LWL-Newsroom

Mitteilung vom 06.02.03

Presse-Infos | Der LWL

Wenn die Seele sofort Hilfe braucht: Neue Ambulanz für traumatisierte Kinder

Bewertung:

Gemeinsame Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und der Bezirksregierung Münster:


Hamm/Münster. Das missbrauchte Mädchen; der misshandelte Junge; Soforthilfe suchende Polizeibeamte vor Ort; minderjährige Gewaltopfer, die ihr traumatisches Erleben als Zeugen vor Gericht, Aug' in Aug' mit dem Täter, erneut durchleiden - in Westfalen-Lippe haben sie jetzt eine neue Hilfe-Adresse: die Trauma-Ambulanz speziell für Kinder und Jugendliche in Hamm. Ein ähnliches Angebot gab es bislang nur in Datteln.

Am Hammer Institut für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) richten die Bezirksregierung Münster sowie deren Versorgungsämter in Soest, Dortmund, Münster und Bielefeld zusammen mit dem Kommunalverband die neue Anlaufstelle ein.

"Schnell und ohne Papierkrieg", so Sozialabteilungsleiter Gerhard Hösel von der Bezirksregierung, erfahren dort junge Gewaltopfer professionelle Unterstützung, damit sich seelische Schäden möglichst nicht zur Dauerkrankheit mit Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Depressionen, Angstzuständen, Schuldkomplexen oder tief sitzendem Misstrauen auswachsen.

"Traumatische Erlebnisse - zum Beispiel auch durch schwere Unfälle oder Naturkatastrophen - lassen sich durchaus mit körperlichen Verletzungen vergleichen: Eine seelische Wunde braucht sofortige Versorgung, Pflege und Zeit, um zu verheilen", sagt der Hammer Kinderpsychiater Dr. Wilfried Huck, "darum sollten Eltern oder Kinder und Jugendliche auch bei seelischen Verletzungen Hilfe suchen."

Unter der Telefonnummer 02381/8930 erreichen Hilfesuchende im Notfall rund um die Uhr die kinderpsychiatrische Trauma-'Task Force'. Auch über die Polizei oder Ordnungs- bzw. Jugendämter vor Ort gelangen Betroffene zu den Profis in der Hammer Ambulanz. Das sind vor allem ärztliche und psychologische Psychotherapeuten. Sie leisten die akute Erstversorgung und leiten weitere Hilfen ein. Nach Angaben von Gerhard Hösel können psychisch geschädigte Kinder auch "direkt am Tatort abgeholt und, wenn nötig, für drei Tage stationär untergebracht werden". Die Therapeuten stehen betroffenen Kindern und Jugendlichen bei Bedarf vor, während und nach Gerichtsverhandlungen zur Seite - in Belastungssituationen also, die vor allem bei innerfamiliärer Gewalt besondere psychische Spannungen bei den minderjährigen Zeugen hervorrufen.

Die Kosten für die neuartige Opferhilfe tragen die Versorgungsämter auf der Grundlage des Opferentschädigungsgesetzes. In einem vereinfachten Verfahren stellen Betroffene noch auf der Polizeiwache mit Hilfe des Beamten einen so genannten Kurzantrag, alles weitere regelt die Versorgungsverwaltung.

Etwa 13 Prozent aller Jugendlichen werden nach Expertenschätzung zwischen 14 und 24 Jahren Opfer von körperlicher Gewalt, sexuellem Mißbrauch oder Vergewaltigung. 1,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet irgendwann im Leben an einer sogenannten "Posttraumatischen Belastungsstörung". Das langfristige Erkrankungsrisiko steigt, wenn nicht frühe Hilfe erfolgt. In der Hammer LWL-Ambulanz können jährlich ca. 30 Kinder und Jugendliche behandelt werden.







Pressekontakt:
Stefan Bergmann, Bezirksregierung Münster, Telefon: 0251 411-1066 oder Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos