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Mitteilung vom 06.02.03

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum:
Zurück nach Herne - Ein Mahlstein als Symbol für die ersten Bauern vor 7.000 Jahren

Herne (lwl). Nun liegt er unter Glas. Der Mahlstein aus Herne, den die Menschen vor 7.000 Jahren benutzten, um Weizen zu zerkleinern. Inmitten anderer Funde aus der Jungsteinzeit, in der in Westfalen Ackerbauern und Viehzüchter aus Südost- und Westeuropa das Land der Jäger und Sammler besiedelten. Er ist ein Symbol für eine der wichtigsten Wenden in der Menschheitsgeschichte, beschreibt das Leben der ersten Bauern, die den Laubwald rodeten, Getreide anbauten, in größeren Gemeinschaften lebten, Häuser bauten, Handel betrieben.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt den Stein in seinem neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das er am 28. März in Herne eröffnen wird. "Wir präsentieren den Mahlstein in einem so genannten Erdwerk", sagt Archäologin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Die Wall- und Grabenanlage, in der der Stein zwischen anderen Funden wie Schlachtabfällen, Beilen, Getreide oder Töpfen arrangiert wird, "steht für die Zeit der frühen Bauern, die Vorräte anlegten, Besitz horteten."

Das Erdwerk, das aus einem Graben, einem Wall und darauf gebauten Palisaden aus Holz bestand, könnte auch zum Schutz vor anderen Sippen entstanden sein, die beispielsweise nach einer Missernte das Getreide der Nachbarn stehlen wollten, erklärt Rüschoff-Thale. "Denn sobald man etwas besaß, musste man sich schützen."

"Möglich ist auch", sagt die frisch gebackene Museumsleiterin, dass die Anlagen aus der Zeit von 5500 bis 2800 v. Chr. als Bestattungsplätze dienten, da man oft Tote in den Gräben findet, oder als Kultplatz und gesellschaftlicher Treffpunkt. Da es einen enormen Arbeitsaufwand erforderte, die Grabenwerke zu bauen, hat die gemeinsame Anstrengung sicher das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Vielleicht waren sie auch Treffpunkt für Feste und Märkte oder Sitz einer zentralen weltlichen und religiösen Gewalt.

Einen ungefähren Eindruck der gewaltigen, bis zu zwölf Hektar großen Anlagen bekommt man im Museum in Herne. Dort legen die Archäologen aus 22 Tonnen Kalksteinen einen drei Meter breiten und zehn Meter langen Graben an. Das Material stammt aus dem Erdwerk von Brakel-Erkeln (Kreis Höxter). Die Größe des Walls und der Palisaden stellen die Wissenschaftler mit riesigen Gazetüchern nach. Das Gebilde endet an einer Wand, in die ein originaler Schnitt aus einem Erdwerk - ein drei Meter breites und 1,20 Meter hohes Erdprofil - eingelassen ist. Um diese Installation wiederum mit der Wirklichkeit vergleichen zu können, ist ein 2,85 mal 2,85 Meter großes Modell einer Siedlung mit einem Erdwerk aus dieser Zeit zu betrachten. Und mitten im Erdwerk liegt der kleine Mahlstein aus Herne, mit dem eine Bäuerin ungefähr zweieinhalb Stunden brauchte, um das Getreide für eine Mahlzeit für ihre Familie zu mahlen.

Am 28. März 2003 wird der LWL sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir noch auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.




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