Mitteilung vom 30.09.04
Presse-Infos | Der LWL
Westfälische Bauernhöfe in Estland
LWL-Freilichtmuseum Detmold zeigt Fotoausstellung in Tallinn
Detmold (lwl). Kultureller Austausch über die Grenzen hinweg ¿ das war das Ziel einer Kooperation zwischen dem Westfälischen Freilichtmuseum Detmold und dem Estnischen Freilichtmuseum in Tallinn, die rechtzeitig zum im Mai 2004 erfolgten EU-Beitritt Estlands umgesetzt worden ist: Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt noch bis zum 31. Oktober in der estnischen Hauptstadt die historische Fotoausstellung ¿Häuser und Höfe aus Westfalen. Vergangene bäuerliche Lebenswelten¿. Im Gegenzug ist das Tallinner Museum noch bis Ende Oktober mit der Ausstellung ¿Estnische Liebe¿ in Detmold zu Gast.
Merike Lang, die Direktorin des Estnischen Freilichtmuseums, und der Detmolder Museumsdirektor Professor Stefan Baumeier eröffneten die Ausstellung in Tallinn gemeinsam in Gegenwart der Stellvertreterin des deutschen Botschafters und des Kulturreferenten der Deutschen Botschaft. Baumeier bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und betonte die mehr als zehnjährige Freundschaft, die die beiden Kulturinstitute miteinander verbindet.
Die historischen Beziehungen zwischen Westfalen und Estland reichen weit zurück, bis ins Mittelalter lassen sie sich verfolgen: Ein Großteil der deutschen Ritter und Kaufleute, die das Christentum einführten und in Estland Handel trieben, kam aus Westfalen. In den mittelalterlichen Kirchen und Bürgerhäusern der Stadt Tallinn sind ihre Spuren noch heute deutlich sichtbar. Die westfälischen Bauern hingegen waren nicht bis nach Estland gezogen ¿ daher haben sich gerade die ländlichen Kulturen in beiden Ländern unabhängig voneinander entwickelt und ihr eigenes, charakteristisches Gesicht bewahrt. Die daraus erwachsene traditionelle Arbeits- und Lebenswelt der Landbevölkerung in Westfalen und Estland steht im Mittelpunkt der beiden Ausstellungen in Detmold und Tallinn.
Beide präsentieren das umfassende Thema jedoch in höchst unterschiedlicher Form. Die von der Kuratorin Maret Tamjärv vom Estnischen Freilichtmuseum konzipierte Ausstellung ¿Estnische Liebe¿ zeigt den Detmolder Museumsbesuchern eine faszinierende Fülle: Zu sehen sind liebevoll verzierte Textilien und Gebrauchsgegenstände aus ländlichen Haushalten Estlands des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung erzählt von der Liebe der Esten zu ihrer Familie, ihrem Heim und ihrem Land, aber auch von der Härte der täglichen Arbeit.
Dagegen präsentiert die vom Detmolder LWL-Museumswissenschaftler Dr. Heinrich Stiewe vorbereitete Ausstellung in Tallinn ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotografien von alten westfälischen Bauernhöfen und ländlichen Siedlungen. Sie stammen aus dem Nachlass des bekannten Hausforschers und Museumsgründers Josef Schepers (1908-1989), der die Aufnahmen in den 30er bis 50er Jahren des 20. Jahrhunderts machte. So hängen jetzt in Tallinn vor historischen Bruchsteinmauern auf der Tenne eines alten estnischen ¿Riegenhauses¿ große Tafeln, die Außenansichten und Innenaufnahmen von alten westfälischen Bauernhäusern zeigen. So werden den Besuchern Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der traditionellen ländlichen Bauweise Westfalens und Estlands vor Augen geführt.
Knappe Texte, die von Mitarbeiterinnen des Tallinner Freilichtmuseums ins Estnische übersetzt worden sind, erläutern die Fotos. Bereichert wird die Ausstellung durch mehrere reich verzierte Eichentruhen von westfälischen Höfen aus der Sammlung des Detmolder Museums.
Der Ausstellungstechniker Rolf Lüttmann vom Detmolder LWL-Museum hat die Ausstellung in Tallinn gemeinsam mit den estnischen Kollegen aufgebaut und lobte die gute Zusammenarbeit über Sprachgrenzen hinweg: ¿Obwohl wir uns manchmal ¿mit Händen und Füßen¿ verständigen mussten, hat die Arbeit viel Spaß gemacht. Auch die gastfreundliche Aufnahme in Estland durch die Museumskollegen war einfach begeisternd,¿ berichtete der Detmolder nach seiner Rückkehr.
Pressekontakt:
Dr. Heinrich Stiewe, Tel.: 05231/706-118, heinrich.stiewe@lwl.org
und Markus Fischer, Tel.: 0251/591-235
presse@lwl.org
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