Mitteilung vom 08.07.05
Presse-Infos | Der LWL
Der weibliche Blick - Frauen in den LWL-Museen
Westfalen (lwl). ¿Nanu ¿ eine Frau im Betrieb?¿ ¿ Dieser Titel des Werksmagazins der Henrichshütte Hattingen aus den 1960er Jahren ist heute überholt: In Gruppen streifen Frauen heute über das Gelände rund um den ältesten Hochofen im Revier. Das Westfälische Industriemuseum Henrichshütte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) rekonstruiert den Arbeitsablauf der ehemaligen Eisen- und Stahlproduktion in Hattingen. Neuerdings stehen auch die Arbeiterinnen der vermeintlichen Männerwelt Henrichshütte im Blickpunkt ¿ in geführten Touren speziell für weibliche Besucher. In 90 Minuten entlang des ¿Wegs des Eisens¿ lernen Besucherinnen den Alltag der ¿Hüttenfrauen¿ kennen. Denn es gab sie wirklich - nicht nur zu Kriegszeiten: die Frauen in Büro und Küche, aber auch an der Drehbank, auf dem Kran und am Hochofen. Neben den Spuren, die Frauen auf der Hütte hinterlassen haben, entdecken Besucherinnen natürlich auch wie aus Erz Eisen wurde.
Auch andere Museen des LWL schärfen in ihren Ausstellungen und Führungen den Blick für weibliche Aspekte. ¿Die Geschichte ist weiblich¿, heißt eine der neuen Führungen im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne. ¿Wir laufen verschiedene Stationen in der Geschichte an, die aus weiblicher Sicht interpretiert werden¿, erklärt Museumsleiterin Dr. Barbara Rüschhoff-Thale das Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem LWL-Gleichstellungsreferat entstand. Mit Lucy, der ¿ersten Frau¿ der Geschichte, beginnt der Rundgang von der Steinzeit bis in die jüngste Vergangenheit. Wer hätte gedacht, dass bauchfrei und Mini-Wickelrock schon in der Bronzezeit ¿in¿ waren? Dass Tacitus die Germanin-nen für ihre Keuschheit und Treue lobte und dass es sich in mittelalterlichen Holz-Trippen, Vorläufer unserer modernen Plateauschuhe, gar nicht gut läuft?
Im Westfälischen Museum für Klosterkultur Kloster Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn) spielen Frauen auch eine besondere Rolle. Schließlich waren es Augustiner Chorfrauen, die im 12. Jahrhundert die weiten Felder und Waldgebiete am Fuße des Eggegebirges durch ein Konvent erstmals erschlossen. In Erinnerung an die Erstgründung durch Frauen stehen in diesem Jahr die Sommermonate im Kloster im Zeichen der Weiblichkeit: Vom 31. Juli bis zum 3. September bieten die Akteure des Kulturfestivals Dalheimer Sommer Kunstgenuss zum Thema ¿Frauen und Kloster¿. Geboten werden unterschiedlichste Kompositionen von und über Frauen. Mit Suyoen Kim spielt eine preisgekrönte junge Geigerin am 13. August. Zur Dalheimer Vigilie, der traditionellen Nachtwache mit Kabarett, Comedy und Improvisation am Vorabend des Abschlusskonzertes mit Musik aus italienischen Nonnenklöstern, heißt es am 2. September ¿ obwohl auch männliche Besucher willkommen sind ¿ ¿women only¿.
Männer müssen auch im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold (Kreis Lippe) nicht draußen bleiben. Hier, im Umfeld der bäuerlich-ländlichen Alltagsgeschichte Westfalens, informiert im Gräftenhof eine Litfasssäule auch jeden Mann über Arbeitsweisen und soziale Stellung der Frauen von gestern. Auch das Armenhaus aus Rinkerode (Kreis Warendorf), das am 5. Juli im Museum eröffnet wurde, zeigt Frauengeschichte. Es wurde 1824 ausschließlich für ledige, kinderlose Frauen errichtet und beruht auf einer frommen Stiftung. Die Hausordnung war streng: Für das Wohnrecht und eine zusätzliche finanzielle Unterstützung mussten die Frauen mehrfach täglich für das Seelenheil der Stifterfamilie be-ten und regelmäßig zur Kirche gehen. Wie war die gesellschaftliche Stellung der Frauen im Dorf? Wie ihr geregelter Tagesablauf aussah und wie viele Jahre sie im Armenhaus verbrachten, erläutert die Dauerausstellung.
Im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen, das historisches Handwerk und Technik zeigt, kann sich jeder Besucher selbst davon ein Bild machen: Geschickte Frauenhände rollten Brasil- und Sumatra-Zigarren angeblich einfach besser. So gibt es viele Tätigkeiten, die traditionell von Frauen erledigt wurden. Haare schneiden gehörte übrigens ¿ anders als heute - nicht dazu. Das erfahren Besucherinnen und Besucher im historischen Friseursalon mit Barbieren und Friseuren, der am 14. August, im Hagener Museum seinen Betrieb aufnimmt.
Das Westfälische Industriemuseum Ziegelei Lage hat den Frauen, genauer den Zieglerfrauen, eine eigene Ausstellungsabteilung gewidmet. In einem historischen Zieglerkotten erfahren die Besucher, wie die Zieglerfrauen ihren Alltag meisterten, während die Männer in der Fremde arbeiteten. Das Museum hat außerdem ein Buch zum Thema herausgegeben: Wilhelm Wellmann lässt in der Lebensgeschichte seiner Mutter den Alltag lippischen Landlebens im 19. Jahrhundert lebendig werden.
Westfälisches Industriemuseum
Henrichshütte Hattingen
Werksstraße 31-33, 45527Hattingen
Tel. 02324 9247140
Internet: https://www.henrichshuette.de
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Fr 10-21.30 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 2,40 Euro; Kinder: 1,50 Euro;
Frauenführungen müssen gebucht werden. Kosten: 35 Euro pro Gruppe bis 25 Frauen. (Ausnahme: Zu Halloween (31.10.) gibt es eine Frauen-Erlebnisführung für 7,77 Euro; Einlass ab 18.45 Uhr.)
Westfälisches Museum für Archäologie
Europaplatz 1 , 44632 Herne
Tel. 02323 946280
Internet: https://www.landesmuseum-herne.de
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr, Sa, So und Feiertage 11-18 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 3,5 Euro; Kinder 2 Euro;
Die Führung ¿Geschichte ist weiblich¿ muss gebucht werden. Kosten: 30,70 Euro pro Gruppe.
Kloster Dalheim
Westfälisches Museum für Klosterkultur
Am Kloster 11, 33165 Lichtenau-Dalheim
Tel. 05292 1664
Internet: https://www.dalheimer-sommer.de
Eintrittspreise im Vorverkauf: Kat A 25 ¿ / Kat B 20 ¿ / Kat C 15 ¿;
Gesonderte Preise für Premiere, Abschlusskonzert, Vigilie und Kinderoper
Westfälisches Freilichtmuseum Detmold
Krummes Haus, 32760 Detmold
Tel. 05231 7060
Öffnungszeiten: Di-So 9-18 Uhr, Einlass bis 17 Uhr
Internet: https://www.freilichtmuseum-detmold.de
Eintritt: Erwachsene: 5 Euro; Kinder: 2 Euro
Westfälisches Freilichtmuseum Hagen
Mäckingerbach, 58091 Hagen
Tel. 02331 78070
Öffnungszeiten: Di-So 9-17.30 Uhr, Einlass bis 17 Uhr
Internet: https://www.freilichtmuseum-hagen.de
Eintritt: Erwachsene: 5 Euro; Kinder: 2 Euro
Westfälisches Industriemuseum Ziegelei Lage
Sprikernheide 77, 32791 Lage
Tel. 05232 9490-0
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 2,90 Euro; Kinder: 1,50 Euro
Buch: Wellmann, Wilhelm: Meine Mutter. Lebensgeschichte einer Zieglerfrau und Lagelöhnerin in Lip-pe. Essen 1991: Klartext-Verlag; ISBN 3-88474-163-2; Preis 2,90 Euro
Pressekontakt:
Birte Filusch, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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