Mitteilung vom 30.12.04
Presse-Infos | Der LWL
LWL-Arzt zu den Folgen der Seebeben-Katastrophe:
¿Seelische Verwundung braucht sofortige Versorgung¿
Münster/Marsberg (lwl). Immer weiter steigende Opferzahlen, verheerende Verwüstungen, für die Überlebenden existenzbedrohende Schicksalsschläge: Die südostasiatische Tsunami-Katastrophe überfordert die menschliche Vorstellungs- und Bewältigungskraft. Was für Betroffene aus psychiatrischer Sicht getan werden sollte, erläutert Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor der Westfälischen Kliniken Marsberg des Landschafts-verbandes Westfalen-Lippe (LWL).
? Herr Dr. Bender, kommen die heimgeholten Südostasien-Touristen mit dem Erlebten allein klar?
! Dr. Bender:
Wohl kaum. Sicher hängt das vom konkreten persönlichen Schreckenserleben ab - ein plötzlich elternlos gewordenes Kind ist natürlich akut hilfebedürftiger als der leicht lädierte Erwachsene. Grundsätzlich aber gilt: Traumatische Erlebnisse wie durch diese schwere Naturkatastrophe lassen sich durchaus mit körperlichen Verletzungen vergleichen. Die seelische Wunde braucht sofortige Versorgung, Pflege und auch Zeit, um zu verheilen. Darum sollten die Menschen auch bei seelischen Verletzungen Hilfe suchen und annehmen.
? Was ist jetzt wichtig?
! Dr. Bender:
Dass die Betroffenen schnell und ohne Papierkrieg professionell unterstützt werden. Sonst drohen seelische Schäden sich zur Dauerkrankheit etwa mit Depressionen, Ängsten, Schuldgefühlen oder starkem Misstrauen auszuwachsen. Albträume, angstvolle Erinnerungen - die so genannten ¿Flash-Backs¿ - bis hin zu Selbsttötungsgedanken oder der Flucht in die Sucht können weitere schwer wiegende Folgen sein.
? Wo können Betroffene die Hilfe bekommen ?
! Dr. Bender:
Hilfe kann man in Traumazentren psychiatrischer Kliniken erhalten, zum Beispiel in der Westfälischen Klinik Marsberg und in der Westfälischen Kinder- und Jugendklinik Marsberg. In unseren beiden Trauma-Ambulanzen steht jeweils ein Team aus Fachärzten und psychologischen Psychotherapeuten, die eine traumatherapeutische Ausbildung haben, zur Verfügung.
? Wie wird geholfen ?
! Dr. Bender:
In Zusammenarbeit zum Beispiel mit sozialen Diensten und Notfallseelsorgern werden Betroffene zunächst darin unterstützt, das aktuell Erlebte soweit zu verarbeiten, dass sie sich wieder in ihrem Alltag zurecht finden können. Bei hinreichender Stabilisierung und Bedarf vermitteln wir dann weitere Bewältigungsstrategien, um die traumatischen Eindrücke verarbeiten zu können.
Die Zentrale Telefonnummer der Westfälischen Kliniken: 02992-601-01
Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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