Mitteilung vom 22.01.03
Presse-Infos | Der LWL
Auf dem Weg ins neue Museum
Geschichte in Schichten - ein Profilblock aus der Bielefelder Neustadt "erzählt"
Bielefeld (lwl). Nicht nur Menschen können von der Vergangenheit berichten. Auch einfache Steine lassen Geschichte lebendig werden. Ein ganz besonderer Zeuge erzählt von knapp 1100 Jahren Bielefelder Stadthistorie: Ein Profilblock aus einer feuchten Niederung des Bohnenbachs informiert über eine Händler- und Gewerbesiedlung, aus der 1214 die Stadt Bielefeld hervorging.
Das Profil wird im neuen Westfälischen Museum für Archäologie zu sehen sein, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Ende März in Herne eröffnet. "In dem ein mal zwei Meter breiten, 2,50 Meter hohen
Exponat", erklärt Dr. Sven Spiong vom LWL, "liegen die unterschiedlichen Erd-, Stein- und Sandschichten übereinander, die sich im Laufe der Jahrhunderte abgelagert haben. Das Profil entstammt einer Grabung auf dem ehemaligen Parkplatz an der "Welle", wo jetzt eine mehrstöckige Tiefgarage und ein Kaufhaus entstehen.
In der untersten Schicht aus dem 12. oder 13. Jahrhundert sieht man beispielsweise die Äste, Zweige und Knochen, mit denen die Menschen die Oberfläche der sumpfigen Niederung befestigten, erläutert der Archäologe Dieter Lammers, der mit seinen Kollegen seit Herbst 1999 auf dem 3000
Quadratmeter großen Gelände gegraben hat. Im Schlamm hinterließen Haustiere wie Pferde, Kühe oder Schweine ihre Spuren, die in der zweiten Schicht erhalten sind. Die Wissenschaftler legten die alte Oberfläche frei und gossen die Tritte mit Gips aus. Auch diese Abdrücke sind im neuen Museum zu sehen.
Nach 1520 schlossen die Bürger die Altstadt und die Neustadt zusammen, verfüllten die Niederung des Baches mit Sand und Schotter. Häuser entstanden, die Anwohner pflasterten Höfe und Innenräume. Die verschieden großen Kalksandsteine sind in der dritten Schicht zu sehen. In der Ausstellung zeigt der LWL das Pflaster aus dem Innenraum eines Wohnhauses, dessen einzelnen Steine Restauratoren bargen und nach dem originalen Muster wieder zusammensetzten.
An dem Profil und den anderen Funden der Grabung lassen sich weitere interessante Fakten ablesen. Die Archäologen fanden Keramikfunde im Nordteil des Grabungsgeländes, die von der Besiedlung des Bereichs bereits im 8. Jahrhundert zeugen. Bielefeld wurde schriftlich aber erst 856/866 erstmals erwähnt. Es kamen die Reste eines Steingebäudes aus dem 13. Jahrhunderts und einige Abfallgruben aus dem Spätmittelalter zutage, ebenso ein Brunnen des alten Dorfs in der Niederung, der um das Jahr 1000 entstand - das bis jetzt älteste Bauwerk Bielefelds.
Aus der neueren Geschichte entdeckten die Forscher einige der 1944 im Bombenkrieg zerstörten Bürgerhäuser. Die Bielefelder glätteten und asphaltierten damals den Bereich, der nur noch aus Bombenschutt bestand. Aus der jahrhundertealten Siedlung wurde ein Parkplatz. An ihn erinnert die oberste Schicht im Profil, die aus Asphalt besteht. Und ganz oben auf der "Geschichte in Schichten" thront im Museum eine Parkuhr.
Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.
Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0
zur Druckansicht dieser Seite
zu den aktuellen Presse-Infos