Mitteilung vom 07.05.04
Presse-Infos | Der LWL
LWL kürt Lemgoer Hexenbürgermeisterhaus zum Denkmal des Monats
Lemgo (lwl). Das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo (Kreis Lippe),1568/1571 erbaut, gilt als ein Meisterwerk bürgerlicher Renaissance-Architektur. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es aus Sicht der damals noch jungen Denkmalpflege als überregional bedeutend eingestuft. Als dann im Jahr 1911 der damalige Besitzer die reichgestaltete Giebelfassade entfernen und durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzten wollte, rief das einen Sturm der Entrüstung in der kunst- und baugeschichtlichen Fachwelt hervor. Die Stadt Lemgo reagierte und kaufte das Gebäude, um darin ein Heimatmuseum einzurichten, damit wurde das Haus eines der ersten ostwestfälischen Stadtmuseen. Seit 1999 ist das Museum Hexenbürgermeisterhaus geschlossen, weil es dringend restauriert werden musste. Die jetzt abgeschlossenen Arbeiten sind besonders gut gelungen, deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Hexenbürgermeisterhaus kurz vor seiner Eröffnung als Denkmal
des Monats Mai ausgezeichnet.
"Die Sanierung des Hauses entspricht im besten Sinn dem denkmalpflegerischen Ziel, die Vielschichtigkeit der Bausubstanz dieses häufig umgebauten Hauses zu erhalten. So zeigt eine neue, zurückhaltende Dreifarbigkeit im Inneren, wo sich im Gebäude ältere und jüngere Teile befinden, was authentisch ist und welche Ergänzungen in jüngerer Zeit dazugekommen sind", lobt LWL-Denkmalpflegerin Dr. Barbara Seifen.
Der Name des Hauses mit dem auffallenden Werksteingiebel, der 1571 vom Baumeister Hermann Wulff errichtet wurde, erinnert an einen seiner ehemaligen Besitzer im 17. Jahrhundert, den Juristen und Bürgermeister Hermann Cothmann. Er wurde als unerbittlicher "Hexenjäger" bekannt. Im 16. und 17. Jahrhundert war das repräsentative Bürgerhaus reich gestaltet und ausgestattet. Später erfolgten schlichte Umbauten entsprechend den sich ändernden Besitz- und Wirtschaftsverhältnissen. Im 19. Jahrhundert diente es längst nicht mehr als reiches Bürgerhaus: Zu dieser Zeit bewohnten es Handwerker, die hier auch eine Werkstatt und einen Laden eingerichtet hatten. In den 1930er Jahren wurde das Haus bei einer ersten großen Sanierung für die Museumsnutzung verändert, das ehemalige Bürgerhaus der Renaissance sollte rekonstruiert werden.
Wegen bau- und nutzungstechnischer Mängel musste das als Museum genutzten Gebäude 1999 dringend instand gesetzt werden. Planung und Umsetzung wurden erschwert durch hohen Anforderungen an eine besucherfreundliche Erschließung, an das Raumklima und an den Brandschutz, die das Haus als öffentliches Museum nun erfüllen sollte. "Alle Planungen liefen beim Leiter des städti-schen Bauamtes, Helmut Strüßmann, zusammen. Mit großer Umsicht und mit der nötigen Flexibilität, auf neue Erkenntnisse der Bauforschung einzugehen, hat er das gute Gelingen der Sanierung ermöglicht. Der städtische Denkmalpfleger Ralf Niemeyer hat alle Details der Sanierung im Sinne der Denkmalpflege sehr gut begleitet," hebt Barbara Seifen hervor.
"Das gesamte Projekt hat inhaltlich sehr viel gewonnen, weil der Museumsleiter Jürgen Scheffler den Bauhistoriker Dr. Holger Reimers daran beteiligt hat, die museumsgerechte Präsentation der Ge-schichte des Hexenbürgermeisterhauses zu erarbeiten. Ihnen ist es gelungen, mit der Bausubstanz sehr schonend umzugehen und das Haus so zu gestalten, dass es den Besuchern unaufdringlich einen großen Teil seiner Geschichte vermitteln kann", betont Seifen.
Wenn das Hexenbürgerhaus Mitte Mai als - zunächst noch leeres Museum - wiedereröffnet wird, werden die Besucher viel Neues und Verwandeltes entdecken können. "Manches wird ungewohnt sein, das Gebäude regt an, Fragen zu stellen zu neuen und alten Umbauten", so Barbara Seifen. Dieses sanierte Denkmal ist deshalb ganz sicher eine Reise nach Lemgo wert.
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