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Mitteilung vom 22.09.03

Presse-Infos | Der LWL

Vom Napoleonshügel über verborgene Gärten bis zur künstlichen Ems
LWL beteiligt sich mit drei großen Projekten an der Regionale 2004

Telgte (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beteiligt sich mit drei Projekten an der Regionale 2004. Ein Dutzend LWL-Mitarbeiter arbeitet an einer Ausstellung über die Ems, einem neuen Weg entlang des Flusses, einem Radwanderführer und an zwei Büchern über Gärten und Parks in der Region. Das Land NRW übernehme 80 Prozent der Gesamtkosten von rund 1,6 Millionen Euro, 20 Prozent zahle der LWL, erläuterte LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe am Montag (22.9.) in Telgte (Kreis Warendorf). Neben den 37 Städten und Gemeinden links und rechts der Ems ist auch der LWL Mitglied bei der Regionale 2004, die im kommenden Frühjahr starten wird.

Der Emsauenweg: Lineares Freilichtmuseum
Unter dem Titel "Emsauenweg" bereitet der LWL nach Angaben von Teppe eine Radwanderroute entlang des Flusses von Warendorf über Telgte und Münster bis nach Rheine vor. Die 85 Kilometer lange Route stelle als "lineares Freilichtmuseum" nicht nur 100 Naturdenkmäler, archäologische und kulturhistorisch interessante Objekte und Orte entlang der Ems vor. Teppe: "Der Emsauenweg wird den Fluss als geographisches und kulturelles Bindeglied zwischen verschiedenen Orten im wahrsten Sinne
erfahrbar machen."

An den Stationen entlang des Weges laden eigens entworfene Stelen, Bänke, Tische, Stege und Türme zu Blicken in die Geschichte von Mensch und Landschaft ein: So treten zum Beispiel beim Sandabbau in den Kottruper Seen westlich von Warendorf archäologische Funde vom Neandertaler bis zu den Sachsen zu Tage, die von einer 100.000 jährigen Landschafts- und Siedlungsgeschichte berichten. 30 Kilometer flussabwärts werden zukünftige Radwanderer mitten in Greven auf den ehemaligen Standort einer Schiffswerft stoßen. In dieser Werft wurden im 19. Jahrhundert die Emspünten, ein archaisch anmutender Lastschifftyp, auf Kiel gelegt. Ebenfalls bei Greven wird eine Installation mit einer großen Plane an die versunkene Burg Schöneflieth erinnern.

Die Mitarbeiter des Westfälischen Museums für Archäologie initiieren auch Veranstaltungen entlang des Emsauenwegs: In Rheine zum Beispiel wird eine Jahrtausende alte Grabanlage aus der Jungsteinzeit unter der Beteiligung der Bevölkerung mit zeittypischen Methoden wieder entstehen. Bei Telgte soll eine 90 Meter lange Pfostenallee einen Grabhügel aus der Bronzezeit markieren, der durch zwei kreisförmige Gräben von je 15 Metern Durchmesser eingefasst wird. Nachgebaute Einbäume und ein Floß werden an die Anfänge der Flussschifffahrt erinnern, während Kunstwerke, Lesungen, Theater- und Musikveranstaltungen das Programm ergänzen.

Zum Emsauenweg entsteht ein kulturhistorischer Führer im Taschenbuchformat, der sich besonders gut für Radwanderungen eignet.
Während die Beschilderung des Wegs bewusst sparsam mit Texten ausgestattet wird, gibt der geplante Radwanderführer (zirka 13 Euro, ab
Mai 2004 im Handel) auf insgesamt 200 Seiten Raum, Geschichte und Geschichten zu den einzelnen Stationen zu erzählen.

Die Bodendenkmalpfleger des LWL stellen die Stationen in ihrer geographischen Reihenfolge von Warendorf nach Rheine vor, zusammen mit detailliertem Kartenmaterial in einem noch "taschengängigen" Hochformat (12,5x23 cm) und mit einer praktischen Spiralheftung. Ergänzend zum Führer wird ein touristisches Beiheft erarbeitet.

Ausstellung: Die Ems auf 45 Metern
"Alles im Fluss?" fragt die geplante Ausstellung im Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster ab dem 1. Mai 2004 (bis 28.11.). Sie stellt die Ems aus naturkundlicher und kulturhistorischer Sicht auf insgesamt 1.350 Quadratmetern Ausstellungsfläche dar. Die Ausstellung besteht aus drei Bereichen: Im Hof des Museums wird in einer neugestalteten Außenanlage die Landschaft und eine Nachbildung des Emslaufes auf 45 Metern präsentiert, im Planetarium des LWL-Museums wird eine 40-minütige Multivisionsshow das Thema behandeln.

Der dritte Teil spielt im Inneren des Museums: Hier zeigen die Ausstellungsmacherinnen, wie der Mensch die Ems von einer Natur- in eine Kulturlandschaft verwandelt hat. Der Besucher erfährt zum Beispiel, dass der Biber 1750 an der Ems ausgestorben ist, dass es bereits 1777 erste Pläne zur Emsbegradigung gab oder dass die Bauern früher das nährstoffreiche Emswasser zum Düngen auf die Felder leiteten. Während die Ems heute in erster Linie der Erholung dient, war sie früher ein wichtiger Verkehrsweg. Außerdem hatte sie für die Fischerei - der letzte Emslachs wurde um 1800 gefangen - und als Mühlenantrieb große wirtschaftliche Bedeutung. Diese Veränderungen können die Besucher in aufwendigen Dioramen (Inszenierungen) erleben.

Bis heute ist die Fluss eine Lebensader der Natur. Er bietet Lebensräume, Nahrungsangebot, Brutplätze und Überwinterungsmöglichkeiten für einheimische Tiere wie den Eisvogel. Die Ems beherbergt aber auch "Neubürger" wie Regenbogenforelle und Amerikanischer Flusskrebs, ebenfalls in der Ausstellung in Münster zu sehen.

Handbuch und Bildband: Öffentliche Parks und verborgene Gärten
Das Projekt "Historische Gärten und Parks" will die vielen versteckten und teilweise vergessenen grünen Schätze entlang der Ems heben. Im Frühjahr 2004 wird ein Handbuch sowie ein repräsentativer Bildband über die schönsten und bedeutendsten Gärten und Parks der Kreise Warendorf und Steinfurt sowie der Stadt Münster erscheinen.

Während das Reisehandbuch (zirka 180 Seiten, rund 12 Euro) 40 frei zugängliche Anlagen vorstellen und erklären wird, ermöglicht der Bildband (zirka 120 Seiten, rund 35 Euro) dem Betrachter auch einen Blick hinter die Mauern und Hecken von privaten verschlossenen Besitzen. Etwa 30 verborgene Gärten und Parks stellt das Werk durch hochwertiges Bildmaterial dar. Ergänzt wird der Bildband durch Beschreibungen der Anlagen sowie durch Interviews mit den Besitzern einiger prominenter Beispiele wie dem Bischof in Münster oder Freiherr Heeremann (Schloss Surenburg bei Riesenbeck).

"Die Gärten und Parks der Region sind ihr lebendigstes Kulturerbe", begründete Teppe den Ansatz des Projektes. Das Spektrum reiche vom kunstvollen Garten bis zum Garten voller Kunst, vom Park am Herrensitz bis zum Bauern- oder Klostergarten und vom Landschaftsidyll bis zum Stadtgrün. Bereits seit 2001 arbeite ein Team des LWL an der Erfassung der Anlagen. Nahezu 150 Anlagen haben die Kunsthistoriker, Landschaftsarchitekten und Fotografen des Westfälischen Amtes für Landschafts- und Baukultur und des Westfälischen Landesmedienzentrums schon bereist und begutachtet.

Dabei gehe es nicht nur um den botanischen Wert oder die Regionalgeschichte, auch die Eignung für kulturelle Veranstaltungen werde für die Aufnahme in einer Datenbank mitbewertet. Seit einem Jahr seien die "Gartenspaziergänge", die der LWL für interessierte Besucher organisiere, sehr erfolgreich. Auch zu den historischen Gärten wird es Veranstaltungen im Rahmen der Regionale 2004 geben.






Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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