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Mitteilung vom 13.12.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins Museum
Das "weiße Gold" aus Westfalen

Werl (lwl). Ohne Salz schmeckt das beste Essen fad. Kein Problem, denn im Supermarkt gibt es das Würzmittel pfundweise zu Cent-Preisen. Früher war das anders. in Westfalen musste man jedes Korn mühsam aus salzhaltigem Wasser gewinnen, das "weiße Gold" war ein wertvolles Produkt, das ganzen Landstrichen Wohlstand und Reichtum brachte. Denn man brauchte Salz - in den Zeiten vor der Erfindung des Kühlschrankes - auch als Konservierungsmittel, um beispielsweise Fleisch haltbar machen.

Zwischen 600 und 300 v. Chr. gewannen Salzsieder in Westfalen das Mineral aus salzhaltigen Quellen, erklärt Dr. Daniel Bérenger. Der Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) verweist auf einen Fund in Werl (Kreis Soest), der als frühester Beleg für Salzherstellung in Westfalen gilt. Dort floss bis Anfang des 20. Jahrhunderts der Salzbach durch die Stadt, bis er durch Grundwasserabsenkungen als Folge des Steinkohleabbaus versiegte. Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie in Herne, das Ende März nächsten Jahres eröffnet wird, bekommen die Besucher einen Eindruck, wie man vor zweieinhalb Jahrtausenden Salz produzierte.

Die Bewohner der Gebiete mit Salzquellen wie am Hellweg zwischen Unna und Salzkotten versuchten sich im Salzsieden und wurden zu Spezialisten. Die Technik, die vielleicht schon früh als "Technologietransfer" aus anderen Regionen importiert wurde, funktioniert nach einem simplen Prinzip - für das allerdings viel Material nötig war.

Die Salzsieder errichteten auf großen Lehmplatten eine Konstruktion von zylindrischen Standsäulen, auf die sie Tontiegel stellten, beschreibt Bérenger das Verfahren. In die Tiegel füllten die Arbeiter Sole. Sie erhitzten das salzhaltige Wasser, bis sich Kristalle absetzten, und wiederholten den Vorgang so oft, bis sich in den Tiegeln Formsalzkegel bildeten. Wie zeitaufwändig die Arbeit war, ist an den Funden abzulesen, die die Archäologen in Werl machten. Zu Tausenden, in dicken Schichten, fanden sie die Reste der kleinen Säulen, die scheinbar häufig zerbrachen. Das Produktionsverfahren nennen die Archäologen französisch "Briquetage", weil frühe Entdecker der mächtigen Scherbenschichten in Lothringen ihre Funde zunächst mit den Überresten einer Ziegelei verglichen hatten.

Belegt ist durch die Größenordnung der Funde, dass die Salzsieder einen Überschuss für den Handel produzierten, selbst vom Tausch lebten. Die Bergung bezeichnet Bérenger als Glücksfund, da die Wissenschaftler die mitgefundenen Scherben mit Hilfe der Verzierungen und Gefäßformen gut datieren können. Wie lange man allerdings in vorgeschichtlicher Zeit in Werl Salz herstellte und warum man damit aufhörte, sei - leider - noch ein Rätsel.

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.







Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




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