Mitteilung vom 27.04.04
Presse-Infos | Der LWL
Walpurgisnacht auf Westfaelisch
Münster (lwl). In der Walpurgisnacht (Nacht vom 30. April auf den 1. Mai) treiben die Hexen auf dem Brocken im Harz ihr Unwesen. Das ist spätestens seit Goethes "Faust" bekannt. Auch in Westfalen "spukte" es früher in der Walpurgisnacht, doch hier waren die Urheber irdischer Natur: "In vielen Dörfern trieben die jungen Burschen in der Walpurgisnacht Streiche. So setzten sie den Mädchen, die zum 1. Mai den Garten noch nicht bestellt hatten, einen Fuhlen oder Maikerl vor die Tür. Das war meist eine Strohpuppe, der alte Kleidungsstücke angezogen wurden", schildert Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einen der "Rügebräuche". Diese Bräuche stellten diejenigen bloß, deren Verhalten nicht mit der Norm übereinstimmte. Fleißige Mädchen bekamen anstelle des Maikerls in der Nacht zum ersten Mai ein Maibäumchen in Form einer kleinen Birke. Auch heimliche Verehrer stellten ihrer Angebeteten ein grünes Bäumchen - den Ehrenmai - unters Fenster.
In der Gegend um Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) wurden in der Walpurgisnacht Gerätschaften, die am Haus abgestellt worden waren, auseinandergenommen und versteckt. Deshalb waren die Dorfbewohner am 30. April besonders darauf bedacht, ihre Wagen und Pflüge in Schuppen, Scheunen oder Remisen zu stellen und gut zu verschließen.
Das wilde westfälische Walpurgistreiben hat mit den Hexen am Blocksberg nichts zu tun: "Der 1. Mai ist ein alter Musterungstermin. Die Nacht vor dem Eintritt in den Militärdienst galt als Freinacht, in der die jungen Burschen vorerst die letzte Gelegenheit zu allerhand Unfug hatten", so Cantauw. Die Volks-kundlerin betont, dass sich das ausgelassene Treiben in der Walpurgisnacht bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gehalten habe. "Dazu hat sicherlich beigetragen, dass die Walpurgisnacht günstig zwischen die
anstrengenden Zeiten des Säens und des Mähens fällt", so Cantauw weiter.
Heute werden die Walpurgisbräuche in Westfalen nicht mehr ausgeübt. Stattdessen hat sich der Maigang am folgenden 1. Mai inzwischen durchgesetzt. Der Brauch, einen mit bunten Bändern geschmückten Maibaum an zentraler Stelle aufzurichten und am Fuße dieses Baumes zu tanzen und zu feiern, war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nur in wenigen Regionen Westfalens, nämlich im Siegerland und im Wittgensteiner Land, bekannt. Mittlerweile werden in den meisten westfälischen Regionen derartige Maibäume aufgestellt.
Hintergrund:
Der Name der Walpurgisnacht geht auf die Äbtissin Walburga zurück, die im 8. Jahrhundert lebte und deren Heiligsprechung auf den 1. Mai fiel. Bis auf die Bezeichnung hat die Walpurgisnacht aber nichts mit der heiligen Walburga zu tun. Im Gegenteil: Die heilige Walburga wurde früher als Schutzpatronin gegen die Zauberkunst angerufen.
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