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Mitteilung vom 23.03.04

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Warum kann der 'Knick' ein schnurgerades Stück Land sein?
Der Flurnamenatlas erklärt Bezeichnungen für Wege, Wald und Wiesen

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Münster/Westfalen (lwl). Warum heißen schnurgerade ostwestfälische Flurstücke ¿Knick¿ und liegen unter südwestfälischen Hügeln, in deren Namen der Begriff ¿Knochen¿ vorkommt etwa menschliche oder tierische Überreste begraben? Antworten auf diese Fragen gibt der ¿Westfälische Flurnamenatlas¿, dessen dritte Lieferung der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt herausgegeben hat. Der Atlas zeigt anhand von vielen Karten nicht nur, wo welche Flurnamen verbreitet sind. ¿In ausführlichen Kommentaren erklären wir auch, welchen Ursprung und welche Bedeutung die einzelnen Namen haben¿, so Autor Dr. Gunter Müller von der Kommission für Mundart- und Namenforschung beim LWL.

Im Abschnitt über den ¿Knick¿ erfährt man beispielsweise, dass dieser Begriff in ostwestfälischen Mundarten für Hecke steht. ¿Knick¿ als Flurname steht also nicht für ein krummes Feld, sondern für ein Stück Land, das von einer Hecke abgegrenzt wird. Und mit ¿Knochen¿ ist keineswegs ein Festfressen für den Hund, sondern ein Berg gemeint ¿ wie übrigens auch mit den Begriffen ¿Nocken¿ oder ¿Nöckel¿. Diese Worte sind mit dem Knochen, den man dem Hund vorwirft, nicht unmittelbar verwandt, wohl aber mit der ¿Nockenwelle¿ oder dem österreichischen ¿Nockerl¿ (kleiner länglicher Kloß).

Was aber sind überhaupt Flurnamen? ¿Darunter verstehen wir Namen für Äcker, Wiesen, Wälder, Hügel, Täler, Quellen, Bäche, Flüsse, Seen, aber auch für Wege, Ruinen, Wegkreuze und sogar für besonders auffällige Bäume oder Steine¿, erklärt Prof. Dr. Jürgen Macha, Vorsitzender der LWL-Kommission.
Bei ihrer Arbeit am Flurnamenatlas haben sich die Mundart- und Namenforscher in erster Linie auf rund 170 Jahre alte Daten des Preußischen Grundsteuerkatasters verlassen. ¿Denn dieses Urkataster zeichnet noch das alte Bild der westfälischen Landschaft und seiner ursprünglichen Namen. Danach haben landwirtschaftliche Veränderungen, die Industrialisierung und die Ausweitung der Städte große Teile der Landschaft und damit auch ihres Namenschatzes völlig verändert¿, erklärt Prof. Dr. Hans Taubken, Geschäftsführer der LWL-Kommission, warum der Atlas auf so alten Daten aufbaut.

Die dritte Lieferung der Flurnamenatlasses beschäftigt sich vor allem mit Namen für Bereiche, die erst spät intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. Deshalb heißen sie etwa ¿Neuland¿, ¿Zuschlag¿, ¿Teil¿ oder ¿Pand¿. Ein weiterer Schwerpunkt sind Namen für Straßen, (Vieh-) Wege oder Brücken, die zum Beispiel ¿Pfad¿, ¿Stiege¿, ¿Twiete¿, ¿Trift¿ oder ¿Schemm¿ heißen oder für Hecken, die nicht nur ¿Knick¿, sondern auch ¿Rick¿ und ¿Wall¿ genannt werden. Geländeformen heißen etwa ¿Timpen¿, ¿Horn¿, ¿Gehre¿ oder ¿Striepen¿.

Der erste Teil des ¿Westfälischen Flurnamenatlasses¿ erschien im Jahr 2000. Er enthält neben einer Einleitung und einem Literaturverzeichnis vor allem Karten und Kommentare zu Flurnamen für Ackerland. Schwerpunkt der 2001 erschienen zweiten Lieferung waren Bezeichnungen für Gemeinschaftsland, für Grünland und für das hofnahe Gelände. Die vierte Lieferung wird sich mit Berg- und Hügelnamen beschäftigen, die auch schon in der dritten Lieferung eine Rolle spielen. Im Mittelpunkt der fünften und letzten Lieferung werden Flurnamen für Feuchtigkeitsgebiete und Wälder stehen.

Westfälischer Flurnamenatlas
Im Auftrag der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens bearbeitet von Gunter Mül-ler, Lieferung 3, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld,
Großformat DIN A 3, 132 Seiten, 78 zweifarbige Karten,
ISBN 3-89534-513-X, 49 Euro



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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