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Mitteilung vom 08.12.04

Presse-Infos | Der LWL

Pflegezentrum mit Zoo
¿Erinnerungen an glückliche Zeiten¿/Interview

Bewertung:

Lengerich (lwl). Gaby Herrmann ist Krankenschwester und stellvertretende Wohnbereichsleiterin im Westfälischen Pflegezentrum Lengerich. Hier betreut der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) derzeit 27 alt gewordene, chronisch psychisch kranke Menschen. Seit dem Jahr 2001 gibt es dort einen Streichelzoo.

Frau Herrmann, wozu hält ein Pflegezentrum für behinderte Menschen zwei Esel und drei Pfauen?
Weil Tiere gut tun. Das gilt besonders für behinderte und alte Menschen. Die meisten unserer Bewohnerinnen und Bewohner waren ihr Leben lang chronisch psychisch krank. Jetzt, wo sie alt und hilfsbedürftig geworden sind, ist es unsere Aufgabe, ihnen einen schönen Lebensabend zu bereiten. Und weil Tiere für alte Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens sind, haben wir vor drei Jahren den Streichelzoo eingerichtet.

Aber wie sind Sie ausgerechnet auf Esel, Ziegen, Hühner und Pfauen gekommen?
Wir haben lange diskutiert, welche Tiere wir anschaffen. Sie sollten zutraulich sein, und unsere Bewohner sollten mit ihnen positive Erinnerungen verbinden. Zum Beispiel hatte auf dem Land früher fast jede Familie Hühner und Ziegen zu Hause. Darum denken viele alte Leute durch diese Tiere an ihre Kindheit zurück, an schöne, glückliche Zeiten. Und die Pfauen ¿ die sehen einfach wunderschön aus, wenn sie mit ihrem Federschmuck über das Gelände stolzieren.

Kommt der Streichelzoo bei den Bewohnern so gut an, wie Sie erwartet hatten?
Die meisten sind Feuer und Flamme. Manche besuchen das Gehege jeden Tag und helfen beim Füttern und Pflegen. Das hat schon zu erstaunlichen Erfolgen geführt. Einer unserer Bewohnerrinnen zum Beispiel fiel es anfangs nicht leicht, sich einzuleben. Dann bekamen wir zwei junge Ziegen, an denen sie Gefallen gefunden hat. Immer wenn sie mit Brot auf die Terrasse kam, rannten die Zicklein auf sie los und sprangen an ihr hoch. Das hat ihr sehr geholfen, sich hier wohl zu fühlen.

Tiere machen aber auch eine Menge Arbeit. Wer kümmert sich darum?
In der Regel ein Bewohner und das Personal des Wohnbereichs. Natürlich war das am Anfang eine ziemliche Umstellung, und auch heute ist es nicht immer unproblematisch. Wir machen das schließlich neben unserem normalen Pflegedienst, der schon anstrengend genug ist. Aber mit der Zeit haben wir gelernt, die Arbeit mit den Tieren in unseren Alltag zu integrieren.

Können Sie anderen Pflegeheimen die Idee mit dem Streichelzoo weiterempfehlen?
Entscheidend ist, dass es Mitarbeiter gibt, die sich darauf einlassen wollen und sich mit den Tieren auskennen. Generell wäre es aber schön, wenn auch andere Einrichtungen von unseren positiven Erfahrungen profitieren würden. Zum Beispiel sind Tiere auch ein hervorragendes Mittel gegen Einsamkeit. Darum haben wir inzwischen zwei Katzen angeschafft, die jetzt durch die Flure strolchen und auch in die Zimmer dürfen. Manche der Bewohner nehmen sie auf den Schoß, streicheln sie und wollen sie gar nicht mehr loslassen.

Die Pflegezentren des LWL-PsychiatrieVerbundes
Der LWL-Psychiatrieverbund bietet Hilfen für psychisch erkrankte, behinderte oder pflegebedürftige Menschen. Im Verbund sind sämtliche Gesundheitseinrichtungen des LWL zusammengefasst. Insgesamt 27 Standorte in ganz Westfalen-Lippe bilden ein gemeindenahes und differenziertes System von Behandlung, Rehabilitation, Förderung und Pflege.

In den sieben Pflegezentren des LWL-PsychiatrieVerbundes finden etwa 650 pflegebedürftige Menschen ein Zuhause, die aufgrund ihrer Lebensgeschichte und Handicaps Tag und Nacht Betreuung benötigen. Hier werden, neben der bedarfsgerechten Pflege, die vorhandenen Fähigkeiten und die Selbstständigkeit der Menschen gefördert. Die Angebote stehen grundsätzlich allen Pflegebedürftigen offen. Ein Schwerpunkt bildet die Pflege von geistig behinderten und psychisch erkrankten älteren Menschen.

Mehr Infos unter:
https://www.lwl-psychiatrieverbund.de

Literaturtipp
Wenn die Psyche Hilfe sucht. Ein Ratgeber vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. 3. Auflage 2004. Bestellung per E-Mail (psychiatrieverbund@lwl.org) oder per Telefon: 0251 591-230



Pressekontakt:
Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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