Mitteilung vom 21.12.04
Presse-Infos | Der LWL
So wohnen Schriftsteller: LWL-Literaturexperten waren zu Hausbesuch bei Autoren und präsentieren die Ergebnisse auf der DVD ¿Home sweet home¿
Westfalen (lwl). ¿Mein Zuhause ist hier und wenn ich irgendwohin gehe, nehme ich Westerwinkel mit in die Welt", sagt Jutta Richter. Die bekannte deutsche Kinder- und Jugendbuchautorinnen lebt seit Jahrzehnten auf dem Wasserschloss Westerwinkel bei Herbern. Ihre vertraute Umgebung möchte sie gegen keinen anderen Ort der Welt eintauschen. ¿Wenn ich von Zeit zu Zeit einen Tapetenwechsel brauche, ziehe ich nach Berlin oder Italien, um dann freilich um so lieber zurückzukommen", so die Autorin.
Wie und wo leben westfälische Schriftsteller heute und wie sieht ihr Alltag aus? Dieser Frage ging ein Projekt der Literaturkommission für Westfalen nach. Die Literaturexperten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besuchten die sieben Schriftsteller Erwin Grosche, Jutta Richter, Harald Hartung, Bernadette la Hengst, Michael Klaus, Siegfried Kessemeier und Axel Schulß in ihren Privaträumen. Sie führten Interviews mit ihnen, machten Filmaufnahmen und zeichneten Lesungen auf. Das Ergebnis legt die LWL-Kommission nun auf einer DVD mit dem Titel ¿Home sweet home" vor - ein ebenso informatives wie unterhaltsames Bild der Lebenswirklichkeit heutiger Autoren.
Das Material der DVD fußt auf 60- bis 90-minütigen Interviews, die mit den Autoren geführt wurden. Beteiligt waren neben Jutta Richter der Paderborner Kabarettist und Schriftsteller Erwin Grosche, der in Berlin lebende renommierter FAZ-Kritiker und Schriftsteller Harald Hartung, die Hamburger Popmusikerin und Songschreiberin Bernadette la Hengst, der Satiriker und ¿bekennende' Ruhrgebietsautor Michael Klaus sowie, beide in Münster lebend, der Autor moderner niederdeutscher Mundartgedichte Siegfried Kessemeier und der Aktionskünstler Axel Schulß. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Klärung von Begriffen wie Identität, Provinzialität und Multimedialität. Wie sehen sich die Schriftsteller im Bezugsfeld einer zusehends komplexeren Welt? Suchen sie die Kommunikation oder wählen sie eher die Einsamkeit eines Eremiten?
Die Eingangsfrage der Interviews lautete: Vervollständigen Sie den Satz ¿Mein Zuhause ist für mich...." Die Antworten waren so verschieden wie die ausgewählten Interviewpartner. Für Siegfried Kessemeier gilt: ¿Mein Zuhause ist für mich ein Bezirk der Vertrautheit und möglichst weitgehender Selbstbestimmung." Axel Schulß dagegen betont die absolute Symbiose von Lebenspraxis und Kunstschaffen: ¿Mein Zuhause ist für mich meine Kunst, ist für mich mein Zuhause, ist für mich meine Kunst, ist für mich mein Zuhause, ist für mich meine Kunst usw."
Der gemeinsame Nenner: Die meisten der befragten Schriftstellerinnen und Schriftsteller leben und schreiben zurückgezogen wie auf Inseln. Die Privatsphäre ist ihnen heilig. Das ¿traute Heim" ist durchaus nicht hinterweltlerisch verpönt. Es garantiert, im Gegenteil, so etwas wie ¿Bodenhaftung" im unsicheren Gewerbe der Schriftstellerei.
Das Schreiben selbst sei dagegen, wie Michael Klaus erklärt, etwas höchst Unspektakuläres: Man sitzt am Schreibtisch, stunden-, tage- und wochenlang. Manchmal fast sein ganzes Leben... und es passiert fast nichts, zumindest für Außenstehende nicht. Etwas höchst Unspektakuläres, ja geradezu Langweiliges. Heutige Schriftsteller umgibt keine Aura, keine Weihe - das sind Vorstellungen früherer Jahrhunderte. Viel eher sind sie geplagt von Arbeitsaufträgen und dem leidigen Kampf ums ¿liebe Brot". Oder von den Geistern, die man selbst rief - dem Personal von Erzählungen und Romane, mit denen man sich in einem permanenten Zwiegespräch befindet.
¿Home sweet home"
Ein Film der LWL-Literaturkommission
30-minütiger Film auf DVD mit Autoren-Interviews und Blicke in Schriftstellerwohnungen,
Preis: 10 Euro
Bezug: Westfälisches Literaturmuseum Haus Nottbeck, Landrat Predeick-Allee 1, 59302 Oelde, Tel. 02529-949457; Mail: info@kulturgut-nottbeck.de)
Pressekontakt:
Markus Fischer, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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