Mitteilung vom 14.07.04
Presse-Infos | Der LWL
Wehranlage, Grenze und Holzlieferant: LWL-Buch über städtische Landwehren im östlichen Münsterland
Münster/Telgte (lwl). In Westfalen sind viele Teilstücke alter Landwehren erhalten geblieben, sie werden aber selten erkannt. Um zu verhindern, dass diese bedeutenden Bodendenkmäler zerstört werden, erfassen die Bodendenkmalpfleger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) seit 1980 diese Anlagen systematisch und erforschen ihre Funktion und Bedeutung. Die Ergebnisse dieser Arbeit hat Dr. Cornelia Kneppe, die maßgeblich an der Inventarisierung beteiligt war, in dem Buch 'Die Stadtwehren des östlichen Münsterlandes' vorgelegt, das die LWL-Altertumskommssion für Westfalen am Mittwoch (14.07.) in Telgte präsentiert hat.
'Landwehren sind mit undurchdringlichem Gebüsch bestandene Wall-Grabensysteme, die in Westfalen seit dem frühen 14. Jahrhundert um Städte, Kirchspiele und Ämter angelegt wurden. Durchlass gewährten alleine die so genannten Schlagbäume, die mit heutigen Schranken zu vergleichen sind. Landwehren dienten vor allem dem Schutz des Umlandes vor räuberischen Übergriffen, bekamen jedoch schnell die zusätzliche Funktion von Rechts- und Besitzgrenzen. Diese sind oft noch in den heutigen Kreis- und Gemeindegrenzen wieder zu erkennen', erklärt Kneppe. Außerdem waren die Landwehren wichtige Holzlieferanten: 'Das Gebüsch musste regelmäßig zurückgeschnitten werden, um als Wehranlage zu funktionieren. Denn hätte man es wild wachsen lassen, wäre es zu hoch geworden und es hätten sich Schlupfwinkel gebildet. Das anfallende Holz benutzte die Stadt häufig für Ausbesserungen von Wegen', so die LWL-Archäologin weiter.
Kneppe geht in ihrer Arbeit interdisziplinär vor, indem sie anhand verschiedener archäologischer und historischer Puzzlestücke eine Rekonstruktion des ursprünglichen Verlaufs von Landwehren wagt. Dabei beschäftigt sie sich beispielhaft mit den Landwehren der Städte Ahlen, Beckum, Telgte und Warendorf (alle Kreis Warendorf).
Mit vielen Bildern und ausführlichem Kartenmaterial zeichnet das Buch den Verlauf der Landwehren nach. Dabei beschäftigt sich Kneppe auch mit einer westfälischen Eigenart, die offenbar einzigartig ist: 'Im Laufe der Zeit bezogen die Städte weiteres Land mit in ihr Gebiet ein, das sie gekauft oder geerbt hatten. Diese Neuerwerbungen sollten natürlich ebenso geschützt sein wie der Rest der so genannten Stadtfeldmark. Zudem sollte deutlich ersichtlich sein, dass dieses Land zur Stadt gehört, also wurde die Anlage um das entsprechende Stück zurückversetzt. Dementsprechend lassen sich zumindest um Ahlen und Beckum jeweils zwei mehr oder weniger vollständige Landwehrringe erkennen', so Kneppe.
Für das ungeübte Auge sind Landwehren heute am häufigsten anhand von Straßen- und Flurnamen wie beispielsweise der 'Stadthagen' in Warendorf ¿ eine hier gebräuchliche Bezeichnung für eine städ-tische Landwehr ¿ oder 'An der Landwehr' südlich von Beckum zu erkennen. 'Von dem hier gelegenen Wanderparkplatz aus lohnt sich ein Ausflug entlang der erhaltenen Landwehrreste bis zur Soestwarte. Dieser steinerne Wehrturm hat früher den Durchgang der Straße nach Soest durch die Stadtlandwehr bewacht und bietet dem heutigen Besucher eine einladende Gastronomie', hat Kneppe einen Tipp für diejenigen, die die Landwehrreste erkunden möchten.
Cornelia Kneppe: Die Stadtlandwehren des östlichen Münsterlandes. Veröffentlichungen der Altertumskommission für Westfalen XIV.
Münster 2004, 164 Seiten, 116 Abbildungen (weitgehend farbig), 6 Kartenbeilagen
ISBN 3-402-05039-0, 38 ¿
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