Mitteilung vom 13.02.03
Presse-Infos | Der LWL
Auf dem Weg ins neue Museum
Die Ente aus der Eisenzeit: 'Zu hübsch, um westfälisch zu sein'
Eilshausen (lwl). Westfalen, im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt: In Eilshausen trägt eine Familie den ältesten Sohn zu Grabe, verbrennt seine Leiche in einer der üblichen Gruben. Die Menschen geben ihrem Toten Tongefäße mit, ein wenig Schmuck, Kleidung.
Vor knapp 15 Jahren graben Archäologen die Gräber aus, mehrere hundert auf einer Fläche von 2,3 Hektar in dem Örtchen, das heute zur Gemeinde Hiddenhausen im Kreis Herford gehört. Mitten zwischen den Alltagsgegenständen finden die Wissenschaftler eine kleine Ente. Einen
winzigen, etwas über vier Zentimeter großen Vogel aus Bronze.
Ein außergewöhnliches Fundstück - warum? "Sie ist zu hübsch, um westfälisch zu sein", erklärt Dr. Daniel Bérenger lachend. Der Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) meint es ernst. Es sei nämlich erwiesen, dass der bronzene Vogel nicht in Westfalen entstand. Wahrscheinlich stamme er aus Südwestdeutschland, wo seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. die Hochkultur der Kelten blühte. Bérenger: "Der Einfluss dieses Volkes war immens. In Westfalen ahmten die Menschen vor allem Schmuckstücke nach, die sie aus dem Süden importiert hatten."
Das possierliche Tierchen mit dem langen, nach vorne rund werdenden Schnabel, dem kugeligem Kopf, dem zierlichen schlanken Körper wird im neuen Westfälischen Museum für Archäologie zu sehen sein, dass der LWL am 28. März in Herne eröffnet. Die Ausstellung präsentiert die Ente nicht in ihrem "westfälischen Teil" sondern in der Wand, die zum "Blick in die Welt" genutzt wird, indem an vielen Stellen Öffnungen gleichzeitige Ereignisse aus anderen Regionen zeigen. "Wir haben so eine gute Möglichkeit, die Kultur der Kelten anzuschneiden", sagt Bérenger.
Das gesamte letzte Jahrtausend v. Chr. sei schwer zu fassen, erklärt der Wissenschaftler weiter. Sicher ist jedenfalls, dass im nördlichen Europa, aber auch im Süden die Abbildung von Wasservögeln in der ersten Hälfte des Jahrtausends sehr beliebt war. Waren es zunächst vor allem Schwäne, oft im Zusammenhang mit Kultwagen oder mit Sonnenbarken, kamen später auch Enten als Motive auf. Welche Funktion das Tier aus Eilshausen hatte, bevor es ins Grab gegeben wurde, ist rätselhaft, ebenso die genaue Herkunft der Ente und ihr Weg in den Herforder Raum. Für den Zweck als Grabbeigabe aber hat Bérenger eine Erklärung. Die Ente könne als eine Art Talisman oder Amulett benutzt worden sein: "Als symbolische Beigabe, die entweder zum Schutz des Toten oder auch vor dem Toten diente."
Am 28. März wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.
Pressekontakt:
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