LWL-Newsroom

Mitteilung vom 14.03.05

Presse-Infos | Der LWL

Sauerländisches Blei für römische Wasserleitungen: Neue Erkenntnisse beim LWL-Werkstattgespräch ¿Bergbau im Sauerland¿

Bestwig (lwl). Schiffsfunde im Mittelmeer, Bleibarren aus Altenbüren bei Brilon und archäologische Untersuchungen werfen ein völlig neues Bild auf die älteste Wirtschaftsgeschichte Westfalens: Schon zur Römerzeit und im Frühmittelalter wurde im Sauerland Blei gewonnen, das in den Wasserleitungen Roms und in den Salinen des Hellwegs verwendet wurde. Das sind Ergebnisse des 4. Werkstattgesprächs ¿Bergbau im Sauerland¿, zu dem die Historische Kommission für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälische Heimatbund am 12. März in das Erzbergbaumuseum Ramsbeck in Bestwig (Hochsauerlandkreis) eingeladen hatten. Vor 180 Teilnehmern referierten unter der Leitung von Thomas Stöllner vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum Archäologen, Geologen und Althistoriker.

Gabriele Körlin (Bochum) stellte die römische Bleigrube auf dem Lüderich bei Rösrath vor. Römisches Militär ließ dort um Christi Geburt Bleierz fördern. Diese Grube produzierte wie die Gruben auf der Briloner Hochfläche ¿Germanisches Blei¿ (plumbum germanicum), das in Wracks vor Sizilien und der Rhônemündung gefunden wurde. Die Analysen der Inschriften weist, so Peter Rothenhöfer (Universität Köln), die Bleibarren eindeutig römischen Unternehmen zu, die in den beiden Jahrhunderten vor und nach der Zeitenwende Blei auf Patrimonialbesitz von Kaiser Augustus fördern und verhütten ließen.

Der gewaltige Bedarf an Blei als Baumaterial führte auch nach der Varusschlacht (9 n.Chr.) nicht zu einem Abbruch der Bleiförderung. Römische Legionäre brachten zur Varusschlacht Waffen mit, die aus spanischen Erzen geschmiedet worden waren, während die Bleibarren aus der Eifel und dem Sauerland in den Handel kamen. Verwendet wurde das sauerländische Blei in den Salinen des Hellwegraums. Bis in das sechste Jahrhundert lassen sich die Salinen in Soest zurückverfolgen. Ohne Pfannen aus Blei hätten sie, wie Susanne Jülich (LWL-Archäologiemuseum Herne) feststellte, nicht Salz gewinnen können. Der Hellwegraum war daher schon im frühen Mittelalter auf das sauerländische Blei angewiesen.

Die ältesten Funde aus Ramsbeck stammen aus dem 10. Jahrhundert. Martin Straßburger (Universität Freiburg) sichtete archäologische Funde über und unter Tage. Dabei widerlegte er, dass der legendäre Venetianerstollen in die Bronzezeit zurückgeht. Der Ramsbecker Bergbau blühte im hohen Mittelalter und im 16./17. Jahrhundert, bevor 1856/57 der Marquis de Sassenay einen kurzen Boom auslöste und noch bis 1974 Blei und Kupfer gefördert wurden.



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos