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Mitteilung vom 27.07.04

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Wespen waren Vorbild der industriellen Papierherstellung
LWL-Freilichtmuseum erhält zwei Holzschleifermodelle

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Hagen (lwl). Zwei funktionierende Holzschleifermodelle, die Holz für die Papierherstellung zerkleinern, ergänzen jetzt das museumspädagogische Programm ¿Papier wächst nicht im Wald ¿ des Westfälischen Freilichtmuseums Hagen. Ermöglicht wurden diese Neuanschaffungen durch eine Spende der Rauhfaser- und Tapetenfabrik ¿Erfurt¿ in Schwelm.

Diese Holzschleifermodelle im Maßstab 1:1 hat das Institut für Technik und ihre Didaktik der Westfälischen Wilhelm-Universität in Münster gebaut. Dr. Karl Pichol konzipierte zusammen mit dem Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) diese didaktischen Modelle, die in der Museumspädagogik eingesetzt werden. Mit den original großen Modellen können die Schüler im LWL-Museum nun experimentieren und selber den Rohstoff für die Papierherstellung produzieren.

Die Holzschleifmaschine hat die gesamte Technik der Papierherstellung revolutioniert, erfunden wurde sie von dem Mechaniker Gottlob Keller (1816 ¿ 1895). Der Sohn eines Webermeisters aus dem sächsischen Hainichen entwickelte 1844 einen Schleifapparat, mit dem die Herstellung von Fasern aus Holz für die industrielle Produktion von Papier möglich wurde. Vor dem Hintergrund der dramatisch anwachsenden Rohstoffnachfrage in der expandierenden Papierindustrie des 19. Jahrhunderts, war der Holzschliff eine praktikable Antwort auf die drängende Rohstoffnachfrage. Zuvor waren Lumpen der wichtigste Rohstoff zur Papierherstellung.

Nach vielen Versuchen entdecke Gottlob Keller, dass Fichtenholz zerfasert werden kann, wenn man es unter Druck durch schleift und dabei Wasser dazugibt. Dieses Prinzip entspricht in etwa dem, was die Wespen beim Bau ihrer Nester tun: Sie zerfasern Holz mit ihren Beißwerkzeugen und einem speichelähnlichen Sekret in kleinste Bestandteile. Mit diesem Holzbrei können sie leichte und stabile Papiernester aus einem filigranen Wabensystem bauen. Dieser Stoff gewonnen aus Holz, ist ähnlich dem Holzstoff, wie er noch heute in der Papierindustrie, auch auf chemischem Wege als Zellulose gewonnen, eingesetzt wird.

Bereits im 18. Jahrhundert gab es Versuche aus anderen Rohstoffen, außer aus Lumpen, Papier herzustellen. Alle Versuche scheiterten an dem Problem, dass die Fasern für diesen Zweck nicht weit genug aufgelöst werden konnten. Ein Hagener hat Entwicklungsgeschichte des Holzschliffs schon früh aufgearbeitet: Der damalige Direktor der Papierfabrik Kabel bei Hagen, Adolf Benedello, stellte in einer für die Papiergeschichte grundlegenden Veröffentlichung 1957 alle damals verfügbaren Dokumente zusammen. Sein Buch ¿Keller ¿ Voelter. Die Einführung des Holzschliffs in der Papierindustrie¿ stellt noch heute eine wichtige Quellensammlung für die Papiertechnologien dar.

Übrigens sind in der Ausstellung ¿Bütten, Siebe und Tamboure¿ im Hagener LWL-Freilichtmuseum die in der Papierfabrik Hagen-Kabel entdeckten ¿Holzstoffproben¿ von Gottlob Keller ausgestellt. Das Westfälische Freilichtmuseum Hagen dokumentiert mit diesen bedeutenden Exponaten die Erfindung des Holzschliffs.




Pressekontakt:
Uta Wenning-Kuschel, Telefon: 02331 - 7807113
presse@lwl.org




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