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Mitteilung vom 09.09.03

Presse-Infos | Der LWL

Barocke Gartenanlagen in ehemaligem Kloster freigelegt
Zentrale Eröffnung des Tages des Offenen Denkmals in Dalheim

Lichtenau (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben im ehemaligen Kloster Dalheim (Kreis Paderborn) Reste eines Barockgartens freigelegt. Unmittelbar unter der Grasnarbe einer Pferdeweide stießen die Ausgräber auf die Mauern eines neun Meter großen quadratischen Wasserbassins, aus dem einmal eine Fontäne emporstiegen ist.
¿Der 10.000 Quadratmeter große Dalheimer Garten ist mit dieser Entdeckung auch ein herausragendes Denkmal einer barocken Gartengestaltung im Kloster", sagte der LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe am Dienstag (9.9.) in Dalheim.

Am kommenden Sonntag (14.9.), wird der Tag des offenen Denkmals für Nordrhein-Westfalen offiziell in Dalheim eröffnet. Besucher haben dann erstmals die Möglichkeit, die Reste des zirka 250 Jahre alten Gartens zu besichtigen. Außerdem können sie am Samstag und Sonntag auf einem Markt an 40 Ständen Produkte aus Klöstern kaufen.

Das 1452 gegründete Augustiner-Kloster war 1803 von den Preußen verweltlicht (säkularisiert) und als Staatsgut (Domäne) weitergeführt worden, bevor es der LWL 1979 kaufte und vielleicht demnächst zu seinem Westfälischen Klostermuseum ausbaut. ¿Ironischerweise haben die Preußen durch die Säkularisation den Barockgarten gerettet", so Teppe weiter. ¿Sonst hätte vermutlich ein übereifriger Klostervorsteher ihm im 19. Jahrhundert eine modische Fassung als romantischer Landschaftsgarten gegeben." Der LWL denke daran, gemeinsam mit dem Land auch den Garten zum Teil des geplanten Museums zu machen.

¿Zunächst gaben uns die unregelmäßigen Bruchsteinmauern an den Seiten, die nicht zu den sorgfältigen bearbeiteten Sandsteinquadern des Beckenbodens passen wollten, große Rätsel auf", berichtete Prof. Dr. Matthias Wemhoff, LWL-Beauftragter für ein künftiges Westfälisches Klostermuseum, von der jüngsten Entdeckung in Dalheim. ¿Die Freilegung eines benachbarten Wasserkanals der Domänenzeit barg jedoch die Lösung." Unter einem Abhang hätten die Archäologen die noch über einen Meter hoch stehenden Stützmauern der Hangterrassen des am besten dokumentierten Barockgartens gefunden. Wemhoff: ¿Uns ist jetzt klar, dass ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert sehr genau den Zustand des Barockgartens widerspiegelt. Das Becken mit der großen Fontäne ist nun entdeckt, eine zweite Brunnenanlage ist ebenso wie die Mauern und die Treppen archäologisch nachgewiesen."

¿Noch 200 Jahre nach der Säkularisation ziehen Klöster das Interesse zahlreicher Besucher auf sich. Viele Kommunen, viele Vereine und viele private Eigentümer bemühen sich in Land Nordrhein-Westfalen mit großem Engagement um die einstigen Klöster. Der besondere Reiz der geregelten Architektur, die trotzdem eine ungeheure Vielfalt birgt, die Ruhe und Spiritualität und die Zeugnisse der kulturellen Leistungen der
Klöster machen sie zu attraktiven Denkmälern unseres Landes" unterstrich Prof. Dr. Heinz Günter Horn vom NRW-Städtebauministerium die Bedeutung solcher Anlagen wie Dalheim.

Weitere neue Funde - 40 Pergamenturkunden aus dem 16. bis 18. Jahrhundert - werden am Tag des Offenen Denkmals erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. In einer bislang unzugänglichen Dachkammer fanden die LWL-Archäologen nach Auskunft von Wemhoff nicht nur, wie erwartet, Stroh und Schutt der Domänenzeit auf dem Boden. In den Zwickeln der Gewölbe stießen sie außerdem auf relativ gut erhaltene Urkunden. Nach ihrer Restaurierung in der Werkstatt des LWL-Archivamtes wurde deutlich: Es handelt sich in allen Fällen um sogenannte Professurkunden, also Dokumente, mit denen ein Novize die Ablegung der ewigen Gelübde und somit die endgültige Bindung an den Orden bezeugt. Sie wurden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie unterschrieben und anschließend auf den Altar gelegt. ¿Vielleicht diente der kleine, durch seine starken Gewölbe besonders feuergeschützte Raum in unmittelbarer Nähe der Kirche als Archiv für diese wichtigen Urkunden", vermutet Wemhoff. Auch die Professurkunde des letzten Priors Franz Brühl, der 1803 das Kloster verlassen musste, ist unter diesen Urkunden.

Bei der offiziellen Eröffnung des Tages des offenen Denkmals erinnert eine kleine theatralische Inszenierung an die Aufhebung des Klosters vor 200 Jahren (Sonntag, 14. 9., ab 11 Uhr). Sonderführungen werden auch zu den neuen Grabungen im Gartenbereich angeboten. Beim ¿2. Dalheimer Klostermarkt" können Besucher an 40 Ständen Waren aus Klöstern erstehen (Eintritt zwei Euro). Ordensleute stellen ihre Produkte selber vor und stehen interessierten Marktbesuchern für Gespräche zur Verfügung. Neben Konfitüren und parfümierten Seifen aus südfranzösischen Klöstern, Weinen aus dem Kloster der Heiligen Hildegard bei Bingen und von der gegenüberliegenden Abtei Jakobsberg, ist auch belgisches Trappistenbier zu haben. Produkte aus dem Benediktinerkloster Königsmünster bei Meschede sowie den Benediktinerinnenklöstern Fulda und Herstelle bilden einen weiteren Schwerpunkt des Klostermarktes. In einer ¿Klosterbauhütte" können Kinder nachspielen, wie früher ein Kloster entstand.




























Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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