Mitteilung vom 04.04.05
Presse-Infos | Der LWL
Liebesgeschichten aus der Dunkelheit
Verschüttet vom Vesuv: LWL zeigt Ausstellung ¿Die letzten Stunden von Herculaneum¿
Haltern (lwl). Zum ersten Mal ist eine Ausstellung über Herculaneum, den Nachbarort Pompejis, außerhalb von Italien zu sehen: Ab dem 21. Mai präsentiert eine Schau in Haltern am See und anschließend in Berlin und Bremen neue Ausgrabungsfunde aus dem römischen Ort, der 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vesuv unter einer 25 Meter hohen Schicht aus Asche, Schlamm und Bimsstein verschüttet wurde. Die Besucher der Ausstellung können ¿Die letzten Stunden von Herculaneum¿ nachempfinden. Dafür sorgen anschauliche Exponate wie Skelette aus den Bootshäusern am Strand, verkohlte Lebensmittel und Holzmöbel. Erstmalig verlassen kostbarste Wandmalereien, Goldschmuck und Bronzeskulpturen ihren Stammplatz im Nationalmuseum in Neapel. Die Ausstellung im Westfälischen Römermuseum Haltern ist eine Kooperation des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), des Pergamonmuseums Berlin und des Focke-Museums Bremen. In einer Serie stellt der LWL wichtige Exponate der Ausstellung vor.
¿Heidnische¿ Sinnlichkeit
Gott Pan beim Liebesspiel, Aphrodite in reizvoll drapierten Gewändern, ein liebeshungriger Satyr mit einer Nymphe: Bei den Ausgrabungen in Herculaneum stießen die Forscher auch auf einen Reichtum erotischer Kunst. Sie fanden Wandmalereien, Mosaiken, Reliefs, Statuen und Trinkbecher, die Liebesgeschichten aus der Mythologie darstellen oder alltägliche Paare beim Liebesspiel zeigen - mitten in der Dunkelheit der verschütteten Stadt.
¿Die Funde beweisen, dass Erotica in der Bildenden Kunst der Antike sehr beliebt waren¿, erklärt Renate Wiechers, Referentin am Westfälischen Römermuseum Haltern. Ihre Sommervillen schmückten die gebildeten Römer mit Objekten aus der hellenistischen Kultur. Denn es entsprach dem Zeitgeschmack, sich in der griechischen Mythologie auszukennen und sich mit griechischer Kunst zu umgeben.
Manche Römer hatten das Glück, ein originales griechisches Tafelbild kaufen zu können. Wem das nicht gelang, der beauftragte einheimische Maler, die Sagenwelt der Griechen direkt auf die Wand zu bannen. Doch nicht nur Gottheiten wurden beim Liebesspiel gezeigt, auch ¿normale Menschen¿ hielten Einzug in die Kunst, wie ein Wandgemälde mit einem alltäglichen Liebespaar zeigt.
Die herculanischen Funde unterscheiden sich von denen anderer Ausgrabungsstätten, wie zum Beispiel dem benachbarten Pompeji. Während dort viele Wandmalereien mit eindeutigen erotischen Darstellungen gefunden wurden, gibt es in Herculaneum nur ganz wenige Kunstobjekte, die den Geschlechtsakt zeigen ¿ ein Rätsel für die Wissenschaft: Herrschte in Herculaneum, dem kleinen, überschaubaren Städtchen mit rund 4000 Einwohnern, ein züchtiger Geist? Lag es an den vielen aristokratischen und konservativen Bewohnern, die der republikanisch sittenstrengen Tradition verpflichtet waren und die die sichtbare Erotik als Thema der Kunst ablehnten?
Sittenstreng ging es auch zu, als bei der Ausgrabung von 1752 eine anzügliche Marmorstatue gefunden wurde, eines der wenigen eindeutig erotischen Kunstwerke aus Herculaneum. Die Statue aus der ¿Villa dei Papiri¿, der größten und luxuriösesten Villa der Stadt, zeigt den Hirtengott Pan und eine Ziege beim Liebesakt. Zunächst kam der Pan in das neu eröffnete Museum zu Portici. Doch schon bald ließ der König alles, was ¿unzüchtig¿ galt, in seinem königlichen Geheimkabinett, dem ¿Gabinetto segreto¿, wegschließen. Das ¿Kabinett der obszönen Gegenstände¿ überdauerte Jahrhunderte: Erst seit dem Jahr 2000 sind die Erotica den Besuchern des Nationalmuseums frei zugänglich.
Verschüttet vom Vesuv
Die letzten Stunden von Herculaneum
21. Mai bis 14. August 2005
Westfälisches Römermuseum, Weseler Straße 100,
Haltern am See
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr
https://www.herculaneum-ausstellung.de
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
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