LWL-Newsroom

Mitteilung vom 31.05.05

Presse-Infos | Der LWL

LWL-Archäologen ergraben Stadtgeschichte am Stadelhof

Bewertung:

Paderborn (lwl). Seit gut einem Monat untersuchen die Stadtarchäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein Grundstück zwischen den Straßen Giersmauer und Am Stadelhof in Paderborn. Spuren der ersten Siedler vor 2000 Jahren und ein mächtiges Steingebäude des Mittelalters haben die Fachleute schon freigelegt. Die größten Rätsel geben ihnen noch etwa ein Dutzend Skelette auf. Jeden Mittwoch finden um 18 Uhr kostenlose öffentliche Führungen durch die Ausgrabung statt.

Wie in einem Krimi ermittelt zur Zeit ein Team der LWL-Stadtarchäologie Am Stadelhof. Insgesamt drei Monate haben die Ausgräber für ihre Untersuchungen Zeit, dann werden hier Eigentumswohnungen errichtet. Für seine erhebliche finanzielle Beteiligung an der archäologischen Maßnahme erhält der Bauherr die Sicherheit, dass die Ausgrabungsarbeiten pünktlich abgeschlossen
werden.

Begonnen hatte alles vor sechs Wochen, als der Bagger die ersten Skelette freilegte. Nun rätselt das Ausgrabungsteam unter Leitung von Dr. Sven Spiong, wer hier wen vor etwa 200 bis 300 Jahren begraben hat: ¿Es sind mindestens zehn Tote, die hier in einzelnen Grabgruben im Garten bestattet wurden¿, so der Grabungsleiter Spiong. ¿Noch wissen wir nicht, ob die nahe gelegenen Hospitäler einen kleinen Separatfriedhof angelegt haben, oder ob es sich vielleicht um französische Soldaten handelt, die während des Siebenjährigen Krieges einer Seuche zum Opfer fielen.¿

Doch es gibt nicht nur ungeklärte Fälle. Die älteste Besiedlung an dieser Stelle liegt etwa 2000 Jahre zurück. Zu dieser Zeit gab es in den Senken bis zu 20 Zentimeter dicke Schwemmschichten, die auf ein Hochwasser hinweisen. Näheres wird eine Untersuchung der Bodenproben ergeben.

Als Bischof Meinwerk im 11. Jahrhundert Paderborn ausbaute, war auch das Grundstück zwischen Giersmauer, Am Stadelhof und der Badengasse bewohnt. Viele Gruben und Pfostenlöcher stammen aus dieser Zeit. Um 1200 entstand hier ein massives Steingebäude, vielleicht sogar ein kleiner Turm. Mit bis zu 1,30 Meter dicken Mauern sind die Wände nur geringfügig kleiner als der 1949 abgerissene Wohnturm Rickerswyk am Kamp. Vielleicht stellt dieses Haus ein zentrales Gebäude des bischöflichen Haupthofes (Stadelhof) dar. Die LWL-Ausgräber können es vorläufig zwischen 1150 und 1250 datieren. Es stand höchstens hundert Jahre und musste danach neuen Gebäuden weichen. Auch die folgenden Jahrhunderte hinterließen mit mehreren Brunnen und einem Gewölbekeller ihre Spuren im Boden.

Bis zum Grabungsende am 18. Juli findet jeden Mittwoch um 18 Uhr eine kostenlose öffentliche Führung statt. Treffpunkt ist die Ecke Badengasse/Giersmauer.



Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Sven Spiong, Tel. 5251 6931-797 oder 0170 3604993
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos