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Mitteilung vom 14.10.04

Presse-Infos | Der LWL

Wege des Mittelalters

Bewertung:

Münster (lwl). Das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster gibt mit der Ausstellung ¿Wege des Mittelalters¿ einen Einblick in die Alltagswirklichkeit Westeuropas zwischen 1000 und 1500. Zentrale Aspekte des täglichen Lebens werden vom 17. Oktober bis 4. Januar durch insgesamt rund 240 Kunstwerke und Alltagszeugnisse veranschaulicht und ausführlich erklärt. Im Mittelpunkt stehen die Lebens- und Vorstellungswelten der Menschen des Mittelalters, so dass sich dem Besucher diese häufig als "düster" bezeichnete Epoche in einem vielgestaltigen und farbenfrohen Licht präsentiert.

¿Wege des Mittelalters¿ ist in Kooperation mit dem Musée de la Civilisation in Québec (Kanada) und weiteren Museen in Europa als Tournee-Ausstellung konzipiert worden. Nach Québec und einer Station in den USA (Grand Rapid) wird sie im Westfälischen Landesmuseum in Münster 2004/05 als erste Station in Europa gezeigt.

Die Ausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist thematisch in verschiedene Abschnitte gegliedert, welche dem Besucher einen Einblick und einen Überblick in die Welt des Mittelalters ermöglichen. Beleuchtet werden folgende Themenblöcke:

Zeit und Raum

Für den Menschen im Mittelalter zeichneten sich die Phänomene Zeit und Raum durch christliche Vorstellungen wie das Jüngste Gericht und Polaritäten wie Himmel und Hölle aus. Beide Szenen findet man häufig in der bildenden Kunst des Mittelalters. Auch in der Ausstellung sind sie häufiger vertreten, wie eine Höllendarstellung einer Glasmalerei des 13. Jahrhunderts zeigt, die als Leihgabe aus der Sammlung der Universität Laval stammt. Darstellungen, wie im späten Mittelalter "der Totentanz" oder die Errichtung von Grabmonumenten, sogenannten Gisants, beschäftigen
sich eingehend mit der eigenen Sterblichkeit. Neben diesen Verbildlichungen der Vorstellungswelt gewann aber auch die einheitliche, praktische Unterteilung des Tages an Bedeutung. Bis ins 12. Jahrhundert nahm man die Einteilung des Tages in acht Stunden vor, die sich an den von den Mönchen abzuleistenden Gebetsstunden (horae) orientierte und die durch Glockenschläge kundgetan wurde. Die Glocke von Mehr bei Kleve, entstanden im 14. Jahrhundert, dient in der Ausstellung als anschauliches Beispiel. Als praktische Handhabe wurde die Sanduhr verwendet, die Händlern vor allem bei Versteigerungen einsetzten.

Das ländliche Leben

Neun von zehn Menschen lebten im Mittelalter auf dem Land. Ihr Leben war nicht nur von der täglichen Arbeit, sondern auch von vielen, das Jahr begleitenden Festen geprägt, die das Gemeinschaftsleben in den Dörfern festigten.
Zum Besitz der Menschen zählten einfache Gebrauchsgegenstände wie Tongeschirr. Dieses kam in unterschiedlichster Art und Weise zum Einsatz. In Form von Wasserkrügen und einfachen Tellern ist es in zahlreicher Form in der Ausstellung zu sehen.
Im liturgischen Zusammenhang wurde das Aquamanile zum Reinigen der Hände verwendet. Ein besonders schönes Beispiel bietet in diesem Zusammenhang ein Aquamanile aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das für die Dauer der Ausstellung als Leihgabe vom Museum der Stadt Regensburg zur Verfügung gestellt wurde.
Für die Arbeit auf dem Land war die sich weiter verfeinernde Verarbeitung von Eisen von großer Bedeutung, da der Bedarf an Material, wie zum Beispiel bei Pflügen und Hufeisen gedeckt werden musste. Auch Gegenstände aus diesem Bereich des täglichen Lebens werden in der Ausstellung gezeigt.

Städte und Kaufleute
Mit dem Untergang des Römischen Reiches gingen vorerst die städtischen Strukturen in Europa zurück. Ab dem 11. Jahrhundert begannen sie sich jedoch, begünstigt durch den im Mittelalter ständig wachsenden Handel, erneut zu festigen.
Der florierende Handel ist unter anderem durch zahlreiche Münzfunde belegt. Er ermöglichte es gut situierten Stadtbewohnern, künstlerisch und handwerklich wertvolle Gegenstände und Importwaren, zu erwerben. Die Ausstellung zeigt in diesem Zusammenhang eine Auswahl von Geschirr aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die das archäologische Museum in Madrid zur Verfügung gestellt hat. Im Schutz der gut ausgebauten Boll- und Befestigungswerke wie Stadtwälle und Burgen konnte sich eine Stadtbevölkerung mit den unterschiedlichsten Berufsständen und Einrichtungen etablieren. Einen negativen Aspekt des dichtgedrängten Zusammenlebens stellte die schlechte hygienische Versorgung dar, die zu Epidemien wie Pest oder Lepra führte.

Die Autoritäten

Im Mittelalter unterschied man zwischen der Kirche, welche die moralisch ethische Autorität darstellte und der weltlichen Macht, dem Adel, den führenden Autoritäten. Beide Pole werden in der Ausstellung durch zahlreiche Exponate repräsentiert.

Wissen und Kommunikation

Vom 6. bis zum 9. Jahrhundert dienten die an Klöster gekoppelten Schulen und Skriptorien als Zentren der Wissensvermittlung. Mit der Gründung von Universitäten ab dem 12. Jahrhundert gewann dann die Schule und die wissenschaftliche Ausbildung an Bedeutung. Die sieben freien Künste, aufgeteilt in das Trivium Grammatik, Rhetorik, Logik und das Quadrivium Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik galten lange Zeit als die Grundbausteine der Lehre.
Ausser durch die freie Rede und durch das Buch fand die Wissensvermittlung vor allen Dingen über bildliche Darstellungen statt, wie sie in allen Lebensbereichen des Mittelalters vorhanden waren. Erst der Mitte des 15. Jahrhunderts durch Gutenberg eingeführte Buchdruck mit beweglichen Lettern, der die bis dahin handschriftlich auf Pergament angelegten Codices ablöste, ermöglichte eine großzügige Vervielfältigung und Verbreitung von Schriften, von denen einige Frühdrucke (Inkunabeln) in der Ausstellung zu sehen sind.


Didaktisches Begleitprogramm

Da es sich bei "Wege des Mittelalters" um eine kulturgeschichtlich angelegte Ausstellung handelt, hat der Besucher durch ein breit angelegtes museumspädagogisches Programm die Möglichkeit, das Mittelalter in wahrsten Sinne des Wortes "zu begreifen".

Im Rahmen des Familienprogramms, das im Zeichen "Zeitreise ins Mittelalter" steht, können Veranstaltungen mit betont spielerischem Ansatz zu Themen wie mittelalterliche Schreibwerkstätten, Kleidung im Mittelalter und Malen wie die alten Meister besucht werden. Der ganzen Familie (mit Kindern ab acht Jahren) wird hier die Gelegenheit gegeben, mit den entsprechenden Materialien selbst zu experimentieren.
Weitere Mittelalter Workshops beschäftigen sich u.a. mit Fragen nach dem Essen und der Heilkunst des Mittelalters. Auch hier steht wiederum das eigene Probieren im Vordergrund.

Neben diesen praktisch angelegten Veranstaltungen werden zusätzlich Seminare angeboten, in denen zentrale Fragestellungen zum Thema Mittelalter diskutiert werden können. Berücksichtigt werden hierbei sowohl allgemeine Aspekte wie Religiosität im Mittelalter und die Kreuzzüge als auch regionale Ansatzpunkte wie Münster im frühen Mittelalter und Münster zur Zeit der Täufer, die mit einem Stadtrundgang abgerundet werden. Weitere Angebote in diesem Zusammenhang stellen Führungen zur Ausstellung und Themenführungen durch die Mittelaltersammlung des Hauses dar. (Die detaillierten Angebote entnehmen Sie bitte dem Ausstellungsprospekt)

Führungsbuchungen und Informationen zum Begleitprogramm
beim Besucherbüro des Museums: Tel. 0251 / 5907 201


Ein reich bebilderter Katalog ergänzt und begleitet den Einblick in diese Epoche der europäischen Kulturgeschichte. Im Anschluss an Münster wird die Ausstellung in Lüttich und Bordeaux zu sehen sein.



Pressekontakt:
Dr. Daniel Müller Hofstede, Tel. 0251 5907-168 und Karl G. Donath, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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