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Mitteilung vom 27.05.04

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LWL-Archäologen haben zehn Meter Stadtmauer freigelegt

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Paderborn (lwl). An der Busdorfmauer 8 legt zur Zeit ein kleines Team der Stadtarchäologie die Fundamente der Stadtmauer frei. Unter einem Haus aus den 50er Jahren schlummerten die Reste der Mauer, die den Paderborner Bürgern Jahrhunderte lang Schutz bot.

Vier Wochen haben die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) Zeit, dann verschwinden die Zeugnisse der einst wehrhaften mittelalterlichen Stadtmauer an dieser Stelle unter einem neuen Mehrfamilienhaus. Maßstabsgerechte Zeichnungen und Fotos halten den Zustand für die Nachwelt fest.

¿Wir wollen die Beschaffenheit der Mauer untersuchen und ihren genauen Verlauf vermessen¿, erläutert Dr. Sven Spiong, Stadtarchäologe im LWL-Museum in der Kaiserpfalz. ¿Wir hoffen auch auf Funde in der Fundamentgrube der Mauer, die uns etwas über die Bauzeit verraten könnten¿, so der LWL-Experte und Grabungsleiter in Paderborn weiter. Der jetzt freigelegte Teilbereich der Stadtbefestigung zeigt eine 1,60 m bis 1,80 m dicke Mauer, die über zwei Meter in den anstehenden Boden reicht. An der Außenseite fand das Ausgrabungsteam nur die lockere Verfüllung des Stadtgrabens.

Aus Schriftquellen ist bekannt, dass die Paderborner ihre Stadtmauer vor 1183 fertiggestellt hatten. Archäologen konnten bei Ausgrabungen der letzten Jahre beweisen, dass die Bürger zuerst einen Stadtgraben ausgehoben hatten. Die Stadtmauer errichteten sie später am inneren Rand des Grabens. Stützpfeiler verhinderten, dass die Mauer in den Graben rutschte.
Doch wann begannen die ersten Arbeiten zur Stadtbefestigung? Schon seit Karl dem Großen (gest. 813) gab es eine erste Befestigung mit Wall und Graben, die das engere Umfeld der Pfalz und des Domes schützte. Noch Bischof Meinwerk erneuerte diese Domburgmauer vor 1000 Jahren.

Um 1100 begannen die Paderborner alte Steinbrüche innerhalb der Stadt zu verfüllen um Bauland zu gewinnen. So errichteten sie z. B. am Kötterhagen Häuser auf neu eingeteilten Grundstücken. Die Bebauung unmittelbar an der Domburgmauer zeigt, dass diese Mauer bereits um 1100 an Bedeutung verlor. Sie wird deshalb um 1150 abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bevölkerung schon den Stadtgraben ausgeschachtet, der ihnen nun Schutz bot. Es gab damals keinen Wall, wie er bei anderen mittelalterlichen Stadtbefestigungen häufig vorkam. Es stellt sich deshalb die Frage, was mit den enormen Erdmassen geschah, die beim Ausheben des Grabens anfielen. Die Bürger benötigten sie, um die alten Steinbrüche am Kötterhagen und in der Grube für die Baulandgewinnung zu verfüllen. Der Raum, der für Wohnhäuser zur Verfügung stand, war nach dem Bau der neuen Stadtbefestigung begrenzt. Auch am Kamp, am Rathausplatz und im Schildern bewohnten die Bürger neu eingeteilte, fest umrissene Grundstücke. Nachdem der Stadtgraben fertig war, begannen die Paderborner damit, ihre Stadtmauer zu errichten. Sie hatten sie wahrscheinlich fertiggestellt, als der Bischof um 1150 die Domburgmauer abreißen ließ. In diesen etwa 50 Jahren, als Paderborn eine Großbaustelle war, bekam die Stadt auch von außen ein völlig neues Gesicht: die Bürgerstadt Paderborn entstand.



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Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
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