Mitteilung vom 30.07.04
Presse-Infos | Der LWL
'Stifte und Klöster in Westfalen': 300 Geschichtsinteressierte bei LWL-Vortragsreihe in der ehemaligen Reichsabtei Herford
Herford (lwl). Zum fünften Mal hat die Historische Kommission für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in diesem Jahr die Vortragsveranstaltung 'Stifte und Klöster in Westfalen' organisiert. Am Freitag und Samstag (30./ 31. Juli) beschäftigten sich in der Kirche der ehemaligen Reichsabteil Herford rund 300 Geschichtsinteressierte mit Bettelorden und Frauenklöstern. 'Die Historische Kommission hat mit ihrem Vortragszyklus und ihrem bisher dreibändigen ¿Westfälischen Klosterbuch¿ dazu beigetragen, einen wichtigen Aspekt der westfälischen Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen. In wissenschaftlichen Publikationen werden wir dieses Thema weiterhin verfolgen', so der Vorsitzende der LWL-Kommission, Prof. Dr. Wilfried Reininghaus.
Vor allem am Beispiel der Franziskaner und Dominikaner beschäftigte sich die Veranstaltung mit den 'Bettelorden'. Diese Orden entstanden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und gründeten ihre Niederlassungen in den Städten, deren geistliches Leben sie im Mittelalter entscheidend mitprägten. 'Hier widmeten sie sich besonders der Seelsorge. Voraussetzung dafür war ein Studium, auf das die Bettelorden besonderen Wert legten und für das sie ein eigenes Studienwesen entwickelten', nannte Prof. Dr. Dr. Peter Johanek eine wichtige Eigenschaft der Bettelorden.
Noch charakteristischer war für sie allerdings, dass sie im Gegensatz zu den älteren Ordensgemein-schaften bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hinein nicht nur ihren einzelnen Mitgliedern, sondern auch den gesamten Konventen verboten, Besitz zu erwerben. Ihren Unterhalt bestritten sie in erster Linie durch Arbeit und Betteln. 'Sie schrieben nicht nur Bücher zum Verkauf, sondern verrichteten auch Schreibdienste für die Nichtschreibkundigen. Eine größere Rolle spielte auch die Textilherstellung, die Franziskaner in Rheine unterhielten zum Beispiel eine Tuchmanufaktur', erklärt Reininghaus. Obwohl es keine Bauvorschriften für Bettelordenskirchen gab, haben sich besondere Charakteristika entwickelt: Die Bettelorden verzichteten meist auf Türme und ein Querhaus, sie besaßen nur sehr wenig Schmuckwerk, der Mönchschor war deutlich gegenüber dem Kirchenraum der Laien hervorgehoben.
Um den Bogen zu den Frauenklöstern zu schlagen, die das Schwerpunktthema der letztjährigen Veranstaltung bildeten, hat die Historische Kommission des LWL in diesem Jahr in der Kirche des ältesten Frauenstiftes Westfalens, der ehemaligen Reichsabtei Herford, getagt. Herford selbst stand zunächst unter der Rechtshoheit der Herforder Äbtissin und beherbergte weitere Klöster, darunter zwei Bettelordensklöster. So gehörten eine Besichtigung des Stiftsbezirks und eine Stadtführung ebenso zur Veranstaltung wie eine Exkursion zur ehemaligen Franziskaner-Residenz Stockkämpen in Halle (Kreis Gütersloh). Zwei katholische Adelsfamilien haben die Residenz, die bis 1848 existierte, am Ende des 17. Jahrhunderts in der überwiegend protestantischen Grafschaft Ravensberg gegründet, damit die Katholiken der Region seelsorgerisch betreut wurden.
Hintergrund:
Die erste Vortragsveranstaltung der Reihe 'Stifte und Klöster in Westfalen' fand im Jahr 2000 im ehemaligen Kloster Dalheim (Lichtenau/Kreis Paderborn) statt. Die Resonanz war so groß, dass die Historische Kommission beschlossen hat, die Veranstaltung in den Folgejahren fortzuführen. So fand sie 2001 in der ehemaligen Benediktinerabtei Corvey (Höxter), 2002 im ehemaligen Stift Cappenberg (Selm/Kreis Unna) und 2003 im Stiftsbezirk Wedinghausen in Arnsberg (Sauerland) statt. Die Vorträge wurden durch kleine Ausstellungen und Exkursionen abgerundet und hatten jeweils einen Themenschwerpunkt (Augustiner-Chorherren, Benediktiner, Prämonstratenser, Doppelklöster/Frauenstifte). Die Teilnehmerzahlen lagen bei allen Veranstaltungen zwischen 200 und 300 Personen.
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
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