Mitteilung vom 07.01.05
Presse-Infos | Der LWL
2005 wird ¿Brücke¿-Jahr
Sonderausstellung im Westfälischen Landesmuseum
Münster (lwl). Nach dem ¿Rubens¿-Jahr 2004 wird das Ausstellungsjahr 2005 ganz im Zeichen der Künstlergruppe ¿Brücke¿ stehen. Anlass ist die Gründung der Gruppe vor 100 Jahren am 7. Juni 1905. Das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster zeigt deshalb ab dem 19. Februar (bis 1. Mai) erstmalig alle sehenswerten Werke der Brücke-Künstler aus dem großen eigenen Bestand gleichzeitig [Vgl. Bilddateien im Anhang!].
¿Im Hinblick auf das hundertjährige Bestehen des Westfälischen Landesmuseums im Jahr 2008 werden wir uns in den nächsten Jahren verstärkt mit der Geschichte unseres Hauses beschäftigen. Die ¿Brücke¿-Ausstellung ist ein wichtiger erster Schritt dahin¿, erklärt Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold zur geplanten ¿Brücke¿-Schau. ¿Der Wandel des Landesmuseums vom Provinzialmuseum mit Altertümern und Kulturgütern aus der Region zum überregionalen Kunstmuseum ist unter anderem das Ergebnis der Ankaufspolitik der fünfziger Jahre und damit auch des Aufbaus unseres ¿Brücke¿-Bestandes.¿ So ist die Freude im Landesmuseum groß, dass dank der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ein Bestandskatalog zur Ausstellung erscheinen wird. Erstmals kann das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) damit einen Teilbestand seiner Sammlung komplett dokumentieren und nicht nur in Auswahl vorstellen.
¿Interessant ist, wie eng die Münsteraner ¿Brücke¿-Sammlung mit der Situation der Stadt in den fünfziger Jahren zusammenhängt¿, erklärt Dr. Gudula Mayr, Kuratorin der Ausstellung. ¿Der Zweite Weltkrieg lag gerade erst zurück, man sehnte sich nach Harmonie und wollte nicht mehr an die Abgründe der menschlichen Existenz erinnert werden. Es wurden Bilder wie Otto Muellers ¿Zigeunerin¿ gekauft, die den Einklang von Mensch und Natur veranschaulichen, oder positive Darstellungen des modernen Lebens. Typisch ist auch das Interesse an westfälischen Motiven, zum Beispiel am ¿Patroklusturm¿, den Karl Schmidt-Rottluff 1922 in Soest gemalt hat.¿
Der damalige Museumsdirektor Walther Greischel sah den Ankauf der modernen deutschen Kunst auch als Wiedergutmachung für die Diffamierung und Verfolgung von Künstlern durch die Nationalsozialisten. 1953 erwarb er das Gemälde ¿Zigeunerin¿ von Otto Mueller, das von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Ausstellung ¿Entartete Kunst¿ gezeigt worden war. Anfang der fünfziger Jahre verhielten sich viele deutsche Museen in ihren Ankäufen noch deutlich zurückhaltender.
Die frühe Schwerpunktsetzung zahlte sich für die Münsteraner aus: In den fünfziger Jahren konnte eine umfangreiche Sammlung aufgebaut werden, die Hauptwerke aller wichtigen ¿Brücke¿-Mitglieder enthält und auch deren späteren Werdegang umfassend dokumentiert. Angesichts der mittlerweile in astronomische Höhen gestiegenen Preise für Werke des deutschen Expressionismus sind entsprechende Ankäufe durch das Westfälische Landesmuseum heute kaum noch zu realisieren.
Die jungen Dresdener Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kannten sich teilweise seit 1902 und waren auch schon vor 1905 gemeinsam als Künstler aktiv. Erst in diesem Jahr schlossen sie sich aber offiziell als ¿Künstlergruppe Brücke¿ zusammen, um sich besser im zeitgenössischen Ausstellungsbetrieb positionieren zu können. Zu den weiteren Mitgliedern gehörten Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller. In der bewußten Abwendung von der erstarrten akademischen Tradition und dem veräußerlichten Bildungskanon des Bürgertums wollten sie neue Wege künstlerischen Ausdrucks finden, zu denen die direkte Farbwirkung gehörte, aber auch eine spontane Mal-weise, die visuelle Eindrücke unmittelbar in malerische Prozesse umsetzte. Die leuchtenden Farben, die Ausdruckshaftigkeit und die freizügigen Themen zeugen auch 100 Jahre nach der Gründung der Künstlergemeinschaft von dem unmittelbaren emotionalen Bezug der Künstler zu ihren Werken. Die jungen Maler strebten eine möglichst enge Verflechtung von Kunst und Lebenswirklichkeit an, die sich auch in den Themen ihrer Kunst spiegelt: Häufig stellten sie Menschen dar, ob als Porträt, als Akt oder als Szenen aus dem Künstlerleben, außerdem Menschen im Einklang mit der Natur, Landschaften und Szenen aus dem Großstadtleben.
Pressekontakt:
Dr. Daniel Müller Hofstede, Tel. 0251 5907-168
presse@lwl.org
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