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Mitteilung vom 27.05.04

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"Brunhilde": Schwarzbunt und rar - Kälbchen seltener Rinderrasse im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold

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Detmold (lwl). Stolz steht "Betty" jetzt mit ihrem Kälbchen auf der Weide vor der Kappenwindmühle im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold: Schwarzbunt wie sie selbst tobt "Brunhilde" seit einigen Tagen munter über die Weide im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

"Selten, wieso?" werden sich einige Betrachter fragen, denn auf den ersten Blick sehen Betty und ihr Nachwuchs so aus, wie Tausende schwarzbunter Kühe auf Deutschlands Weideflächen. Aber weit gefehlt: Vor nicht allzu langer Zeit war das "Schwarzbunte Niederungsvieh" noch die häufigste Rinderasse im nördlichen Westfalen. 1951 stellte die Rasse in den alten Bundesländern noch mit über 1,2 Mio. Tieren fast die Hälfte des gesamten Rinderbestandes. Dann wurde die Rasse etwa ab 1965 durch die Einkreuzung von Holstein-Frisian - kurz als "HF" bezeichnet ¿ wesentlich verändert.
Die "HF" entstand damals zuerst in den USA. Aus einem ursprünglich eingeführten, europäischen Typ mit zwei verschiedenen Nutzungen - nämlich als Milch- und als Fleischlieferant - wurde ein sogenannter Einnutzungstyp, der in der Hauptsache viel Milch gab.

Bei genauem Hinschauen unterscheiden sich die Rassen auch äußerlich: Ohne die Einkreuzung des "Holstein Frisian" handelt es sich um Tiere, die länger leben, widerstandsfähig gegen Krankheiten und von mittlerer Größe sind sowie kräftige Muskeln haben. Ist "HF" eingekreuzt, bekommt man eine hochbeinige, milchreiche Kuh, die nur flache Muskeln besitzt, also auch weniger kräftig aussieht.

Durch diese marktorientierte, sogenannte "Verdrängungskreuzung" gibt es heute nur noch wenige reinrassige Tiere des Schwarzbunten Niederungsviehs. Die Rasse stand sogar kurz vor dem völligen Verschwinden, als sich der ¿Verein zur Erhaltung und Förderung des alten Schwarzbunten Niederungsrindes¿ gründete. Auch durch die Bemühungen dieses Vereines gibt es heute wieder rund 130 reinrassige Kühe. Nach der Roten Liste der "Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen" (GEH) ist ihr Bestand aber auch heute noch gefährdet.

Dabei lohnt sich schon ein Blick auf die Geschichte der Rasse: Die Zucht beginnt Anfang des 18. Jahrhunderts in den ostfriesischen Marschen. Erste Erfolge verzeichnet die Rasse schon Anfang des 19. Jahrhunderts, als zahlreiche Verkäufe zu ihrer Verbreitung in den Regionen des nord- und mitteldeutschen Raumes führen. Schon 1876 wurde das Herdbuch ¿ das Bestands- und Zuchtverzeichnis einer Art - gegründet. Damit handelt es sich bei den "Schwarzbunten" sogar um die älteste herdbuchmäßig geführte deutsche Rinderrasse. Bis 1964 waren die Deutschen Schwarzbunten die bedeutendste Rinderrasse in Westdeutschland. In Westfalen hat es danach viele Jahre lang überhaupt keine Tiere dieser Rasse mehr gegeben.

Das LWL-Freilichtmuseum Detmold beteiligt sich seit 2001 aktiv an der Erhaltung der Rasse und inzwischen hat "Betty" hier bereits zwei gesunde Kälber zur Welt gebracht, die die Mütter kommender Schwarzbunt-Generationen werden sollen.



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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