Mitteilung vom 06.11.03
Presse-Infos | Der LWL
Dokumentation schildert die Geburtsstunde der Landschaftsverbände als "Staatsaufbau von unten"
Westfalen (lwl). Fast sieben Jahre dauerte es, bis sich die Landespolitiker 1953 auf die Landschaftsverbandsordnung einigten und damit die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) gründeten. Heftige politische Auseinandersetzungen begleiteten diesen politischen Prozess. Dabei verlief die Grenze zwischen Befürwortern und Gegnern von Landschaftsverbänden quer durch alle Parteien. Diese spannende Entwicklung zeichnet das Westfälische Institut für Regionalgeschichte des LWL in der Dokumentation "Staat und Selbstverwaltung" nach, die jetzt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des LWL erschienen ist.
Nach der Gründung Nordrhein-Westfalens 1946 stellte sich die Frage nach dem Staats- und Verwaltungsaufbau des neuen Landes. Wie sollten die Landesteile Westfalen und Rheinland integriert werden? Schon vorher hatten sich vor allem Westfalen darum bemüht, die regionale Selbstverwaltung wieder herzustellen. Vor allem die Kommunen, die Industrie- und Handelskammern und die karitativen Organisationen unterstützten die Forderungen nach einem "Staatsaufbau von unten" und nach einer bürgernahen Verwaltung. Diese wollten sie vor allem durch die Gründung der Landschaftsverbände erreichen. Zu den Kritikern einer mittleren Selbstverwaltungsebene gehörten hingegen der erste Ministerpräsident des Landes
(und frühere Oberpräsident Westfalens) Rudolf Amelunxen, der Detmolder Regierungspräsident Heinrich Drake und Teile der Düsseldorfer Ministerialbürokratie.
Die Befürworter der Landschaftsverbandsordnung gewannen schließlich die Oberhand, einerseits, weil ihre Gegner inzwischen aus der Regierung ausgeschieden waren. Andererseits setzte sich die Einsicht durch, dass man den Anforderungen des modernen Sozialstaates nur mit Hilfe eines starken regionalen Leistungsträgers gerecht werden konnte und sich nur mit ihm das Land konsolidieren konnte. Das gemeinsame "Grundgesetz" des LWL und des LVR fand im Landtag schließlich die Zustimmung nahezu aller Parteien.
Die Dokumentation "Staat und Selbstverwaltung" zeichnet den Entscheidungsprozess zur Ausgestaltung des neuen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und zu den Aufgaben der Landschaftsverbände nach. Im Mittelpunkt dieser Quellensammlung, die Ansgar Weißer vom LWL-Institut für Regionalgeschichte erarbeitet hat, stehen die Einflüsse von Verwaltung, Parteien, Verbänden, Organisationen und einzelnen Personen des öffentlichen Lebens auf die politische Meinungsbildung. Außerdem gibt Weißer einen Überblick darüber, wie Journalisten das Verfahren kommentierten.
Der Herausgeber Ansgar Weißer studierte Geschichte und Germanistik in Münster, war Wissenschaftlicher Volontär am LWL- Institut für Regionalgeschichte und arbeitet hier zur Zeit an einer Dissertation über die "innere Landesgründung" Nordrhein-Westfalens.
Ansgar Weißer (Hg.):
Staat und Selbstverwaltung.
Quellen zur Entstehung der nordrhein-westfälischen Landschaftsverbandsordnung von 1953
(Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 45)
Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003.
604 Seiten, gebunden, ¿ 49, ISBN 3-506-79618-6
Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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