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Mitteilung vom 27.12.04

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'Von rechten und unrechten Taten': LWL-Institut für Regionalgeschichte stellt Kriminalität in den Mittelpunkt des neuen Bandes der Westfälischen Forschungen

Bewertung:

Westfalen (lwl). Vom Pferdediebstahl im Münsterland des Dreißigjährigen Krieges über die Bestrafung der ersten automobilen Verkehrssünder im Ruhrgebiet bis zur Nachkriegskriminalität spannen Barbara Krug-Richter und Herbert Reinke in den ¿Westfälischen Forschungen 54¿ einen historisch-kriminologischen Bogen. Unter dem Titel ¿Von rechten und unrechten Taten¿ hat jetzt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den diesjährigen Band der Zeitschrift seines Westfälischen Institutes für Regionalgeschichte mit einem Themenschwerpunkt zur Kriminalitätsgeschichte Westfalens von der Frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert herausgegeben.

Im Mittelpunkt der Beiträge stehen nicht einzelne blutrünstige Taten mit Schaudereffekt, vielmehr geht es den Autoren darum, wie Menschen im Lauf der Zeit von Normen abweichen, die die Gesetze und die soziale Kontrolle ihres Umfeldes vorgeben. ¿Auf diese Weise wird die moderne Forschung zur historischen Kriminalität zu einer Sonde, die es erlaubt, gesellschaftliche und politische Verhältnisse zu analysieren. Denn wie eine Gesellschaft mit der Kriminalität umgeht, sagt viel über die politischen Verhältnisse und über die Gesellschaft selbst aus¿, so die für den Themenschwerpunkt zuständige Herausgeberin Barbara Krug-Richter. Die Volkskundlerin und Historikerin macht das an einem Beispiel deutlich: Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelten sich die Studenten in den Universitätsstädten zu einem erheblichen ¿Unruhefaktor¿. Regelmäßig zogen sie singend und lärmend durch die Straßen oder lieferten sich handgreifliche Streitigkeiten mit den Bürgern der Stadt. Zu solchen Handlungen wurden sie verleitet, weil sie als Angehörige der Universität über eine größere rechtliche Selbstständigkeit verfügten als die ¿einfachen¿ Bürger, die sich dadurch ihrerseits herausgefordert fühlten.

Die Aufsätze beschäftigen sich einerseits damit, in welcher Form bestimmte Gruppen wie Studenten, der Adel, die Bauern, ländliche Unterschichten oder Rocker gegen Gesetze verstoßen; einige Beiträge in dem Sammelband nehmen aber auch bestimmte Delikte in den Blick. Dazu zählen zum Beispiel Gewalt, Diebstahl, Sexualstraftaten und Schmuggel.

Der Band enthält außerdem Beiträge eines Kolloquiums zu den Perspektiven der Landes- und Regionalgeschichte, das der LWL Anfang des Jahres aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte veranstaltet hat. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit neuen Untersuchungsergebnissen zur Leistungsfähigkeit der westfälischen Landwirtschaft am Vorabend der Agrarreformen 1822/35 und mit der Darstellung der Polen in der Literatur über das Ruhrgebiet vor 1945. Berichte über eine Tagung zur historischen Einordnung der napoleonischen Modellstaaten Westphalen und Berg und zum Forschungsprojekt ¿Kommunale Gebietsreform in den 1960er und 1970er Jahren¿ des LWL-Institutes sowie Einblicke in das neu formierte Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, in das Unternehmensarchiv der Bertelsmann AG sowie die Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Münster runden den Band ab.


Westfälische Forschungen 54 (2004)
Themenschwerpunkt:
Von rechten und unrechten Taten

Zur Kriminalitätsgeschichte Westfalens von der Frühen Neuzeit
bis zum 20. Jahrhundert,
hg. von Barbara Krug-Richter und Herbert Reinke.

Westfälische Forschungen Band 54 (2004) - Zeitschrift des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte
Verlag Aschendorff Münster 2004, 745 Seiten, fester Einband,
Preis: 69,60 ¿ (im Abo 52,50 ¿), ISBN 3-402-09233-6, Bezug über den Buchhandel



Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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