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Mitteilung vom 16.01.03

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Schwerter für den Frieden
Drei prachtvolle Klingen in Hagen versteckt

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Hagen (lwl). 2800 Jahre ist es her, dass sich Fürsten von Bayern, Burgund und Schleswigs auf den mühevollen Weg nach Hagen in Westfalen machten. Sie hatten einige Streitigkeiten miteinander gehabt, einige kleinere Schlachten geschlagen, bis die Vernunft siegte. Im Schatten einer Eiche trafen sie sich gegen Nachmittag, nahmen ihre prachtvollen Schwerter, vergruben sie im Schiefergestein und wurden Verbündete.

"Das ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt", sagt Dr. Daniel Bérenger, Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), "aber es könnte in die Zeit passen." Die Wissenschaftler sind sich nicht sicher, wer ungefähr im Jahre 800 v. Chr. am Fuße des Kaisbergs, an dem sich die Ruhr entlang zieht, getroffen hat und dort seine Schwerter vergrub. Klar ist aber, dass sich ab 900 v. Chr. in Europa neue Herrscherschichten herausbildeten, die eine enge Verbindung miteinander hatten. Mit den so genannten Schwerthorten, so nimmt man an, besiegelten sie ihre Verträge. Die drei reich verzierten Prunkschwerter, die 1876 bei Bauarbeiten der Eisenbahnstrecke von Hagen-Vorhalle nach Dortmund gefunden wurden, sind einer der wenigen herausragenden Bronzefunde Westfalens.

Im neuen Museum für Archäologie in Herne, das der LWL im März eröffnen wird, ist eines der Originale zu sehen. Denn der Fund war vor über 100 Jahren so unwahrscheinlich und Aufsehen erregend, dass man die Schwerter auf drei Museen verteilte, erklärt Bérenger. "Das würde man heute nicht mehr so machen", sagt der Wissenschaftler. Damals habe mehr die Bedeutung der einzelnen Funde gezählt, heute ginge es vor allem um den wissenschaftlichen Zusammenhang der Exponate. Stattdessen sind in Herne neben einer echten Klinge zwei Kopien zu sehen, "die aber so gut sind, dass man sie kaum von den beiden originalen Schwertern unterscheiden kann". Die beiden anderen gelangten in das Ruhrlandmuseum Essen und in die Museen Burg Altena.

Die eindrucksvollen Waffen sind ungefähr ein Kilogramm schwer, 85 Zentimeter lang und sechs Zentimeter breit, erläutert Bérenger. Die Griffe waren wahrscheinlich aus organischem Material wie Horn, Geweih oder Holz: "Sie sind nicht mehr erhalten." Die Klingen sind in einem Stück gegossen und gehören zu der weit über Europa verstreuten Familie jungbronzezeitlicher Langschwerter. "Vielleicht sind es Importstücke aus dem Mittel- und Oberrhein-Gebiet oder aus Ostfrankreich", vermutet der Archäologe, vielleicht aber hat auch eine fahrende Werkstatt die Zeichen der Macht angefertigt.

Ob die Potentaten die Schwerter im Kampf benutzten, ist umstritten. Die Griffe waren im Vergleich zur Länge und zum Gewicht des Schwertes sehr klein, was gegen den Einsatz im Gefecht spricht. Die wenigen Gebrauchsspuren interpretieren manche Wissenschaftler als Hiebeinkerbungen. In Hagen jedenfalls dienten die Waffen einem friedlichen Zweck - so lange, wie der gemeinsame Vertrag gewirkt hat.

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Ge-schichte machen.



Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen in der Region. Mit seinen 40 Schulen, 17 Krankenhäusern, 17 Museen und als einer der größten Sozialhilfezahler Deutschlands erfüllt der LWL Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, der durch ein Parlament mit 135 Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert wird.





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