LWL-Newsroom

Mitteilung vom 14.11.02

Presse-Infos | Der LWL

Auf dem Weg ins neue Museum
Schmuck im Schlamm - der schönste Bernsteinfund in Westfalen

Bewertung:

Lienen (lwl). Dunkel war die Nacht und regnerisch, vor 2.500 Jahren in Lienen-Kattenvenne (Kreis Steinfurt). Eine wohlhabende, gut gekleidete Dame konnte nicht schlafen, sorgte sich um ihre Familie, um das Glück ihrer Kinder und Verwandten. Sie nahm ihren Schmuck, ein prächtiges Bernsteinkollier mit acht Perlen und fünf Bronzeringen, und ging nach draußen. Sie stapfte durch das moorige Dünengelände, über den morastigen Boden. Unter einer Waldweide, im reinen Sand, vergrub sie ihre Schätze, 25 Zentimeter tief. Beruhigt wanderte sie nach Hause.

"So könnte es vielleicht gewesen sein", sagt Dr. Daniel Bérenger vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der Archäologe hat verschiedene Theorien, warum die Frau ihren Schmuck, den der Pflug eines Bauern vor knapp 50 Jahren zufällig aus dem Boden holte, in der unwirtlichen Gegend vergrub. "Sie wollte ihren Besitz über unsichere Zeiten retten", nimmt er an. "Anschließend konnte sie ihn nicht mehr ausgraben, weil sie gestorben war". Oder sie habe ihre Reichtümer einer Naturgottheit gestiftet, um diese gnädig zu stimmen.

Im neuen Westfälischen Museum für Archäologie, das Ende März nächsten Jahres in Herne eröffnet wird, stellt der LWL den Schmuck so aus, wie er damals im Boden lag. In einer Bodenvitrine mit einem gläsernen Deckel liegen die Ringe aus massiver Bronze. An einem sieht der Besucher die Perlen aufgereiht, deren größte 50 Gramm wiegt.

Der Fund, ein so genannter Hortfund, ist ein Glücksgriff für die Archäologen, denn Schmuck in gutem Zustand aus diesen Zeiten ist selten. In Gräbern nämlich finden die Wissenschaftler meist nur schlecht erhaltene Reste, weil die Grabbeigaben mit den Toten verbrannt sind. Vielfach hilft man sich mit Rekonstruktionen der Stücke, mit denen die Restauratoren zeigen, wie diese ursprünglich ausgesehen haben.

Die Menschen in der Bronze- und Eisenzeit (3. bis 1. Jahrtausend v. Chr.) fertigten ihre Kostbarkeiten aus Materialien wie Bronze, Eisen, Glas, Korallen und eben Bernstein an. Mit den einfachen Rohstoffen erzeugten sie Fibeln, Gürtel und Ketten, die gleich mehrere Aufgaben hatten. Sie mussten zeitgemäß, schön und wertvoll wirken. Zugleich sollten sie einen ganz praktischen Zweck erfüllen: die Kleidung zusammenhalten.

Der Fund in Kattenvenne ist auch deswegen so einzigartig, weil er die Gesamtheit aller Bernsteinfunde aus der vorgeschichtlichen Zeit in Westfalen qualitativ und quantitativ übertrifft. Das Material kam vor allem an der Nord- und Ostseeküste vor, Händler vermittelten es bis in den Mittelmeerraum. "Wir erfahren durch solche Funde vieles Neues über die Techniken der Kunstschmiede", erklärt Daniel Bérenger, "zudem können sie auch ein Hinweis dafür sein, dass durch die Region eine Handelsroute der damaligen Zeit führte, die die Menschen im Süden und Norden verband."

Ende März 2003 wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sein neues Archäologiemuseum in Herne eröffnen. In den folgenden Wochen weisen wir auf eine Reihe von interessanten Exponaten hin, die sich auf die Reise in die neue Ausstellung über 250.000 Jahre westfälischer Geschichte machen.






Pressekontakt:
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235
presse@lwl.org




Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


Der LWL auf Facebook:
https://www.facebook.com/LWL2.0






Ihr Kommentar




zur Druckansicht dieser Seite

zu den aktuellen Presse-Infos