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Mitteilung vom 19.07.05

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Archäologie in der Arrestzelle

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Paderborn (lwl). Am Montag (18. Juli) haben die Stadtarchäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) eine Ausgrabung im Innenhof des Land- und Amtsgerichtes Paderborn gestartet und dabei alte Arrestzellen freigelegt. Die Ausgrabung ist notwendig geworden, weil das Gericht um einen Anbau erweitert wird.

Nach den Arrestzellen des alten Landgerichtes aus dem 19. Jahrhundert graben die Forscher zur Zeit in den älteren Gebäuderesten. Da die Ausgrabungsfläche zum Teil in der ehemaligen Burg Karls des Großen liegt, hoffen die Archäologen auch Reste aus der Zeit von der Gründung der Burg im 8. Jahrhundert bis zur Kanzlei des Bischofs untersuchen zu können.

Sieben Mitarbeiter sind auf der fast 900 Quadratmeter großen Grabungsfläche im Innenhof des Land- und Amtsgerichtes Paderborn beschäftigt. Der Innenhof liegt zur Freude der Archäologen in der Südostecke der ehemaligen Burg Karls des Großen. Die Burg lebte als Domburg weiter; umfasst von der Immunitätsmauer, die die kirchliche Gerichtsbarkeit von der weltlichen trennte. Hier befindet sich eine natürliche Felserhebung, die frühere Bewohner einebneten, um darauf ihre Gebäudefundamente zu setzen. Neben älteren Mauerresten finden sich auch Teile eines Steinbruches, der wohl zum Bau nahe gelegener Häuser diente.

Nach der Aufgabe des Steinbruches füllten die Paderborner das Gelände wieder auf und errichteten wahrscheinlich im 18. Jahrhundert Gewölbekeller. Diese gehörten zum ehemaligen Landgericht, dem früheren Sternberger Hof, und dienten zum Teil als Arrestzellen. Die genaue Abfolge der einzelnen Bauphasen auf dem Gelände ist aber noch unklar und soll während der Ausgrabungen geklärt werden.

Das kleine Ausgrabungsteam zeichnet die Mauern der alten Zellen die schon vorab von einem Bagger freigelegt wurden. ¿Wir können sogar noch die Toiletten und die Kanalisation erkennen¿, berichtet Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong. ¿Die Grabung wird vom Team der Ausgrabung am Stadelhof durchgeführt. Die Leitung hat die Freiburger Archäologin Birgit Lißner übernommen¿, so Spiong weiter.

Nun wollen die Ausgräber wissen, wie sich der Sternberger Hof, der bereits im 13. Jahrhundert urkundlich belegt ist und ursprünglich in bischöflichem Besitz war, baulich verändert hat. Weiter gehen die Archäologen der Frage nach, ob sich tatsächlich Reste der ältesten Bebauung vor über 1200 Jahren erhalten haben. Für die Klärung hat das Grabungsteam vier Monate Zeit.

Wer die Ausgrabungen besuchen möchte, kann vom 3. August bis Mitte November jeden Mittwoch um 18 Uhr an kostenlosen öffentlichen Führungen teilnehmen. Treffpunkt ist der Innenhof des Land- und Amtsgerichtes.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Tel. 0251 591-235 und Jana Sager, Tel. 0251 5907-287
presse@lwl.org




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