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Mitteilung vom 18.12.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins Museum
Wiederbelebte Architektur

Das Gelsenkirchener Schloss Horst - eine einzigartige Renaissance-Anlage

Bewertung:

Gelsenkirchen (lwl). Prächtige Fassaden, ein großzügig angelegtes Treppenhaus und aufwändig ausgestattete Säle und Galeriegänge: Das Schloss Horst im Gelsenkirchener Nordwesten muss zu seiner Entstehungszeit um 1568 wunderschön ausgesehen haben. Leider hatten die Baumeister im Wortsinne auf Sand gebaut, von der ehemaligen Vierflügelanlage stehen nur noch Reste das Sockelgeschosses, Teile des Eingangsflügels und des Herrenhausflügels.

Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das Ende März 2003 eröffnet wird, soll das Schloss so zu sehen sein, wie es damals
den Besucher beeindruckte. Die Wissenschaftler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) präsentieren in Herne die einzigartige Renaissance-Anlage in einer virtuellen Rekonstruktion. "Wir haben am Computer ein dreidimensionales Modell erstellt", erklärt Dr. Hans-Werner Peine, unter dessen Leitung seit Anfang der 1990-er Jahre Ausgrabungen am Schloss laufen. "Auf dem Bildschirm umrundet man die prunkvolle Anlage, die als Ausbau des Stammsitzes der Familie von Horst entstand, und betritt deren Innenhof. Auch die Vorgängerbauten sind zu sehen wie die erste Horster Burg."

Das westfälische Adelsgeschlecht wurde um 1200 mit Gerhard von der Horst an der Emscher ansässig. Der bedeutendste Sproß aus dem Geschlecht war Rütger von der Horst (1519-1582). Er genoss eine umfangreiche humanistische Bildung, reiste in europäische Hauptstädte. Seine wohlhabende Ehefrau Anna von Palandt nahm großen Einfluss auf Horst. Er machte Karriere als Amtmann in Rheinberg, wurde kurkölnischer Marshall, hatte als "Stiefschwippschwager" familiäre Bindungen zu Wilhelm von Oranien-Nassau.

Die Burganlage, die sich sowieso schon recht
trostlosen Zustand befand, brannte 1554 genauso wie sein Amtssitz in Rheinberg mitsamt der ganzen Stadt ab. Der Plan eines Neubaus reifte. 1578 vollendete der Arnheimer Stadtbaumeister Arnt Johannsen toe Bocop das Schloss.

Im Rückgriff auf antike Bautradtionen entstand es auf einem quadratischen Grundriss mit vier leicht vorgeschobenen Ecktürmen, erläutert Dr. Sven-Spiong, der zuständige Wissenschaftler im neuen Museum in Herne, "nach dem Vorbild italienischer Palazzo-Architektur". Fassaden und Innenräume gestaltete der Bauherr recht verspielt, "der niederländische Manierismus kam dem renaissancezeitlichen Bedürfnis nach Repräsentation entgegen", beschreibt der Archäologe das Aussehen des Baus.

Die Herrlichkeit hielt nicht ewig. Das Gelsenkirchener Schloss verfiel mit der Zeit, erste Schäden sind aus dem 17. Jahrhundert verzeichnet. Zwischen 1830 und 1843 stürzten West-, Nord- und Südturm ein, rissen Teile der Flügel mit sich. Der Grund: das schlechte Fundament auf einem ungeeigneten Untergrund.

Neben der virtuellen Präsentation des Schlosses sind in Herne einige Fundstücke zu sehen. Von 1562 stammt ein Kaisermedaillon, das Rütger von der Horst anfertigen ließ. Mit dem Hannibal-Scipio-Fries, mehrere hundert Meter entlang den Wänden des Schlosses, stellte sich der Schlossherr in die Reihe großer Feldherren und verherrlichte sich als großen Strategen. Ofenkacheln, ein Konfektkelch, ein Kelchglas mit eingeschmolzenen Glasfäden nach venezianischer Art, ein Sturzbecher, silberne Löffel sind ebenfalls zu bestaunen - als Überbleibsel einer hochherrschaftlichen Zeit.

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.












Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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