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Mitteilung vom 21.02.03

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Auf dem Weg ins neue Museum
Der "Herr von Beckum" - Ein prunkvolles Grab im Kreis Warendorf

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Beckum (lwl). Er muss ein sehr wohlhabender und einflussreicher Mann gewesen sein, der "Herr von Beckum". Wer er aber war, wie er hieß, über wen er regierte, weiß man nicht. Es existieren keine schriftlichen Quellen. Das Wissen um seinen Reichtum und seine Macht ist nur an seinem Grab abzulesen, das an der Hammer Straße in Beckum (Kreis Warendorf) lag.

Gräber sind für Archäologen eine wahre Fundgrube, in der sie Informationen über längst vergangene Zeiten sammeln. Die Ergebnisse ihrer Arbeit - im Beckumer Fall vom frühen 7. Jahrhundert an - präsentieren die Wissenschaftler in der Ausstellung im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 28. März in Herne eröffnet. "Wir werden die Exponate im Grabungszusammenhang ausstellen", verspricht Dr. Sven Spiong gute Einblicke. Pläne des Friedhofs und Fotos der Grabanlage ergänzen die Präsentation in Bodenvitrinen des neuen Museums.

Es gibt viel zu sehen aus dem Grab, dessen Erforschung 1959 begann, als Arbeiter vor Baubeginn einer neuen Firma Waffen fanden, Gebeine, eine Schwertklinge und Pferdezähne. Schnell war klar, dass man auf zwei Friedhöfe mit insgesamt 120 Bestattungen gestoßen war, auf dem die Beckumer ihre Toten seit dem 5. Jahrhundert an dem Flüßchen Werse beerdigten. "Als der ,Herr von Beckum' starb, war er 50 Jahre alt", erklärt der LWL-Archäologe Dr. Christoph Grünewald. "Seine Bestattung war prachtvoll." Die Trauernden legten ihn in eine Holzkammer, schütteten einen Hügel darüber auf und begruben zehn Pferde und einen Hund in einem lockeren Kranz um ihn herum.

Zu welchem Volksstamm er gehörte, ist unklar. "Die Toten auf diesem Gräberfeld liegen nicht nur in geographischer, sondern in fast jeder Hinsicht dazwischen", sagt der Archäologe, "Dazwischen" bedeutet, dass die Beckumer nordöstlich des Frankenreichs und südlich des Kerngebietes der Sachsen lebten, die Begräbnissitten auf Sachsen hindeuten, die Grabbeigaben aber häufig Gegenstände aus dem Reich der Franken waren.

Neben zwei goldenen Beschlägen eines Trinkhorns, einem Ango - einem eisernen Wurfspieß -, einer Nachprägung einer Goldmünze des Kaisers Justinus II. von Byzanz und einer Streitaxt aus Eisen sind zwei Stücke wichtig, erklärt Grünewald begeistert die Besonderheiten des Grabes. Eines ist das kostbare Ringknauf-Schwert, das ein Gefolgsherr, eventuell sogar der König der Franken, einem seiner Getreuen übergab. Das zweite sind " goldene Beschläge einer Tasche, die aus aufgelöteten gedrehten Golddrähten bestehen und die es in Europa in vergleichbarer Qualität nur in Gräbern von hochrangigen Herrschern gibt".

Am 28. März wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.









Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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