbereichen: dem Besucherbergwerk Zeche Nachtigall, einer Zeitreise ins Ruhrtal, der Kohlenschifffahrt auf der Ruhr, der Ziegelei Dünkelberg, den Kleinzechen der Nachkriegszeit und der Bewahrung des bergbaulichen Erbes in der Ausstellung ¿An der Wiege des Ruhrbergbaus¿. ¿Allen gemeinsam ist der sozialgeschichtliche Ansatz: Im Zentrum stehen die Menschen, die hier arbeiteten: Bergleute, Schiffer, Fuhrleute, Ziegler, Unternehmer und Industriepioniere¿, erklärt Ingrid Telsemeyer, wissenschaftliche Referentin des Industriemuseums und Herausgeberin des Buches.

Geschichte der Zeche Nachtigall
Die Geschichte der Zeche Nachtigall ist überliefert seit 1714: Zwei Bauern aus Herbede erwarben in diesem Jahr das Recht aus einer ¿Kohlenbank im Hettberger Holtz¿ Kohle abzubauen. 1743 kaufte Freiherr Friedrich Christian von Elverfeldt das kleine Steinkohlenbergwerk ¿Nachtigall am Hettberg¿. Je fünf bis zehn Bergleute bauten dort tage- oder wochenweise im Stollenbetrieb die Kohlen ab.

1832 ging die Zeche Nachtigall in die Tiefe. Ingrid Telsemeyer: ¿Die Familie von Elverfeldt schloss sich in jenem Jahr mit einigen Nachbarzechen zusammen, um die hohen Investitionskosten für die notwendigen Dampfmaschinen und die Maschinengebäude aufzubringen.¿ ¿Neptun¿ und ¿Hercules¿ hießen die beiden ersten Tiefbauschächte; letzterer ist heute wieder freigelegt und wie eine archäologische Grabung im Ringofen der später auf dem Gelände ansässigen Ziegelei zu sehen.

Nachtigall expandierte in den folgenden Jahren gewaltig und gehörte 1855 zu den größten und leistungsfähigsten Bergwerken des Ruhrgebiets. 460 Bergleute holten in Bommern das schwarze Gold aus einer Tiefe von bis zu 450 Metern. Große Ruhrschiffe transportierten die Kohlen ¿ bis zu 100.000 Tonnen pro Jahr - zum Rhein. Der Anschluss an die Bergisch-Märkische Eisenbahn 1849 war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung. Noch heute seien in der unmittelbaren Umgebung die Spuren dieser spannenden Verkehrsgeschichte rund um die Nachtigall zu entdecken, so die Wissenschaftlerin.

In dem Maße, wie der Bergbau im Ruhrgebiet nach Norden wanderte, ging es mit den Zechen südlich der Ruhr wirtschaftlich bergab. 1892 stellte Nachtigall den Förderbetrieb wegen mangelnder Rentabilität ein. Zu groß war die Konkurrenz mit den neueren Zechen in der Emscher- und Hellwegzone.

Die Ausstellungen
Der neue Museumsführer widmet sich aber nicht nur der eigentlichen Bergwerksgeschichte, sondern bietet ¿ wie die Austellungen ¿ Einblicke in 300 Jahre Geschichte des Ruhrtals bei Witten. Besucher können im Buch eine ¿Zeitreise ins Ruhrtal¿ unternehmen und erfahren dabei auch, woher der Name Nachtigall kommt. Im Kapitel über Kohlenschifffahrt auf der Ruhr zeigt eine ganze Bilderleiste, wie der Ruhrnachen Ludwig Henz, der auf Nachtigall vor Anker liegt, in Mülheim gebaut wurde.

Schließlich geht es um die Nachfolgenutzung des Nachtigallgeländes: Noch im Jahr der Zechenschließung 1892 erwarb der Bauunternehmer Wilhelm Dünkelberg das heutige Museums-Gelände. In der heute noch geländebeherrschenden Doppel-Ringofenanlage wurden jährlich bis zu elf Millionen Ziegel gebrannt. Das Buch beschreibt den Alltag in diesem Ziegeleibetrieb und den arbeitsintensiven Herstellungsprozess. Mit vielen Zitaten von Zeitzeugen gespickt stellt der neue Museumsführer unter der Überschrift ¿Zeche Eimerweise¿ die Kleinzechen der Nachkriegszeit vor, die - besonders zahlreich im Ruhrtal bei Witten - Restkohlen für den privaten und gewerblichen Bedarf abbauten.

Vom Schrottplatz zum Museum
Fotos belegen den Verfall des Nachtigallgeländes zum Schrottplatz. Gezeigt wird auch, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) aus den Ruinen der historischen Gebäude das heutige Industriemuseum aufgebaut hat: das Spektrum reicht hier von der Restaurierung über den Einbau der historischen Dampfmaschine bis zum Ausbau des Nachtigallstollens als Besucherbergwerk.

Zeche Nachtigall.
Museumsführer.
256 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen. Klartextverlag Essen, 2005,
ISBN 3-89861-179-5, Buchhandelspreis: 14,90 ¿.



Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, Westf. Industriemuseum, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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